Viele Fotografen, die von einer Kamera mit DX-Sensor (APS-C) auf eine Kamera mit FX-Sensor (Vollformat) umsteigen, fragen sich, ob ihre bisherigen DX-Objektive noch nutzbar sind. Die kurze Antwort ist: Ja, aber mit Einschränkungen. Dieser Artikel erklärt, was passiert, wenn ein DX-Objektiv auf einer FX-Kamera montiert wird, wie der Crop-Faktor wirklich funktioniert und welche Auswirkungen dies auf Ihre Bilder hat.

Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig, die grundlegenden Unterschiede zwischen DX- und FX-Objektiven sowie den dazugehörigen Sensoren zu verstehen. DX-Objektive sind speziell für Kameras mit kleinerem APS-C-Sensor konzipiert. Ihr Bildkreis, das ist der Bereich, den das Objektiv scharf und hell ausleuchtet, ist kleiner und gerade groß genug, um den kleineren DX-Sensor abzudecken. FX-Objektive hingegen sind für den größeren Vollformatsensor (entspricht dem Kleinbildformat von 35mm Film) ausgelegt und produzieren einen entsprechend größeren Bildkreis.
DX-Objektive an einer FX-Kamera: Kompatibilität und Einschränkungen
Wenn Sie ein DX-Objektiv an einer Nikon-Kamera mit FX-Sensor anbringen, erkennt die Kamera in der Regel automatisch, dass es sich um ein DX-Objektiv handelt. Moderne Nikon-FX-Kameras schalten dann automatisch in den sogenannten Crop-Modus. Was bedeutet das? Anstatt den gesamten großen FX-Sensor zu nutzen, verwendet die Kamera nur den zentralen Bereich des Sensors, der ungefähr der Größe eines DX-Sensors entspricht. Dieser zentrale Bereich liegt innerhalb des kleineren Bildkreises des DX-Objektivs und wird somit korrekt ausgeleuchtet.
Der Hauptnachteil des Crop-Modus ist der Verlust an Auflösung. Eine FX-Kamera mit beispielsweise 36 Megapixeln nutzt im Crop-Modus nur einen Teil dieser Pixel, typischerweise etwa 15-16 Megapixel, da nur der zentrale Bereich ausgelesen wird. Das resultierende Bild hat die Größe und das Seitenverhältnis eines Bildes, das mit einer DX-Kamera aufgenommen wurde, aber mit der reduzierten Auflösung des genutzten Sensorbereichs. Wenn Sie den Crop-Modus deaktivieren (was bei manchen Kameras manuell möglich ist), werden Sie starke Vignettierung (dunkle Ecken) am Rand des Bildes sehen, da der Bildkreis des DX-Objektivs den FX-Sensor nicht vollständig ausleuchtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ja, Sie können ein DX-Objektiv an Ihrer FX-Kamera verwenden, aber Sie reduzieren die effektive Auflösung und nutzen die Vorteile des größeren Vollformatsensors nicht voll aus. Für gelegentliche Nutzung oder wenn kein FX-Objektiv verfügbar ist, kann dies eine Notlösung sein, aber für optimale Ergebnisse an einer FX-Kamera sollten Sie FX-Objektive verwenden.
Der Crop-Faktor: Brennweite vs. Bildwinkel
Eine häufige Verwirrung entsteht beim Thema Crop-Faktor und Brennweite. Es ist wichtig zu verstehen: Die Brennweite eines Objektivs ist eine feste physikalische Eigenschaft des Objektivs selbst. Ein 50mm Objektiv ist immer ein 50mm Objektiv, egal ob es an einer DX- oder FX-Kamera montiert ist.
Der Crop-Faktor (bei Nikon ca. 1.5x) bezieht sich auf den Bildwinkel. Da der DX-Sensor kleiner ist als der FX-Sensor, erfasst er nur einen kleineren, zentralen Ausschnitt des Bildes, das das Objektiv projiziert. Dieser kleinere Ausschnitt führt dazu, dass das Bild so aussieht, als wäre es mit einem Objektiv mit längerer Brennweite an einer Vollformatkamera aufgenommen worden. Man spricht hier vom „effektiven Bildwinkel“ oder „kleinbildäquivalenten Bildwinkel“.
Wenn Sie ein 100mm Objektiv an einer DX-Kamera verwenden, ist die Brennweite immer noch 100mm. Aber der Bildwinkel, den Sie im resultierenden Bild sehen, ist derselbe wie der Bildwinkel eines 150mm Objektivs (100mm * 1.5) an einer FX-Kamera. Dieser Effekt wird oft als „Teleeffekt“ bezeichnet und ist einer der Gründe, warum DX-Kameras bei Teleaufnahmen (z.B. Tier- oder Sportfotografie) beliebt sind, da sie mit kürzeren, leichteren und oft günstigeren Objektiven eine größere „Reichweite“ im Bildwinkel erzielen können.
Vergleich: FX auf FX vs. DX auf DX (mit Beispiel)
Betrachten wir das Beispiel des Benutzers: Ein 70-300mm FX-Objektiv an einer FX-Kamera im Vergleich zu einem (hypothetischen) 105-450mm DX-Objektiv an einer DX-Kamera. Es geht hier um den Vergleich des erzielbaren Bildwinkels bzw. der „Reichweite“.
- 70-300mm FX-Objektiv an FX-Kamera: Sie erhalten den vollen Bildwinkel, der einer Brennweite von 70mm bis 300mm an einer Vollformatkamera entspricht. Dies ist die vom Objektivhersteller vorgesehene Nutzung.
- (Hypothetisches) 105-450mm DX-Objektiv an DX-Kamera: Dieses Objektiv hat eine physikalische Brennweite von 105mm bis 450mm. An der DX-Kamera mit Crop-Faktor 1.5x entspricht der Bildwinkel dem eines Objektivs mit einer Brennweite von (105mm * 1.5) = 157.5mm bis (450mm * 1.5) = 675mm an einer FX-Kamera.
Ihr Beispiel zeigt also, dass das 105-450mm DX-Objektiv an einer DX-Kamera eine deutlich größere „Reichweite“ (engeren Bildwinkel) erzielt als das 70-300mm FX-Objektiv an einer FX-Kamera. Der Vergleich hinkt etwas, da es sich um unterschiedliche Brennweitenbereiche handelt, aber er verdeutlicht, wie der Crop-Faktor den Bildwinkel beeinflusst.
Wenn Sie hingegen ein 70-300mm FX-Objektiv an einer DX-Kamera verwenden würden (was problemlos möglich ist), dann hätten Sie einen Bildwinkel, der dem eines Objektivs mit 105-450mm (70mm * 1.5 bis 300mm * 1.5) an einer FX-Kamera entspricht. In diesem Fall würden Sie mit demselben Objektiv an der DX-Kamera eine größere Reichweite erzielen als an der FX-Kamera, aber mit einem kleineren Sensor.
Bildqualität: DX vs. FX Objektive und Sensoren
Die Frage nach der Bildqualität ist komplex und hängt von vielen Faktoren ab, nicht nur davon, ob ein Objektiv DX oder FX ist oder an welchem Sensor es verwendet wird. Generell gilt:
- FX-Objektive: Diese sind für den größeren Sensorbereich ausgelegt und erfordern daher oft eine aufwendigere Konstruktion, um eine gleichbleibend hohe Schärfe und geringe Aberrationen über den gesamten großen Bildkreis zu gewährleisten. Top-FX-Objektive gehören oft zur besten verfügbaren Optik. Wenn ein FX-Objektiv an einer DX-Kamera verwendet wird, nutzt der kleinere Sensor nur den zentralen Bereich des Bildkreises, der typischerweise der schärfste Bereich des Objektivs ist. Dies kann zu exzellenten Ergebnissen führen.
- DX-Objektive: Diese sind für den kleineren DX-Sensor optimiert. Ihre Konstruktion kann einfacher sein, da der abzudeckende Bildkreis kleiner ist. Das bedeutet nicht, dass DX-Objektive per se schlecht sind; viele bieten eine hervorragende Leistung für ihren Preis und ihre Größe. Ihre Leistung nimmt aber oft zu den Rändern des größeren FX-Bildkreises hin ab, was bei Verwendung an einer FX-Kamera im Crop-Modus keine Rolle spielt (da die Ränder nicht genutzt werden), aber bei deaktiviertem Crop-Modus zu deutlicher Unschärfe und Vignettierung führt.
- Sensoren: FX-Sensoren sind physisch größer. Bei gleicher Megapixelzahl haben FX-Sensoren größere Pixel. Größere Pixel können in der Regel mehr Licht einfangen, was zu besserer Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen, geringerem Bildrauschen bei höheren ISO-Werten und oft einem größeren Dynamikumfang führt. DX-Sensoren bieten den Vorteil des Crop-Faktors für Teleaufnahmen und ermöglichen kleinere, leichtere und günstigere Kameras und Objektive.
Wenn Sie ein DX-Objektiv an einer FX-Kamera im Crop-Modus verwenden, nutzen Sie nur einen Teil des FX-Sensors und einen Teil des DX-Objektivs. Die Qualität wird durch die Leistung des DX-Objektivs in diesem zentralen Bereich und die reduzierte Auflösung des genutzten Sensorbereichs bestimmt. Die Qualität wird wahrscheinlich nicht so hoch sein wie die eines guten FX-Objektivs, das den gesamten FX-Sensor nutzt.
Wenn Sie ein FX-Objektiv an einer DX-Kamera verwenden, nutzen Sie den zentralen, hochwertigen Teil des FX-Objektivs mit dem kleineren DX-Sensor. Die Qualität kann hier sehr hoch sein, begrenzt durch die Eigenschaften des DX-Sensors.
Die Aussage, dass die Qualität „alles gleich“ ist, trifft also keineswegs zu. Die Wahl des Objektivs und des Sensors hat signifikante Auswirkungen auf die endgültige Bildqualität in Bezug auf Schärfe, Rauschen, Dynamikumfang und den erzielbaren Bildwinkel.
Vergleichstabelle: FX vs. DX Systeme
Merkmal | FX Kamera + FX Objektiv | DX Kamera + DX Objektiv | FX Kamera + DX Objektiv |
---|---|---|---|
Sensorgröße | Vollformat (Kleinbild) | APS-C (Crop-Sensor) | Vollformat (nutzt zentralen Bereich) |
Crop-Faktor angewendet | 1.0x | ca. 1.5x | ca. 1.5x (im Crop-Modus) |
Genutzter Sensorbereich | Gesamter FX-Sensor | Gesamter DX-Sensor | Zentraler Bereich (DX-Größe) |
Bildwinkel | Entspricht Brennweite (z.B. 70-300mm) | Entspricht 1.5x längerer Brennweite an FX (z.B. 105-450mm äquiv.) | Entspricht 1.5x längerer Brennweite an FX (z.B. 70-300mm wird zu 105-450mm äquiv.) |
Auflösung | Maximale Kameraauflösung | Maximale DX-Auflösung | Reduziert (entspricht DX-Auflösung) |
Vignettierung | Minimal (je nach Objektiv) | Minimal (je nach Objektiv) | Stark, wenn Crop-Modus aus; keine im Crop-Modus |
Typische Anwendung | Landschaft, Porträt (geringe Schärfentiefe), Architektur, hohe Bildqualität | Tele (Sport, Wildlife), Reise (kompakt), Makro, preisgünstiger Einstieg | Notlösung, wenn kein FX-Teleobjektiv verfügbar ist |
Häufig gestellte Fragen
Was passiert, wenn ich ein DX-Objektiv ohne Crop-Modus an einer FX-Kamera verwende?
Wenn Ihre Kamera den Crop-Modus nicht automatisch aktiviert oder Sie ihn manuell deaktivieren, wird das Bild sehr stark an den Rändern und in den Ecken vignettiert sein, da der Bildkreis des DX-Objektivs nicht groß genug ist, um den gesamten FX-Sensor auszuleuchten. Der zentrale Bereich mag nutzbar sein, aber das gesamte Bild ist nicht brauchbar.
Vergrößert ein DX-Objektiv das Motiv mehr als ein FX-Objektiv mit gleicher Brennweite?
Nein, die Brennweite des Objektivs ist eine feste Eigenschaft. Ein 50mm DX-Objektiv und ein 50mm FX-Objektiv haben die gleiche physikalische Brennweite und projizieren das Motiv in der gleichen Größe auf den Sensor. Allerdings ist der Bildwinkel auf einer DX-Kamera enger, sodass das Motiv im resultierenden Bild größer erscheint, da weniger vom Hintergrund erfasst wird. Dieser Effekt entspricht dem Bildwinkel eines Objektivs mit längerer Brennweite an einer FX-Kamera.
Kann ich FX-Objektive an einer DX-Kamera verwenden?
Ja, absolut und ohne Einschränkungen. FX-Objektive projizieren einen großen Bildkreis, der den kleineren DX-Sensor problemlos abdeckt. Die Kamera nutzt den zentralen Teil dieses großen Bildkreises. Sie profitieren oft von der hohen optischen Qualität des FX-Objektivs (insbesondere im Zentrum) und erhalten den 1.5x Teleeffekt auf den Bildwinkel.
Ist eine FX-Kamera immer besser als eine DX-Kamera?
Nicht unbedingt. Es hängt von Ihren fotografischen Bedürfnissen ab. FX-Kameras haben Vorteile bei der Bildqualität (Rauschen, Dynamikumfang), ermöglichen geringere Schärfentiefe und sind ideal für Weitwinkelaufnahmen. DX-Kameras sind oft kompakter, leichter und günstiger, und der Crop-Faktor ist ein Vorteil für Teleaufnahmen. Ein 300mm Objektiv an einer DX-Kamera bietet den Bildwinkel eines 450mm Objektivs an FX, was für Sport und Wildlife sehr nützlich ist, ohne dass Sie ein größeres, schwereres und teureres 400mm oder 500mm FX-Objektiv benötigen.
Fazit
Die Verwendung von DX-Objektiven an einer FX-Kamera ist technisch möglich, führt aber im besten Fall zu einer reduzierten Auflösung durch den Crop-Modus. Für optimale Ergebnisse an einer Vollformatkamera sind FX-Objektive die richtige Wahl. Der Crop-Faktor beeinflusst den Bildwinkel, nicht die physikalische Brennweite, und kann auf DX-Kameras für einen nützlichen Teleeffekt sorgen. Die Bildqualität hängt von der Kombination aus Objektiv und Sensor ab, wobei FX-Systeme oft Vorteile bei Rauschen und Dynamikumfang bieten, während DX-Systeme oft kompakter und für Teleanwendungen mit geringerem Aufwand eine größere Reichweite im Bildwinkel ermöglichen.
Verstehen Sie die Unterschiede und wählen Sie die Ausrüstung, die am besten zu Ihren fotografischen Zielen und Ihrem Budget passt. Beide Systeme haben ihre Berechtigung in der Welt der Fotografie.
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