Viele Menschen interessieren sich für die Geschichte des Islam in Indonesien und die Rolle, die arabische Einwanderer dabei gespielt haben. Während die genauen Anfänge der Islamisierung Indonesiens Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen sind, gibt es eine etablierte und historisch bedeutende Gemeinschaft von Arabern in Indonesien, deren Anwesenheit und Einfluss das religiöse und soziale Gefüge des Landes mitgeprägt haben. Dieser Artikel beleuchtet die Identität, Verteilung, religiösen Praktiken und die historische Entwicklung dieser faszinierenden Bevölkerungsgruppe.

Identität und Unterscheidung innerhalb der Gemeinschaft
Die arabische Gemeinschaft in Indonesien ist keineswegs monolithisch. Es gibt eine wichtige Unterscheidung zwischen verschiedenen Generationen von Einwanderern und deren Nachkommen. Die erste Generation der Einwanderer, die direkt aus den Herkunftsregionen kamen, werden als Wulayātī oder Totok bezeichnet. Sie stellen eine kleine Minderheit der gesamten arabisch-indonesischen Bevölkerung dar.
Die Mehrheit der arabischstämmigen Indonesier sind jedoch die sogenannten Muwallad. Sie wurden in Indonesien geboren und haben oft eine gemischte Abstammung, was bedeutet, dass sie sowohl arabische als auch indigene indonesische Vorfahren haben. Diese Unterscheidung ist entscheidend für das Verständnis der sozialen Dynamik und der Integration innerhalb der indonesischen Gesellschaft.
Es ist wichtig zu beachten, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung und wissenschaftlichen Betrachtung auch Fehlinterpretationen gab. Einige indonesische Gelehrte haben die Araber Indonesiens fälschlicherweise als alleinige Vertreter oder Wegbereiter des Salafismus und Wahhabismus dargestellt. Azyumardi Azra beispielsweise beschrieb Indonesier arabischer Abstammung als Personen, die den indonesischen Islam von seinen indigenen religiösen Elementen „reinigen“ wollten. Kritiker des arabischen Einflusses in Indonesien verweisen manchmal auf die Gründung radikaler Gruppen wie Jemaah Islamiyah (JI) oder die Führung von Laskar Jihad (LJ) durch indonesische Araber, um ihre Argumente zu untermauern. Es ist jedoch wichtig, die Vielfalt innerhalb der Gemeinschaft zu erkennen und nicht alle Individuen pauschal zu beurteilen.
Geografische Verteilung und Bevölkerungszahlen
Die Mehrheit der arabisch-indonesischen Bevölkerung lebt auf den Inseln Java und Madura. Sie konzentrieren sich typischerweise in Städten oder größeren Ortschaften. Zu den bedeutenden Zentren mit einer nennenswerten arabisch-indonesischen Bevölkerung zählen Städte wie Jakarta, Pekalongan, Cirebon, Surakarta, Kudus, Yogyakarta, Gresik, Pasuruan und Surabaya auf Java. Eine ebenfalls beträchtliche Population findet sich auf Sumatra, vor allem in Palembang, aber auch in West-Sumatra, Nord-Sumatra, Riau und Aceh.

Die Erfassung der arabischen Bevölkerung in den Niederländisch-Indien (dem heutigen Indonesien) begann relativ spät. Die frühesten verfügbaren Zählungsdaten, die die Anzahl der aus Hadhramaut stammenden Personen (ein Großteil der frühen arabischen Einwanderer stammte von dort) in Niederländisch-Indien angeben, stammen aus dem Jahr 1859. Damals lebten 4.992 Arabisch-Indonesier auf Java und Madura.
Die darauffolgenden Volkszählungen zeigten ein stetiges Wachstum der registrierten arabischen Bevölkerung:
Jahr | Anzahl Arabisch-Indonesier (Gesamt) | Anzahl Arabisch-Indonesier (Java & Madura) |
---|---|---|
1859 | 4.992 | |
1870 | 12.412 | 7.495 |
1900 | 27.399 | |
1920 | 44.902 | |
1930 | 71.335 | |
2000 | 87.066 | |
2005 | 87.227 |
Basierend auf den Zensusdaten von 2000 und 2005 identifizierten sich etwa 87.000 Personen als arabischer Ethnizität, was etwa 0,040% der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Anzahl der Indonesier mit teilweiser arabischer Abstammung, die sich selbst nicht als Araber identifizieren, ist nicht bekannt und dürfte deutlich höher liegen.
Religiöses Leben und Praktiken
Arabisch-Indonesier sind fast ausnahmslos Muslime. Laut der Volkszählung von 2000 hatten sie im Vergleich zu anderen ethnischen Gruppen einen höheren Anteil an Muslimen. Historisch lebten viele von ihnen in den sogenannten Kauman-Dörfern, die sich in den Gebieten rund um Moscheen entwickelten. Obwohl dies früher weit verbreitet war, hat sich diese Wohnstruktur in den letzten Jahren verändert.
Die Mehrheit der arabisch-indonesischen Muslime sind Sunniten und folgen der schafiitischen Rechtsschule (Madhhab). Insbesondere die Familien der Ba 'Alawi Sada folgen typischerweise der Ba 'Alawiyya Tariqa, einer sufischen Ordnung. Der Islam, der von arabisch-indonesischen Gemeinschaften praktiziert wird, tendiert dazu, orthodoxer zu sein als einige lokale, stärker von indigenen Praktiken beeinflusste Formen des Islam, wie beispielsweise bei den Abangan, die bestimmte restriktivere islamische Vorschriften möglicherweise nicht befolgen. Die Kinder werden in der Regel zuerst auf Madrasahs (islamische Schulen) geschickt, viele setzen ihre Ausbildung später aber auch an weltlichen Schulen fort.
Traditionen, Abstammung und Genetische Spuren
Wie in vielen Gesellschaften des Nahen Ostens üblich, basieren die Genealogien hauptsächlich auf der väterlichen Linie (Patrilinealität). Diese patrilineare Abstammung ist in den Sayyid-Familien (die sich auf den Propheten Muhammad zurückführen) sogar noch stärker ausgeprägt. Bei diesen Familien wird ein Nachkomme einer Frau aus Hadhramaut und eines Mannes, der nicht aus Hadhramaut stammt, nicht als Sayyid betrachtet.

Viele der arabischen Migranten kamen tatsächlich aus verschiedenen Orten in Hadhramaut im heutigen Jemen, wie Seiyun, Tarim, Mukalla, Shibam oder anderen Regionen. Diese Herkunft prägt bis heute das Selbstverständnis und die Traditionen vieler Familien.
Hinsichtlich der genetischen Abstammung gibt es nur sehr wenige Forschungen und DNA-Proben von Arabisch-Indonesiern. Es wird vermutet, dass unter ihnen die DNA-Haplogruppen J, L und R vorkommen könnten, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Spuren der Haplogruppe J-M267. Die Haplogruppe G-PF3296 soll ebenfalls häufig sein, insbesondere unter Nachkommen der Sayyids aus Hadhramaut. Aufgrund von Mischehen zwischen Indonesiern und Jemeniten wird zudem die Präsenz von mtDNA R9-Haplogruppen unter Arabisch-Indonesiern prognostiziert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer sind die Araber in Indonesien?
Die Araber in Indonesien sind eine Bevölkerungsgruppe, die ihre Wurzeln ganz oder teilweise in arabischen Ländern, hauptsächlich im Jemen (Hadhramaut), hat. Sie unterteilen sich in die direkt Eingewanderten (Wulayātī/Totok) und die in Indonesien geborenen Nachkommen (Muwallad), die die Mehrheit bilden und oft gemischte Abstammung haben.
Wo leben die meisten Araber in Indonesien?
Die größte Konzentration findet sich auf den Inseln Java und Madura in Städten wie Jakarta, Surabaya und Pekalongan, sowie auch auf Sumatra, insbesondere in Palembang.

Welche Religion haben die Araber in Indonesien?
Fast alle Arabisch-Indonesier sind Muslime. Sie sind überwiegend Sunniten und folgen der schafiitischen Rechtsschule. Viele Ba 'Alawi Sada Familien folgen der Ba 'Alawiyya Tariqa.
Sind alle Araber in Indonesien direkte Einwanderer?
Nein. Während es eine kleine Minderheit direkter Einwanderer (Wulayātī/Totok) gibt, wurde die überwiegende Mehrheit (Muwallad) in Indonesien geboren und hat oft gemischte indonesisch-arabische Wurzeln.
Woher stammen die arabischen Vorfahren hauptsächlich?
Die meisten arabischen Vorfahren stammten aus der Region Hadhramaut im heutigen Jemen, aus Orten wie Seiyun, Tarim oder Mukalla.
Die arabisch-indonesische Gemeinschaft ist ein integraler Bestandteil der indonesischen Gesellschaft mit einer reichen Geschichte und Kultur, die eng mit dem Islam verbunden ist. Ihre Präsenz hat Indonesien über Jahrhunderte hinweg mitgeprägt und stellt eine einzigartige Brücke zwischen Südostasien und der arabischen Welt dar.
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