Sie sind knusprig, salzig und unwiderstehlich – Kartoffelchips gehören zu den beliebtesten Snacks weltweit. Ob beim Filmabend, auf Partys oder einfach zwischendurch, kaum jemand kann ihnen widerstehen. Doch haben Sie sich jemals gefragt, woher diese dünnen, frittierten Kartoffelscheiben stammen? Die Geschichte ihrer Entstehung ist ebenso faszinierend wie die Chips selbst und rankt sich um eine Legende aus dem 19. Jahrhundert.

Die wohl bekannteste Erzählung über die Geburt des Kartoffelchips führt uns in das Jahr 1853, genauer gesagt nach Saratoga Springs im Bundesstaat New York, USA. Dieser Ort war und ist bekannt für seine Mineralquellen und zog im Sommer wohlhabende Gäste an, die in den eleganten Hotels der Stadt logierten. Eines dieser gehobenen Etablissements war das Moon Lake Lodge, in dessen Küche ein Koch namens George Crum arbeitete. Crum, dessen Vater Afroamerikaner und indianischer Abstammung war und dessen Mutter indianischer Abstammung, war für seine Kochkünste bekannt.
Die Legende von Saratoga Springs: Rache oder Genialität?
Laut der populärsten Legende ereignete sich am 24. August 1853 ein Vorfall, der die Snack-Welt für immer verändern sollte. Ein besonders anspruchsvoller und offenbar notorisch unzufriedener Gast bestellte eine Portion Bratkartoffeln, die jedoch hauchdünn geschnitten sein sollten. George Crum erfüllte diesen speziellen Wunsch und servierte dem Gast die dünnen Scheiben. Doch der Gast war nicht zufrieden. Er schickte die Kartoffeln zurück in die Küche mit der Beschwerde, sie seien immer noch zu dick.
George Crum soll darüber äusserst verärgert gewesen sein. Man erzählt sich, dass er beschloss, dem Gast eine Lektion zu erteilen. In einem Akt, der als kulinarischer Racheakt interpretiert werden kann, schnitt Crum die Kartoffeln nun in extrem dünne Scheiben – so dünn, dass man sie kaum mit einer Gabel aufspiessen konnte. Anschliessend frittierte er diese Scheiben in heissem Pflanzenfett, bis sie nicht nur knusprig, sondern beinahe zerbrechlich waren. Er salzte sie grosszügig und schickte sie erneut zum kritischen Gast.
Crum erwartete wahrscheinlich eine weitere Beschwerde, vielleicht sogar Wut über diese unkonventionelle Zubereitung. Doch zu seiner Überraschung war der anspruchsvolle Geschäftsmann von dieser neuen Kreation begeistert. Die extrem dünnen und knusprigen Kartoffelscheiben waren eine Offenbarung! Schnell sprach sich diese ungewöhnliche Delikatesse herum. Die Gäste im Moon Lake Lodge verlangten nach den „Potato Crunches“, wie sie bald genannt wurden, und Crums spontane Erfindung wurde zur Spezialität des Hauses.
Eine alternative Version: Der glückliche Zufall
Wie bei vielen Legenden gibt es auch zur Entstehung der Kartoffelchips eine alternative Erzählung, die weniger dramatisch, aber vielleicht realistischer ist. Diese Version, die unter anderem vom örtlichen Museum in Saratoga Springs unterstützt wird, besagt, dass die Erfindung eher einem Zufall zu verdanken war.
Angeblich liess Crums Schwester, die ebenfalls in der Küche arbeitete, versehentlich eine extrem dünn geschnittene Kartoffelscheibe in das heisse Frittierfett fallen. Als George Crum das Ergebnis sah und probierte – eine ungewöhnlich knusprige Scheibe – soll er sofort das Potenzial erkannt haben. Er war von der Textur und dem Geschmack so begeistert, dass er beschloss, diese dünnen, frittierten Kartoffelscheiben gezielt zuzubereiten und auf die Speisekarte zu setzen. Diese Version deutet darauf hin, dass die Innovation weniger aus Frustration als aus Neugier und einem glücklichen Unfall entstand.
Welche der beiden Geschichten nun der Wahrheit entspricht, lässt sich heute nicht mehr mit absoluter Sicherheit sagen. Beide Versionen haben ihren Reiz und tragen zur Mythologie rund um die Kartoffelchips bei. Fest steht jedoch, dass Saratoga Springs im Bundesstaat New York der Geburtsort der modernen Kartoffelchips ist und dass George Crum eine entscheidende Rolle bei ihrer Popularisierung spielte, sei es als Reaktion auf einen Gast oder aufgrund eines Zufalls in der Küche.
Von Saratoga in die Welt: Der Aufstieg eines Snacks
Nachdem die „Potato Crunches“ in Saratoga Springs Furore gemacht hatten, verbreitete sich ihre Beliebtheit schnell über Neuengland hinaus. George Crum eröffnete später sein eigenes Restaurant, das Crum's House, in dem die Kartoffelchips eine Hauptattraktion blieben. Anfangs wurden Kartoffelchips als Spezialität in Restaurants serviert, oft zu Mahlzeiten oder als Vorspeise. Die Idee, sie massenhaft zu produzieren und in Tüten zu verkaufen, kam erst später.

Im frühen 20. Jahrhundert begannen Unternehmer, das Potenzial dieses Snacks für den breiteren Markt zu erkennen. Die Entwicklung von Schälmaschinen und Frittiermethoden im industriellen Massstab ermöglichte die Produktion grosser Mengen. Die Erfindung der luftdichten Verpackung, insbesondere der Cellophan-Tüte in den 1920er Jahren, war ein weiterer Meilenstein. Sie hielt die Chips frisch und knusprig und machte ihren Transport und Verkauf über weite Strecken möglich. Dies ebnete den Weg für den Kartoffelchip, sich von einer lokalen Spezialität zu einem globalen Phänomen zu entwickeln.
Ein Snack mit vielen Namen: Chips vs. Crisps weltweit
Interessanterweise gibt es im englischsprachigen Raum keine einheitliche Bezeichnung für Kartoffelchips. Die Nomenklatur variiert stark von Land zu Land, was oft zu Verwirrung führen kann. Der Name, den George Crum angeblich verwendete, „Potato Crunches“, hat sich nicht durchgesetzt.
In Nordamerika, insbesondere in den Vereinigten Staaten und Kanada, werden die dünnen, frittierten Kartoffelscheiben fast ausschliesslich als „Chips“ bezeichnet. Das Wort „Chips“ kann in Kanada jedoch auch für Pommes frites verwendet werden, besonders für dickere Varianten.
Im Vereinigten Königreich und in Irland ist die Bezeichnung „Chips“ ausschliesslich für Pommes frites reserviert (wie im berühmten „Fish and Chips“). Die dünnen, knusprigen Kartoffelscheiben, die wir in Deutschland als Chips kennen, werden dort als „Crisps“ bezeichnet. Sogar Produkte, die aus Kartoffelpüree geformt und dann frittiert oder gebacken werden, wie Pringles, werden in den USA als „Potato Crisps“ vermarktet, obwohl sie in den meisten anderen Regionen einfach zu den „Chips“ gezählt würden.
In Australien, Neuseeland, Indien und Teilen Südafrikas sowie der Karibik (z.B. Barbados) werden oft beide Formen – dünne Scheiben und Pommes frites – einfach als „Chips“ bezeichnet. Manchmal wird zur Unterscheidung von Pommes frites der Begriff „Potato Chips“ oder „Chips“ für die dünnen Scheiben verwendet, während Pommes frites als „Hot Chips“ bezeichnet werden.
In Bangladesh sind sie meist als „Chip“ oder „Chips“ bekannt, seltener als „Crisps“ oder lokal als „Alu Bhaja“. Im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) verwenden wir fast ausschliesslich das Wort „Chips“ oder „Kartoffelchips“, wobei klar zwischen diesen und Pommes frites unterschieden wird.
In Brasilien schliesslich gibt es verschiedene Bezeichnungen. Dünne, hausgemachte Chips werden oft „Batatas Portuguesas“ oder „Batatas Prussianas“ genannt, je nach Schnittmuster. Industriell gefertigte Chips aus Kartoffelteig heissen „Batata Chips“ oder einfach „Chips“.
Diese Vielfalt in der Namensgebung zeigt, wie global der Kartoffelchip geworden ist und wie er sich in die lokalen Sprachgebräuche integriert hat. Es ist faszinierend zu sehen, wie ein einfacher Snack, der vielleicht aus einem Wutausbruch oder einem Unfall entstand, zu einem weltweiten Phänomen mit so vielen Identitäten werden konnte.
Die Kunst der Zubereitung (Kurzüberblick)
Obwohl die ersten Chips vielleicht in einer Restaurantküche entstanden, hat sich die industrielle Produktion stark weiterentwickelt. Der grundlegende Prozess ist jedoch ähnlich geblieben:
- Auswahl und Waschen: Spezielle Kartoffelsorten werden ausgewählt, die sich gut zum Frittieren eignen. Sie werden gründlich gewaschen und geschält.
- Schneiden: Die Kartoffeln werden maschinell in sehr dünne Scheiben geschnitten. Die Dicke der Scheiben ist entscheidend für die spätere Knusprigkeit.
- Spülen: Die geschnittenen Scheiben werden oft gespült, um überschüssige Stärke zu entfernen. Dies verhindert das Zusammenkleben und sorgt für eine bessere Textur.
- Trocknen: Vor dem Frittieren werden die Scheiben leicht getrocknet, um die Wasserfeuchtigkeit zu reduzieren.
- Frittieren: Die Scheiben werden in heissem Pflanzenöl frittiert, bis sie goldbraun und knusprig sind. Temperatur und Zeit sind hierbei kritisch.
- Würzen: Nach dem Frittieren werden die Chips abgetropft und gesalzen oder mit anderen Gewürzen versehen.
- Verpacken: Die abgekühlten Chips werden in luftdichte Tüten verpackt, um ihre Frische und Knusprigkeit zu erhalten.
Dieser Prozess, der heute hoch automatisiert ist, ermöglicht es, Milliarden von Chipstüten pro Jahr zu produzieren und weltweit zu vertreiben.

Gesundheitliche Aspekte
Obwohl Kartoffelchips ein beliebter Genuss sind, ist es wichtig zu wissen, dass sie in der Regel kalorienreich und fettreich sind. Der hohe Salzgehalt kann ebenfalls ein Problem darstellen. Moderne Produzenten bieten zwar Varianten mit reduziertem Fett oder Salz an, aber die klassische Version bleibt ein Snack, der in Massen konsumiert werden sollte. Wie bei vielen Leckereien gilt auch hier: Genuss in Massen ist der Schlüssel.
Häufig gestellte Fragen zur Herkunft der Kartoffelchips
Hier beantworten wir einige der häufigsten Fragen zur Entstehung dieses ikonischen Snacks:
F: Wo genau wurden die ersten Kartoffelchips erfunden?
A: Laut der Legende und historischen Berichten wurden die ersten modernen Kartoffelchips in Saratoga Springs, New York, USA, erfunden.
F: Wer hat die Kartoffelchips erfunden?
A: Die Erfindung wird George Crum zugeschrieben, einem Koch im Moon Lake Lodge in Saratoga Springs.
F: Wann wurden die ersten Kartoffelchips erfunden?
A: Die legendäre Erfindung soll am 24. August 1853 stattgefunden haben.
F: War die Erfindung der Chips ein Unfall oder Absicht?
A: Es gibt zwei Hauptversionen: Die eine besagt, es war ein Racheakt eines verärgerten Kochs gegen einen anspruchsvollen Gast (Absicht), die andere, dass Crums Schwester versehentlich eine dünne Scheibe ins Fett fallen liess (Unfall). Beide Geschichten sind populär, die genaue Wahrheit ist schwer zu belegen.
F: Warum heissen Kartoffelchips in Grossbritannien 'Crisps'?
A: Die Unterscheidung zwischen „Chips“ (Pommes frites) und „Crisps“ (dünne Kartoffelscheiben) hat sich historisch im britischen Englisch entwickelt und ist heute die Standardnomenklatur in Grossbritannien und Irland.
F: Wie verbreiteten sich Kartoffelchips?
A: Zuerst waren sie eine lokale Spezialität in Saratoga Springs. Durch die industrielle Produktion, verbesserte Verpackung und den Vertrieb entwickelten sie sich im 20. Jahrhundert zu einem globalen Massenprodukt.
Vergleichstabelle: Namen für Kartoffelchips weltweit
Region | Gebräuchlicher Name | Anmerkungen |
---|---|---|
USA & Kanada | Chips / Potato Chips | In Kanada kann "Chips" auch Pommes frites bedeuten. |
Grossbritannien & Irland | Crisps | "Chips" bedeutet Pommes frites. |
Deutschland, Österreich, Schweiz | Chips / Kartoffelchips | Klare Unterscheidung zu Pommes frites. |
Australien & Neuseeland | Chips / Potato Chips | Manchmal "Hot Chips" für Pommes frites. |
Indien | Chips / Potato Chips | |
Bangladesh | Chip / Chips | Seltener "Crisps", lokal "Alu Bhaja". |
Brasilien | Batata Chips / Chips | Hausgemachte Varianten heissen anders (z.B. Batatas Portuguesas). |
Ob als „Chips“ oder „Crisps“, ob aus Rache oder Zufall entstanden – die knusprige Kartoffelscheibe aus Saratoga Springs hat sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der globalen Snackkultur entwickelt. Ihre einfache, aber geniale Form und Textur sorgen dafür, dass sie wohl noch lange zu unseren Lieblingsleckereien zählen wird.
Hat dich der Artikel Wer erfand den Kartoffelchip? interessiert? Schau auch in die Kategorie Ogólny rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!