Die Telefonauskunft war über Jahrzehnte hinweg ein unverzichtbarer Dienst. Wenn man eine Telefonnummer suchte – sei es von einer Privatperson, einem Geschäft oder einer Behörde –, wählte man einfach eine Kurzwahl und erhielt von einem freundlichen Mitarbeiter die gewünschte Information. Doch mit dem Aufkommen des Internets und der Verbreitung von Online-Suchmaschinen und digitalen Telefonbüchern hat sich die Nutzung der Telefonauskunft drastisch verändert. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte, den Wandel und das langsame Verschwinden dieses traditionellen Dienstes in Deutschland und anderen Ländern.

Telefonauskunft in Deutschland: Vom Fräulein vom Amt zur Nummer 11833
In der Ära der Deutschen Bundespost gab es zwei zentrale Auskunftsdienste: die Inlandsauskunft, erreichbar über die Nummer 118 (später 01188), und die Auslandsauskunft unter 00118. Diese Dienste wurden oft liebevoll mit dem Bild des „Fräulein vom Amt“ in Verbindung gebracht, das geduldig und kompetent Auskunft erteilte.
Mit der Privatisierung des Telekommunikationsmarktes und der Gründung der Deutschen Telekom öffnete die Bundesnetzagentur (BNetzA) den Markt auch für andere Anbieter. Für Auskunftsdienste wurde der Nummernraum 118XX und später 1180XX reserviert. Im November 2013 gab es bereits 48 registrierte Anbieter für Inlandsauskünfte und sechs für Auslandsauskünfte.
Der bekannteste und historisch bedeutendste Dienst war die 11833 der Deutschen Telekom, die direkt aus den ehemaligen Staatsbetrieben hervorging. Doch der Markt sah sich mit Problemen konfrontiert. Eine Ressourcenknappheit entstand, da viele Anbieter die zugewiesenen Auskunftsrufnummern nicht nur für die reine Auskunft nutzten, sondern auch als einprägsamen Zugang zu telefonischen Mehrwertdiensten, oft im Bereich der Erwachsenenunterhaltung. Anrufer wurden aufgefordert, nach einem bestimmten Stichwort zu fragen, um zu diesen Diensten weitergeleitet zu werden, was die eigentliche Auskunftsfunktion pervertierte.
Die Weitervermittlungsquoten zu den gewünschten Telefonnummern schwankten stark zwischen 0 % und 98 %, da manche Anbieter gar keine Weitervermittlung anboten. Die 118XX-Nummern wurden zu Kurzwahlnummern im Sinne der BNetzA-Definition. Die Zuteilung erfolgte auf Antrag, wobei der Nutzungszweck angezeigt werden musste.
Der deutsche Auskunftsmarkt entwickelte sich zu einem Duopol, dominiert von der Deutschen Telekom (über 50 % Marktanteil) und telegate (ein Drittel Marktanteil). Hohe Werbeausgaben dieser beiden Unternehmen erschwerten Neueinsteigern den Marktzugang. Zudem gab es keine verbindliche Pflicht für Betreiber, Verbindungen zu bestimmten Rufnummern herzustellen, was zu Situationen führte, in denen die Auskunft eines Anbieters für Nutzer eines anderen Anbieters nicht mehr erreichbar war.
Trotz hoher Margen, die den Markt insbesondere für telegate profitabel machten, litt die Telefonauskunft unter einem schlechten Konsumentenimage, bedingt durch hohe Kosten. Gleichzeitig bot das Internet zunehmend kostenlose Alternativen zur Nummernanfrage.
Dies führte zu einem dramatischen Rückgang des Anrufvolumens. Seit der Marktliberalisierung Ende der 90er Jahre halbierte sich das Volumen auf etwa 250 Millionen Anrufe pro Jahr. Am 24. März 2009 wurde zusätzlich die zentrale Behördenrufnummer 115 eingeführt, um Anfragen an die Verwaltung zu bündeln.
Der endgültige Schritt für den bekanntesten Dienst erfolgte am 1. Dezember 2024. An diesem Tag stellte die Deutsche Telekom ihre telefonische Auskunft über die 11833 ein. Zuletzt verzeichnete der Dienst „deutlich unter zwei Millionen“ Anrufe pro Jahr. Dies ist ein Rückgang von 99 % gegenüber den 550 Millionen Anfragen im Jahr 1995, dem Höhepunkt der Nutzung. Parallel dazu stieg der Preis für einen Anruf drastisch an, von ursprünglich 20 Pfennig pro Anruf auf zuletzt 1,99 € pro Minute.

Internationale Beispiele: Auskunftsdienste weltweit
Die Entwicklung in Deutschland ist kein Einzelfall. Auch in anderen Ländern hat die Digitalisierung und die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte die traditionellen Auskunftsdienste verändert oder abgelöst.
Schweiz
In der Schweiz wurde die Telefonauskunft am 1. Januar 2007 liberalisiert. Die alten Nummern 111 (Inland) und 115x (international) wurden am 31. Dezember 2006 eingestellt. Seitdem sind Auskunftsdienste ausschließlich über 18xy-Kurznummern erreichbar, die vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) vergeben werden. Anfang 2009 gab es 16 registrierte Dienste. Die Marktführer waren die 1818 Auskunft AG und der Swisscom Dienst 1811. Später kam 1820 der AP Dialog GmbH hinzu. Die Anbieter müssen grundlegende Dienste wie Auskunft über nationale Verzeichnisse aller Anbieter anbieten. Internationale Auskünfte sind optional. Viele bieten Zusatzdienste wie Verbindungsherstellung oder SMS-Übertragung an.
Österreich
Österreich liberalisierte seinen Markt für telefonische Auskunftsdienste im Jahr 2000. Die Nummern des ehemaligen Monopolisten Telekom (1611, 1612, 1613) wurden durch 6-stellige 118XXX-Nummern ersetzt. Der private Anbieter CLC nutzte die Liberalisierung mit der Nummer 118899 und einer aggressiven Werbekampagne sehr erfolgreich, während die Telekom ihre neue Nummer 118200 kaum kommunizierte. Später änderte die Telekom ihre Nummer auf 118877. Nach der Insolvenz von CLC agiert die 118899 unter einer eigenständigen Gesellschaft. Weitere Anbieter wie 118811 sind ebenfalls aktiv. Eine automatische Ansage informiert über den aktuellen Tarif, bevor Kosten anfallen. Auch hier gibt es SMS-Dienste, Online-Telefonbücher und Printversionen.
USA und Kanada
In Nordamerika ist die Telefonauskunft traditionell über die kostenpflichtige Nummer 411 erreichbar. Für Fernauskünfte konnte die Nummer 411-(Ortsvorwahl)-555-1212 genutzt werden. Unternehmen mit Freephone-Nummern (800-Nummern) werden von AT&T kostenlos herausgegeben, wobei die Unternehmen die Kosten übernehmen. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Eine wachsende Zahl privater Anbieter stellt kostenlose Auskünfte zur Verfügung, oft finanziert durch Werbeeinblendungen.
Großbritannien
Großbritannien liberalisierte seine „Directory Enquiries“ am 24. August 2003. Die alten Nummern 192 (Inland) und 153 (Ausland) wurden durch eine Reihe von privat geführten, sechsstelligen 118-Nummern ersetzt. Die Aufsicht liegt bei der Telekommunikationsbehörde Ofcom. Die Anbieter beziehen ihre Daten aus dem „Operator Services Information System“ (OSIS) von BT.
China und Äthiopien
Auch in anderen Teilen der Welt existieren weiterhin telefonische Auskunftsdienste, wenn auch oft in anderer Form oder ergänzt durch digitale Angebote. In China kann man die Nummer 114 nach der Regionsvorwahl wählen. In Äthiopien ist die Auskunft unter 8123 erreichbar und wird zusätzlich über die Website des staatlichen Unternehmens angeboten.
Die Entwicklung der Rufnummern in Deutschland: Stelligkeit und Formatierung
Abseits der Auskunftsdienste gab es auch eine Entwicklung bei der Struktur von Telefonnummern. Seit dem 1. Juli 2011 werden grundsätzlich elfstellige Ortsnetzrufnummern zugeteilt. Ausnahmen bilden die vier Ortsnetzbereiche mit zweistelliger Ortsnetzkennzahl: Berlin, Hamburg, Frankfurt und München. Hier werden Rufnummern für Netzzugänge mit Einzelrufnummern weiterhin zehnstellig zugeteilt.
Vor 2011 und insbesondere vor der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes am 1. Januar 1998 wurden auch kürzere Rufnummern vergeben.

Die sogenannte „längerstellige Nutzung“ von Rufnummern, bei der der Teilnehmer eigene Ziffern anhängt, ist grundsätzlich zulässig, begründet aber keine Rechtsansprüche, z. B. bei einem Anbieterwechsel (Portierung). Die Erreichbarkeit hängt von den beteiligten Netzbetreibern ab. Gemäß einer Empfehlung der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) können Rufnummern in Deutschland bis zu 13 Ziffern lang sein, was in der Regel keine Probleme verursacht, solange diese Länge nicht überschritten wird.
Die Bundesnetzagentur hat sich mit der Frage der Erreichbarkeit längerstelliger Rufnummern bei der Umstellung der Netze auf IP-Technik befasst. Das Ergebnis ist, dass Anbieter auf Wunsch des Teilnehmers die Rufnummern so konfigurieren dürfen, dass der Teilnehmer weiterhin unter den längeren Nummern erreichbar ist und diese auch bei ausgehenden Anrufen angezeigt werden. Der Teilnehmer bleibt jedoch nur Zuteilungsnehmer der kürzeren, ihm zugewiesenen Rufnummer.
Internationale Rufnummernformatierung: Das E.164-Format
Für internationale Kommunikation, sei es per Anruf oder SMS, ist die korrekte Formatierung von Rufnummern entscheidend. Hier kommt die E.164-Empfehlung der ITU ins Spiel.
Das E.164-Format stellt sicher, dass eine Rufnummer alle notwendigen Informationen enthält, um international eindeutig zu sein und eine Verbindung oder einen SMS-Versand zu ermöglichen.
Eine E.164-formatierte Rufnummer hat maximal 15 Stellen und folgt diesem Aufbau:
- Der erste Teil ist die Ländervorwahl (1 bis 3 Stellen), beginnend mit einem '+'.
- Der zweite Teil ist die nationale Vorwahl.
- Der letzte Teil ist die Anschlusskennung.
Die nationale Vorwahl und die Anschlusskennung bilden zusammen die nationale (entscheidende) Rufnummer.
Ein Beispiel für eine deutsche Mobilfunknummer (0171 123456) im E.164-Format:
- Ländervorwahl: +49
- Nationale Vorwahl: 171
- Anschlusskennung: 123456
- Gesamt: +49171123456
Wichtige Regeln für das E.164-Format:
- Eine führende '0' in der nationalen Vorwahl wird weggelassen (aus 0171 wird 171).
- Alle Leerzeichen, Striche (-) und Klammern (()) werden entfernt.
- Die Nummer besteht nur aus Ziffern, mit Ausnahme des führenden '+'.
Um Rufnummern auf Richtigkeit zu prüfen oder das E.164-Format zu erhalten, gibt es Dienste wie den Number Verifier Service, der sogar berücksichtigt, welchem Anbieter die Nummer nach einer Portierung gehört.
Vergleich der Auskunftsdienste in verschiedenen Ländern
Die Telefonauskunft hat sich weltweit unterschiedlich entwickelt. Hier ein Vergleich der Situation in einigen Ländern:
Land | Liberalisierung/Änderung | Alte Hauptnummern | Neue Hauptnummern (Beispiele) | Status der klassischen Auskunft |
---|---|---|---|---|
Deutschland | Liberalisierung Ende 90er, Telekom-Einstellung 01.12.2024 | 118, 01188, 00118 | 118XX (z.B. 11833, 11880) | Klassischer Dienst weitgehend eingestellt (Telekom), andere private Anbieter aktiv |
Schweiz | Liberalisierung 01.01.2007 | 111, 115x | 18xy (z.B. 1811, 1818, 1820) | Neue private Anbieter aktiv, alte Nummern eingestellt |
Österreich | Liberalisierung 2000 | 1611, 1612, 1613 | 118XXX (z.B. 118899, 118877, 118811) | Private Anbieter aktiv, alte Nummern ersetzt |
USA/Kanada | Historisch gewachsen | N/A | 411 | Kostenpflichtige Dienste aktiv, ergänzt durch kostenlose Online-Angebote |
Großbritannien | Liberalisierung 24.08.2003 | 192, 153 | 118XXX (z.B. 118800, 118500) | Private Anbieter aktiv, alte Nummern ersetzt |
China | N/A | N/A | 114 (nach Ortsvorwahl) | Weiterhin aktiv |
Äthiopien | N/A | N/A | 8123 | Weiterhin aktiv, ergänzt durch Online-Dienst |
Häufig gestellte Fragen zur Telefonauskunft und Rufnummern
Hier finden Sie Antworten auf einige häufige Fragen zu diesem Thema:
- Wann wurde die Telefonauskunft der Deutschen Telekom eingestellt?
Die Deutsche Telekom hat ihre telefonische Auskunft über die Nummer 11833 am 1. Dezember 2024 eingestellt. - Welche Rufnummern wurden in Deutschland für Auskunftsdienste verwendet?
Historisch gab es 118 und 01188. Nach der Liberalisierung wurden 118XX und 1180XX Nummern für verschiedene Anbieter wie die 11833 der Telekom oder 11880 vergeben. - Warum ging das Anrufvolumen der Telefonauskunft so stark zurück?
Die Hauptgründe sind die hohen Kosten der Dienste im Vergleich zu kostenlosen Online-Alternativen (Internet-Suchmaschinen, Online-Telefonbücher) und die zunehmende Nutzung von Smartphones, die direkten Zugang zu Online-Informationen bieten. - Können Handynummern in Deutschland 10 Ziffern haben?
Seit 2011 werden grundsätzlich elfstellige Ortsnetzrufnummern zugeteilt. Nur in vier großen Städten (Berlin, Hamburg, Frankfurt, München) können Rufnummern für bestimmte Netzzugänge weiterhin zehnstellig sein. Ältere, kürzere Rufnummern existieren ebenfalls noch. - Wie formatiere ich eine deutsche Telefonnummer für internationale Anrufe?
Verwenden Sie das E.164-Format. Beginnen Sie mit der Ländervorwahl +49, lassen Sie die führende 0 der nationalen Vorwahl weg und fügen Sie die restlichen Ziffern ohne Leerzeichen oder Sonderzeichen aneinander. Beispiel: Aus 0171 123456 wird +49171123456. - Was ist das E.164-Format?
E.164 ist eine internationale Empfehlung der ITU für die Formatierung von Telefonnummern. Es stellt sicher, dass eine Nummer weltweit eindeutig ist, indem sie aus Ländervorwahl (+), nationaler Vorwahl (ohne führende 0) und Anschlusskennung besteht, mit maximal 15 Ziffern insgesamt und ohne unnötige Sonderzeichen. - Wann wurde die Telefonauskunft in der Schweiz liberalisiert?
Die Liberalisierung der Telefonauskunft in der Schweiz erfolgte am 1. Januar 2007.
Das Ende der klassischen, von menschlichen Agenten dominierten Telefonauskunft, wie wir sie kannten, ist ein klares Zeichen für den digitalen Wandel. Während einige private Anbieter weiterhin Dienste anbieten, hat das Internet die Rolle der primären Informationsquelle für Telefonnummern und andere Kontaktdaten übernommen. Die Entwicklung der Rufnummern selbst und deren internationale Formatierung sind weitere Facetten der komplexen Welt der Telekommunikation, die sich ständig wandelt.
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