Simone de Beauvoir war eine der bedeutendsten und einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Als Schriftstellerin, Philosophin des Existenzialismus und Vorkämpferin des Feminismus prägte sie das Denken ihrer Zeit und darüber hinaus maßgeblich. Ihr Werk und ihr Leben, das sie oft gegen gesellschaftliche Konventionen führte, inspirieren bis heute Millionen von Menschen weltweit. Dieser Artikel beleuchtet zentrale Aspekte ihres Lebens, ihre berühmten Worte und eine besonders prägende Beziehung.

Wer war Simone de Beauvoir?
Geboren am 9. Januar 1908 in Paris, wuchs Simone de Beauvoir in einer bürgerlichen Familie auf. Nach dem Ersten Weltkrieg verschlechterten sich die finanziellen Verhältnisse ihrer Eltern, was die Familie zu einem bescheideneren Leben in der Rue de Rennes zwang. Schon früh zeigte Simone eine außergewöhnliche Begabung und Lernbegierde. Mit fünfeinhalb Jahren besuchte sie das katholische Mädcheninstitut Cours Désir in der Rue Jacob, wo sie sich als Musterschülerin hervortat und das französische Abitur, den Baccalauréat, ablegte. Ihre akademische Laufbahn setzte sie mit dem Studium der französischen Philologie und Mathematik fort, bevor sie sich ganz der Philosophie an der renommierten Sorbonne in Paris widmete.
An der Sorbonne erlangte sie 1928 die Licence und verfasste eine Diplomarbeit über den Philosophen Leibniz. Während ihrer Vorbereitung auf die „Agrégation“ in Philosophie, eine der höchsten Qualifikationen für das Lehramt in Frankreich, traf sie auf eine Reihe junger Intellektueller, die später Berühmtheit erlangen sollten. Unter ihnen war auch Jean-Paul Sartre, der ihr lebenslanger Gefährte und intellektueller Partner wurde. Ihre Beziehung war unkonventionell und basierte auf einer tiefen gegenseitigen Anerkennung und intellektuellen Verbundenheit, die das traditionelle Ehemodell in Frage stellte.
Nach Abschluss ihres Studiums unterrichtete Simone de Beauvoir zunächst von 1932 bis 1936 in Rouen, bevor sie an Gymnasien in Paris, dem Lycée Molière und Camille Sée, tätig war. Ab 1943 zog sie sich zunehmend aus dem Schuldienst zurück, um sich ganz ihrer schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Diese Entscheidung ermöglichte es ihr, sich intensiver mit den philosophischen und gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen, die sie bewegten.
Ihr Denken und berühmte Zitate
Simone de Beauvoirs philosophisches Werk ist eng mit dem Existenzialismus verbunden, obwohl sie sich selbst oft als Philosophin bezeichnete, die aus dem Existenzialismus kam, aber nicht streng in ihm verhaftet blieb. Ihr Denken kreiste oft um Themen wie Freiheit, Verantwortung, das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft und die Konstruktion von Identität. Eines ihrer berühmtesten Werke, „Le Deuxième Sexe“ (Das andere Geschlecht), das 1949 erschien, wurde zu einem Grundlagentext des modernen Feminismus und analysierte die gesellschaftliche Konstruktion der Weiblichkeit. Aus diesem Werk stammt auch ihr wohl bekanntestes und am häufigsten zitiertes Statement, das die traditionelle Sichtweise auf Geschlecht revolutionierte:
Das wohl bekannteste Zitat lautet: „Man wird nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht.“
Dieses Zitat, das die Unterscheidung zwischen biologischem Geschlecht (sex) und sozialem Geschlecht (gender) vorwegnahm, argumentiert, dass die Eigenschaften und Rollen, die als „weiblich“ gelten, nicht naturgegeben sind, sondern durch Gesellschaft, Kultur und Erziehung geformt werden. Es ist eine Aufforderung, die starren Kategorien zu hinterfragen und die Freiheit des Individuums zu erkennen, sich jenseits zugeschriebener Rollen zu entfalten.
Neben diesem zentralen Gedanken formulierte Beauvoir viele weitere tiefgründige Beobachtungen über das menschliche Dasein und die gesellschaftlichen Verhältnisse. Einige weitere bemerkenswerte Zitate, die ihr Denken widerspiegeln, umfassen:
„Wenige Aufgaben gleichen mehr der Qual des Sisyphos als die Hausarbeit, mit ihrer endlosen Wiederholung: Das Saubere wird schmutzig, das Schmutzige wird sauber gemacht, immer und immer wieder, Tag für Tag. Die Hausfrau verausgabt sich im Zeitvertreib: Sie schafft nichts, sie perpetuiert nur die Gegenwart… Essen, Schlafen, Putzen – die Jahre steigen nicht länger zum Himmel auf, sie liegen vor ihr ausgebreitet, grau und identisch. Der Kampf gegen Staub und Schmutz ist niemals gewonnen.“ – Dieses Zitat beleuchtet die monotone und oft unsichtbare Arbeit, die Frauen im Haushalt leisten, und kritisiert deren mangelnde Anerkennung und Sinnhaftigkeit im traditionellen Rollenverständnis.
„Jede Unterdrückung schafft einen Kriegszustand; das ist keine Ausnahme.“ – Ein starkes politisches Statement, das die Notwendigkeit des Widerstands gegen jede Form der Unterdrückung betont.

„Das eigene Leben hat nur dann Wert, solange man dem Leben anderer Wert beimisst, durch Liebe, Freundschaft, Empörung, Mitgefühl.“ – Dieses Zitat unterstreicht die existenzielle Verbundenheit der Menschen und die Bedeutung von Empathie und sozialem Engagement.
„An dem Tag, an dem es der Frau möglich sein wird, nicht in ihrer Schwäche, sondern in Stärke zu lieben, nicht um sich selbst zu entkommen, sondern sich selbst zu finden, nicht um sich selbst zu erniedrigen, sondern sich selbst zu behaupten – an diesem Tag wird die Liebe für sie, wie für den Mann, eine Quelle des Lebens und nicht tödlicher Gefahr sein.“ – Eine Vision von Liebe, die auf Gleichheit und Selbstbestimmung basiert, im Gegensatz zu traditionellen Beziehungen, die Frauen oft in Abhängigkeit halten.
Diese Zitate geben einen Einblick in die Bandbreite von Beauvoirs Denken, das sich von der persönlichen Erfahrung bis zur Analyse gesellschaftlicher Strukturen erstreckte.
Die Bedeutung von Zaza: Eine außergewöhnliche Freundschaft
Neben ihrer berühmten Beziehung zu Jean-Paul Sartre spielte eine andere Verbindung eine immens wichtige Rolle in Simone de Beauvoirs Leben, insbesondere in ihren prägenden Jahren: die Freundschaft zu Elisabeth Lacoin, genannt Zaza. Zaza war ein Jahr älter als Simone und ihre Kindheitsfreundin. Die beiden teilten eine tiefe intellektuelle und emotionale Verbundenheit, die Beauvoir in ihren Memoiren ausführlich beschrieb, insbesondere im ersten Band ihrer Autobiografie, „Mémoires d'une jeune fille rangée“ (Memoiren einer Tochter aus gutem Hause).
Beauvoir empfand Zaza als die einzige Person, mit der sie „echte Gespräche“ führen konnte. Sie bewunderte Zazas Geist, ihre Unabhängigkeit und ihren spielerischen Widerstand gegen die strengen Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts. Zaza wagte es, sich zu zeigen, wie sie war, auch wenn es als skandalös galt, wie Beauvoir am Beispiel einer Musikaufführung schildert, bei der Zaza ihrer Mutter triumphierend die Zunge herausstreckte. Für Beauvoir war Zaza ein Vorbild an Authentizität und Mut.
Die Beziehung zu Zaza brachte Beauvoir dazu, die traditionelle „Hierarchie der Emotionen“ zu hinterfragen, die besagte, dass Freundschaft zwar ehrenhaft sei, aber nicht den „geheimnisvollen Glanz der Liebe“ oder die „heilige Würde der kindlichen Hingabe“ besitze. Durch ihre Freundschaft mit Zaza erkannte Beauvoir, dass Freundschaft eine ebenso tiefe, wenn nicht sogar widerstandsfähigere Form der Verbindung sein kann als romantische Liebe. Sie liebte Zaza mit einer Intensität, die sich nicht an etablierte Regeln oder Konventionen halten ließ.

Es war oft erst in Zazas Abwesenheit – sei es durch familiäre Umstände, Schulpläne oder andere Unterbrechungen – dass Beauvoir die wahre Bedeutung von Zazas Präsenz in ihrem Leben erkannte. Sie beschrieb es als eine „blendende Offenbarung“, wie sehr sie Zaza brauchte und wie eine Welle des Gefühls sie überrollte, die in kein existierendes emotionales Schema passte. Die Freundschaft mit Zaza war für Beauvoir ein Ort der gegenseitigen Bestätigung und Freiheit, frei von den „großen Hassgefühlen der Liebe, dem unheilbaren Stolz, den leidenschaftlichen Brüchen, den gegenseitigen Qualen“, die Eifersucht, Forderungen und Zweifel mit sich bringen können.
Beauvoir sah in der Freundschaft mit Zaza eine Form der „absoluten Gegenseitigkeit und Identität des Bewusstseins“, die sie als Ideal für eine tiefe menschliche Verbindung ansah, basierend auf Hegels Philosophie der Freiheit. Sie suchte eine Liebe, die sie „durchs Leben begleitet, nicht [die] mein ganzes Leben absorbiert“, ein Konzept, das sie eher in der Freundschaft mit Zaza als in den romantischen Idealen ihrer Zeit verwirklicht sah.
Die Freundschaft fand ein tragisches Ende, als Zaza im Alter von nur 21 Jahren plötzlich und mysteriös starb. Dieser Verlust war ein tiefer Einschnitt in Beauvoirs Leben und verstärkte ihre Hinwendung zur Philosophie auf der Suche nach Trost und Sinn. Die Erinnerung an Zaza und die Prägung durch diese außergewöhnliche Freundschaft blieben jedoch ein Leben lang präsent und beeinflussten Beauvoirs eigenes „Werden“, indem sie sie ermutigte, Konventionen zu hinterfragen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Leben und Wirken in Paris
Paris war nicht nur der Geburtsort von Simone de Beauvoir, sondern auch der zentrale Schauplatz ihres gesamten Lebens. Von ihrer Kindheit in der Rue de Rennes über ihre Schulzeit und ihr Studium an den angesehensten Institutionen der Stadt, wie der Sorbonne und der École Normale Supérieure, war Paris der Nährboden für ihre intellektuelle Entwicklung. Hier traf sie auf die Denker, die sie prägen sollten, hier begann ihre lebenslange Beziehung zu Jean-Paul Sartre, und hier entfaltete sich ihre Karriere als Schriftstellerin.
Auch wenn sie kurzzeitig in Rouen unterrichtete, kehrte sie bald nach Paris zurück, um dort als Lehrerin tätig zu sein, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Wohnung in Paris war oft ein Treffpunkt für Intellektuelle und Künstler. Die Stadt lieferte die Kulisse für ihre Romane und Essays, die oft das Leben und die Gesellschaft in Frankreich widerspiegelten. Ihre öffentliche Figur als Intellektuelle und engagierte Aktivistin war untrennbar mit dem kulturellen und politischen Leben von Paris verbunden.
In den späteren Jahren ihres Lebens engagierte sich Simone de Beauvoir stark in politischen und gesellschaftlichen Fragen. Sie war maßgeblich an der französischen Frauenbewegung (Mouvement de Libération des Femmes, MLF) beteiligt, die sich in den 1970er Jahren formierte. Sie unterzeichnete 1971 das Manifest der 343, das die Legalisierung der Abtreibung forderte, und wurde 1974 Präsidentin der Partei für Frauenrechte. Ihr Engagement machte sie zu einer wichtigen Stimme im Kampf für die Gleichberechtigung in Frankreich und international.

Obwohl ihr 1977 die Légion d'Honneur angeboten wurde, lehnte sie diese Ehrung ab – ein weiteres Beispiel für ihre unabhängige Haltung gegenüber staatlichen Institutionen und Ehrungen. Simone de Beauvoir verbrachte ihr gesamtes Leben in und um Paris, bis zu ihrem Tod am 14. April 1986 im Hospital Cochin in Paris. Sie wurde auf dem Cimetière du Montparnasse, ebenfalls in Paris, neben Jean-Paul Sartre beigesetzt, was symbolisch ihre lebenslange Verbundenheit mit ihm und der Stadt besiegelt.
Ihr Vermächtnis
Simone de Beauvoirs Einfluss reicht weit über die Philosophie und den Feminismus hinaus. Ihre Bereitschaft, Konventionen zu hinterfragen – sei es in ihrer Lebensweise, ihrer Beziehung zu Sartre oder ihren radikalen Ideen über Geschlecht und Gesellschaft – machte sie zu einer Wegbereiterin für zukünftige Generationen. Ihr Werk „Das andere Geschlecht“ bleibt ein Eckpfeiler der feministischen Theorie und inspiriert weiterhin Diskussionen über Identität, Freiheit und Gleichheit. Ihre Memoiren geben tiefe Einblicke in das Leben einer außergewöhnlichen Frau, die ihre eigenen Erfahrungen nutzte, um universelle Fragen zu beleuchten. Simone de Beauvoir war nicht nur eine Denkerin, sondern eine Handelnde, deren Engagement für Gerechtigkeit und Freiheit ihr Leben lang anhielt.
Häufig gestellte Fragen zu Simone de Beauvoir
Q: Was ist das berühmteste Zitat von Simone de Beauvoir?
A: Das wohl bekannteste Zitat von Simone de Beauvoir lautet: „Man wird nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht.“ Dieses Zitat stammt aus ihrem bahnbrechenden Werk „Das andere Geschlecht“ und betont die soziale Konstruktion von Geschlecht.
Q: War Simone de Beauvoir in Zaza verliebt?
A: Die vorliegenden Informationen beschreiben die Beziehung zwischen Simone de Beauvoir und Zaza (Elisabeth Lacoin) als ihre tiefste Freundschaft. Beauvoir selbst reflektierte intensiv über die Natur der Liebe und Freundschaft und sah die Verbindung zu Zaza als eine außergewöhnlich tiefe und bedeutende Seelenverwandtschaft. Sie empfand diese Freundschaft als widerstandsfähiger und freier als die traditionellen Formen der romantischen Liebe ihrer Zeit und betrachtete sie als eine der wichtigsten Beziehungen in ihrem Leben.
Q: Wo hat Simone de Beauvoir gelebt?
A: Simone de Beauvoir wurde in Paris geboren und verbrachte den größten Teil ihres Lebens in dieser Stadt. Dort absolvierte sie ihre Ausbildung, lehrte zeitweise, lebte als Schriftstellerin und engagierte sich politisch. Sie starb und wurde ebenfalls in Paris beigesetzt.
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