Stephan Weber ist eine Persönlichkeit, die in der akademischen Welt Österreichs und darüber hinaus für Aufsehen sorgt. Bekannt als „Plagiatsjäger“, hat er sich der Entlarvung wissenschaftlichen Fehlverhaltens verschrieben, insbesondere dem Aufspüren von Plagiaten in Dissertationen und anderen akademischen Arbeiten. Sein Wirken hat zahlreiche Diskussionen ausgelöst und Karrieren beeinflusst, aber auch ihm selbst viel Kritik und rechtliche Auseinandersetzungen eingebracht.

Die Geschichte von Stephan Webers öffentlichem Wirken als Plagiatsexperte begann im Jahr 2005. Damals entdeckte er, dass ein deutscher Lehrer knapp die Hälfte seiner Dissertation aus Webers eigener Arbeit von 1996 übernommen hatte. Dies geschah, nachdem der Lehrer Weber selbst auf angebliche Übernahmen in seiner Arbeit aufmerksam gemacht hatte – eine Ironie des Schicksals, die Weber dazu veranlasste, publizistisch aktiv zu werden. Sein Ziel war es fortan, auf die tiefgreifenden Plagiatsprobleme an Universitäten aufmerksam zu machen. Der Fall des Lehrers führte zur Aberkennung des Doktorgrads im Juli 2005 und später zu einer strafrechtlichen Verurteilung im Jahr 2007.
Das Wirken als Plagiatsexperte
Seit Juni 2010 betreibt Stephan Weber einen Blog, der sich der Thematik der wissenschaftlichen Redlichkeit widmet. In diesem Blog (ISSN 2197-6449) kommentiert er nicht nur Plagiatsfälle, die öffentlich bekannt werden, sondern erhebt auch selbst Plagiatsvorwürfe gegen Personen aus Wissenschaft, Politik und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens. Sein Vorgehen ist oft direkt und konfrontativ, was ihm sowohl Bewunderung als auch heftige Ablehnung einbringt.
Weber bietet seine Dienste nicht nur als öffentlicher Ankläger an. Über seine Website offeriert er professionelle Dienstleistungen wie „Lebenslauf-Screenings“ und „Plagiat-Checks“. Diese Dienste richten sich an Unternehmen, Institutionen oder auch Privatpersonen, die akademische oder berufliche Laufbahnen auf Unregelmäßigkeiten überprüfen lassen möchten. Ein besonderes Merkmal seines Angebots ist die Möglichkeit für Auftraggeber, anonym zu bleiben. Dies hat zu Diskussionen über die Motive hinter den Aufträgen geführt, da laut Berichten ein erheblicher Teil der Anfragen von Anwaltskanzleien stammt und viele Fälle Unbekannte betreffen, denen „Neider, Konkurrenten oder sonstige Feinde einen Imageschaden zufügen wollen“, wie es in einem Bericht von Zeit Campus hieß.
Die Kosten für eine Plagiatsprüfung durch Stephan Weber sind nicht unerheblich; sie liegen laut Medienberichten durchschnittlich bei etwa 3000 Euro pro Arbeit. Für seine Analysen nutzt Weber verschiedene Werkzeuge, darunter auch spezialisierte Software wie Turnitin, die typischerweise von Universitäten zur Plagiatserkennung eingesetzt wird. Er hat nach eigenen Angaben bis zum Jahr 2024 rund 500 Arbeiten überprüft. Sein Team, das ihn unterstützt, besteht aus Honorarkräften verschiedener Disziplinen, darunter Detektive, Informatiker und Wissenschaftler. Er unterhält sogar ein angemietetes Büro in Räumen der Universität Salzburg, was die Nähe zur akademischen Welt unterstreicht, in der er agiert.
Webers Arbeit hat nachweislich Konsequenzen gehabt. Nach öffentlich gemachten Vorwürfen durch ihn wurden mindestens 13 Personen akademische Grade entzogen. Dies zeigt den realen Einfluss, den seine Analysen und Veröffentlichungen auf die akademische Integrität haben können.
Kontroversen und Kritik
Obwohl viele seine Arbeit zur Wahrung der wissenschaftlichen Redlichkeit loben, steht Stephan Weber auch im Zentrum zahlreicher Kontroversen. Einer seiner schärfsten Kritiker war sein eigener Doktorvater, Peter Bruck. Bruck äußerte bereits 2007 im Standard die Ansicht, dass Weber sich in einigen Fällen vom „Spürhund zum Jäger und vom Jäger zum Richter gewandelt“ habe, indem er ein „Medien-Halali“ erzeuge. Dieses Vorgehen sei illegitim, da die Entscheidung über eine Titelaberkennung letztlich bei Hochschulen und Gerichten liege, nicht bei Privatpersonen. Hermann Horstkotte in der Zeit hielt diese Kritik jedoch für zu weitgehend.
Auch Mitarbeiter von VroniPlag Wiki, einer bekannten Plattform zur Dokumentation von Plagiaten, äußerten Kritik. Während einige seine Arbeit als gründlich anerkannten, bemängelten andere seine Art, Funde frühzeitig und unter großer medialer Aufmerksamkeit zu veröffentlichen. Weber selbst beschreibt sich in diesem Zusammenhang als „cholerisch“ und „in der Sache ein Getriebener“, was seine oft kompromisslose Herangehensweise erklären mag.
Im Jahr 2021 sah sich Weber mit Vorwürfen von Florian Klenk, dem Chefredakteur des Falter, konfrontiert. Klenk behauptete, Weber habe von ihm vertrauliche Dokumente unter falschen Tatsachen und Zusicherung von Vertraulichkeit erhalten und diese dann auf einer Plattform publiziert, die als ÖVP-nah gilt. Diese Episode warf Fragen über Webers Methoden und mögliche politische Motive auf.
Anfang 2024, im Zuge der Affäre um Alexandra Föderl-Schmid, rückte Stephan Weber erneut stark in den Fokus der Medien. Zahlreiche Kommentare und Reportagen, unter anderem im Profil und im Spiegel, setzten sich kritisch mit seinem Verhalten, einschließlich persönlicher Beschimpfungen, und den Motiven seiner Arbeit auseinander. Silvia Ettl-Huber, eine frühere Kommilitonin, kritisierte im Standard, dass sich Universitäten zu lange „weggeduckt“ hätten, um nicht ins Visier des „Plagiatsjägers“ zu geraten. Sie forderte die Einrichtung einer offiziellen, mehrköpfigen Plagiatskommission, die Vorwürfe nach dem Mehraugenprinzip prüft, bevor die Medien eingeschaltet werden.
Auch Webers Geschäftsmodell als solches wurde kritisiert. In einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung wurde zitiert, dass Weber selbst einräume, dass sein Geschäft aufgrund der Annahme meist anonymer Prüfungsaufträge manchmal nicht nur sauber sei; er sprach angeblich von „bezahltem Anpinkeln“. Medien bezeichneten ihn teilweise als „Pinscher“ oder gar „Kopfgeldjäger“, Bezeichnungen, gegen die er sich teilweise erfolglos zur Wehr setzte.
Rechtliche Auseinandersetzungen
Die wohl schwerwiegendste Konsequenz seiner Arbeit und seiner öffentlichen Äußerungen ist die rechtliche Verurteilung wegen übler Nachrede. Im Mai und Juni 2024 fand am Landesgericht Salzburg ein Strafprozess gegen Weber statt, angestrengt von Oliver Vitouch, dem damaligen Rektor der Universität Klagenfurt. Weber wurde erstinstanzlich verurteilt.
Im Februar 2025 bestätigte das Oberlandesgericht Linz in zweiter Instanz die Verurteilung Webers. Er wurde zur Zahlung einer Entschädigung von 4.000 Euro an Oliver Vitouch verurteilt, musste die Veröffentlichung des Urteils dulden und die Verfahrenskosten tragen. Anlass war ein Blog-Beitrag Webers vom Januar 2024, in dem er die Entlassung zweier Universitätsprofessorinnen in den Jahren 2015 und 2017 thematisierte. Weber hatte in dem Beitrag die Anschuldigung erhoben, die Maßnahmen könnten eine „Machtdemonstration“ des Rektors gewesen sein. Weitergehende Aussagen, wonach die Entlassenen aus niedrigen Motiven „finanziell, reputatorisch, geistig und körperlich von Vitouch ein Leben lang ruiniert worden“ seien und Vitouch sie über Jahre hinweg „beharrlich verfolgt“ hätte, wurden vom Gericht als ehrverletzend eingestuft. Oliver Vitouch und seine Anwältin wiesen diese Behauptungen als diffamierend und unwahr zurück. Das Gericht sah die Schwelle zur üblen Nachrede als überschritten an. Dieses Urteil ist rechtskräftig und stellt einen bedeutenden Einschnitt in Webers öffentliches Wirken dar.
Häufig gestellte Fragen zu Stephan Weber
Wer ist Stephan Weber?
Stephan Weber ist ein österreichischer Plagiatsexperte und Publizist, der sich auf die Aufdeckung und öffentliche Benennung von Plagiaten und wissenschaftlichem Fehlverhalten spezialisiert hat.
Seit wann ist er als Plagiatsjäger aktiv?
Sein öffentliches Wirken begann 2005 nach der Entdeckung eines Plagiats in einer Arbeit, die auf seiner eigenen Dissertation basierte. Seinen Blog betreibt er seit 2010.
Welche Dienste bietet er an?
Er bietet professionelle Plagiatsprüfungen, Lebenslauf-Screenings und Pressearbeit an. Auftraggeber können dabei anonym bleiben.
Wie viele Arbeiten hat er geprüft?
Nach eigenen Angaben hat er bis 2024 etwa 500 Arbeiten überprüft.
Warum steht Stephan Weber in der Kritik?
Die Kritikpunkte reichen von seiner Medienstrategie und der Art der Veröffentlichung von Vorwürfen über sein Geschäftsmodell (anonyme Aufträge, Kosten) bis hin zu seinem persönlichen Verhalten und den Motiven seiner Arbeit. Auch sein Doktorvater und andere Wissenschaftler äußerten Bedenken.
Wurde Stephan Weber gerichtlich verurteilt?
Ja, er wurde 2025 in zweiter Instanz wegen übler Nachrede gegen den ehemaligen Rektor der Universität Klagenfurt, Oliver Vitouch, rechtskräftig verurteilt.
Fazit
Stephan Weber bleibt eine polarisierende Figur in der Debatte um wissenschaftliche Integrität. Sein unermüdliches Engagement bei der Aufdeckung von Plagiaten hat zweifellos wichtige Diskussionen angestoßen und zur Aberkennung akademischer Titel geführt. Gleichzeitig werfen sein Vorgehen, sein Geschäftsmodell und die jüngste Verurteilung Fragen auf, die zeigen, dass die Rolle des „Plagiatsjägers“ in der Öffentlichkeit komplex und umstritten ist.
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