Die analoge Fotografie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Doch bevor das erste Bild im Kasten ist, steht oft die erste Hürde an: das korrekte Einlegen und spätere Entnehmen des Films. Besonders für Anfänger kann dies zunächst einschüchternd wirken. Dieser Artikel führt Sie detailliert durch den Prozess des Filmwechsels bei einer klassischen 35mm Kleinbildkamera, von der Vorbereitung bis zur sicheren Entnahme des belichteten Films.
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Die Vorbereitung: Die Kamera öffnen
Der erste Schritt, um einen neuen Film in Ihre analoge Kamera einzulegen, ist das Öffnen der Rückwand. Bei den meisten Kleinbildkameras, insbesondere Spiegelreflexmodellen, befindet sich oben links ein kleiner Rückspulkurbel. Ziehen Sie diese Kurbel nach oben. Oft ist gleichzeitig ein kleiner Knopf oder Schieber zu betätigen, der als Sicherheit dient, um ein versehentliches Öffnen zu verhindern. Bei manchen Sucherkameras gibt es stattdessen einen einfachen Schiebeschalter.

Sobald die Rückwand geöffnet ist, sehen Sie das Innenleben des Filmfachs. Auf der linken Seite befindet sich die Filmkammer, in die die Filmpatrone später eingesetzt wird. Auf der rechten Seite sehen Sie die Aufwickelspule, auf die der Filmanfang gefädelt wird.
Den Kleinbildfilm einlegen
Nehmen Sie eine neue Patrone mit 35mm Kleinbildfilm. Setzen Sie die Patrone in die linke Filmkammer ein. Achten Sie darauf, dass sie gut sitzt. Nun ziehen Sie den schmalen Filmanfang, die sogenannte Lasche, vorsichtig aus der Patrone heraus. Dieser Filmanfang muss nun auf der gegenüberliegenden Seite in die Aufwickelspule eingefädelt werden. Bei den meisten Kameras gibt es Schlitze oder Halterungen in der Spule, in die die Lasche einfach hineingesteckt wird. Stellen Sie sicher, dass der Filmanfang sicher sitzt und nicht wieder herausrutschen kann.
Film straffen und ersten Transport prüfen
Nachdem die Patrone in der Kammer sitzt und der Filmanfang in der Aufwickelspule befestigt ist, können Sie die zuvor hochgezogene Rückspulkurbel wieder nach unten drücken. Dies sichert die Filmpatrone in ihrer Position. Nun ist es wichtig, den Film etwas zu straffen. Betätigen Sie den Spannhebel einmal, um den Film ein Stück weiter auf die Aufwickelspule zu transportieren. Währenddessen können Sie die Filmpatrone leicht mit dem Finger nach unten drücken, um sicherzustellen, dass sie fest sitzt. Beobachten Sie genau, wie der Film über die kleinen Zahnrädchen läuft, die für den Filmtransport zuständig sind. Er sollte sauber und gerade laufen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist, die kleine Rückspulkurbel vorsichtig im Uhrzeigersinn zu drehen, bis Sie einen leichten Widerstand spüren. Dies strafft den Film innerhalb der Patrone und sorgt dafür, dass sich die Kurbel später beim Filmtransport mitdreht. Dies ist ein exzellenter visueller Indikator dafür, dass der Film korrekt transportiert wird und Sie nicht mehrere Bilder auf denselben Filmbereich belichten.
Die Rückwand schließen
Sobald der Film korrekt eingelegt, in der Spule befestigt und leicht gestrafft ist, können Sie die Rückwand der Kamera schließen. Drücken Sie sie fest zu, bis Sie ein deutliches Einrasten hören oder spüren. Es ist absolut entscheidend, dass die Rückwand vollständig und lichtdicht geschlossen ist. Eine undichte Rückwand führt unweigerlich zu Lichteinfall und ruinierten Aufnahmen.
Vorspulen zum ersten Bild
Der Teil des Films, der beim Einlegen bei geöffneter Rückwand Licht gesehen hat (der Filmanfang), ist belichtet und kann nicht mehr für Fotos verwendet werden. Sie müssen den Film nun weitertransportieren, bis der unbelichtete Teil vor dem Verschluss liegt. Dies geschieht bei geschlossener Rückwand.
Betätigen Sie den Auslöser einmal (ohne ein Foto zu machen, da der Film noch nicht auf Position ist). Spannen Sie dann den Film mit dem Spannhebel weiter. Wiederholen Sie diesen Vorgang (Auslösen, Spannen, Auslösen, Spannen), bis die Bildzählwerk-Anzeige auf '1' steht. Bei manchen Kameras steht die Anzeige zunächst auf 'S' (Start), 'A' oder 'H', oder es sind einfach Punkte zu sehen. Sobald die '1' erscheint, ist die Kamera bereit für die erste Aufnahme. Sie haben nun in der Regel 36 Aufnahmen zur Verfügung, bei manchen Filmen auch 24 oder 12.
Sicheres Entnehmen des Films (Zurückspulen)
Wenn Sie das letzte Bild auf dem Film gemacht haben, werden Sie dies daran merken, dass sich der Spannhebel nicht mehr weiterbewegen lässt. Der Film ist nun vollständig auf die Aufwickelspule transportiert worden. Bevor Sie die Rückwand öffnen, muss der gesamte Film sicher zurück in die lichtdichte Patrone gespult werden.
Um den Film zurückzuspulen, müssen Sie zunächst die Arretierung der Aufwickelspule lösen. Bei den meisten analogen Kameras gibt es hierfür einen kleinen Knopf an der Unterseite oder Rückseite des Gehäuses. Drücken Sie diesen Knopf. Bei einigen Modellen muss er während des gesamten Rückspulvorgangs gedrückt gehalten werden, bei anderen rastet er ein.
Sobald die Arretierung gelöst ist, nehmen Sie die Rückspulkurbel oben an der Kamera und drehen Sie diese im Uhrzeigersinn. Sie werden einen leichten Widerstand spüren, während der Film von der Aufwickelspule zurück in die Patrone gezogen wird. Drehen Sie die Kurbel stetig weiter. Sie werden merken, wie der Widerstand nachlässt, sobald der Filmanfang von der Aufwickelspule springt. Wenn der Widerstand fast vollständig verschwunden ist und sich die Kurbel sehr leicht drehen lässt, ist der Film komplett zurückgespult.
Ein Tipp für Selbstentwickler: Wenn Sie Ihr Ohr an die Rückwand der Kamera halten, können Sie oft hören, wann der Filmanfang von der Spule springt. Wenn Sie das Rückspulen genau in diesem Moment stoppen, ragt der Filmanfang noch ein Stück aus der Patrone heraus. Dies erspart Ihnen später einen Filmherauszieher für die Entwicklung. Belichter, die den Film maschinell entwickeln lassen, sollten den Film komplett zurückspulen, bis er vollständig in der Patrone verschwunden ist.
Überprüfen Sie das Bildzählwerk. Wenn es wieder auf 'S', 'A' oder eine andere Startposition springt (keine Zahlen mehr anzeigt), ist der Film in der Regel komplett zurückgespult.
Die Patrone entnehmen
Nachdem der Film vollständig zurück in die Patrone gespult wurde, können Sie die Rückwand der Kamera wieder öffnen (wie zu Beginn des Einlegevorgangs beschrieben, meist durch Hochziehen der Rückspulkurbel). Die Filmpatrone kann nun einfach aus der Filmkammer entnommen werden. Der belichtete Film ist nun sicher in seiner Patrone verwahrt und bereit für die Entwicklung.

Um Verwechslungen mit unbelichteten Filmen zu vermeiden, können Sie die entnommene Patrone markieren, z.B. mit einem wasserfesten Stift oder einem Aufkleber, auf dem Sie das Datum oder den Inhalt notieren. Manche Fotografen knicken auch den aus der Patrone ragenden Filmanfang (wenn er nicht komplett eingespult wurde) als Indikator für einen belichteten Film.
Besonderheiten und Kameravarianten
Während das grundlegende Prinzip bei den meisten 35mm Kleinbildkameras (wie Praktica, Pentax, Minolta, Olympus, Canon, Nikon Spiegelreflexmodelle) ähnlich ist, gab es im Laufe der Zeit einige Besonderheiten:
- Sucher-/Messsucherkameras: Bei manchen Modellen, wie älteren Leica- oder Werra-Kameras, muss zum Einlegen des Films die Bodenplatte abgenommen und ein hinterer Teil herausgeschoben werden. Das Prinzip des Einlegens auf die Aufwickelspule bleibt jedoch meist gleich.
- Schnellladesysteme (Rapid-Systeme): Früher gab es Versuche, das Einlegen durch spezielle Patronen oder Systeme zu vereinfachen. Diese setzten sich aber nicht flächendeckend durch.
- Praktica-System: Manche Praktica-Kameras nutzen zwei Metallbögen auf der Aufwickelspule, die den Filmanfang umschlingen. Dies ist ein sehr effektives und einfaches System. Manchmal gibt es hier auch spezielle Führungen, unter die der Film zwingend geführt werden muss.
- Motorisierte Kameras: Kameras mit eingebautem Motor ziehen den Film automatisch ein und spulen ihn am Ende auch automatisch zurück. Bei diesen Modellen entfallen viele der manuellen Schritte mit Spannhebel und Kurbel.
- Integrierte Messer: Sehr alte Kameras (ca. 1950er/60er Jahre) besaßen manchmal ein kleines Messer, um einen halb belichteten Film abzuschneiden und nur diesen Teil zu entwickeln. Dies ist heute sehr selten.
Es ist immer ratsam, die spezifische Bedienungsanleitung Ihrer Kamera zu Rate zu ziehen, falls vorhanden, da es kleine Unterschiede in der Mechanik geben kann.
Fehlerbehebung: Spannhebel klemmt oder Film gerissen
Was tun, wenn der Spannhebel klemmt und sich nicht mehr bewegen lässt? Die häufigste Ursache ist schlichtweg, dass der Film voll ist. Drücken Sie in diesem Fall den Rückspulknopf und spulen Sie den Film wie oben beschrieben zurück in die Patrone. Versuchen Sie niemals, den klemmenden Hebel mit Gewalt zu bewegen, da dies den Film reißen oder die Kameramechanik beschädigen kann.
Wenn Sie sicher sind, dass der Film noch nicht voll ist und der Hebel trotzdem klemmt, liegt möglicherweise ein Problem mit dem Filmtransport vor. Auch hier ist der erste Schritt, den Rückspulknopf zu drücken und den Film zurückzuspulen, um weitere Schäden zu vermeiden. Sie opfern zwar die verbleibenden Aufnahmen, retten aber möglicherweise den bereits belichteten Teil und die Kamera. Danach sollten Sie die Kamera genau untersuchen oder von einem Fachmann überprüfen lassen.
Wenn der Film gerissen ist, ist dies ein ernsteres Problem. Sie müssen die Kamera in absoluter Dunkelheit öffnen, um die bereits gemachten Aufnahmen zu retten. Hierfür eignet sich am besten ein sogenannter Filmwechselsack. In diesem lichtdichten Sack können Sie die Kamera öffnen, die gerissenen Filmenden abschneiden und den Film vorsichtig von Hand zurück in die Patrone schieben oder die Patrone zur Entwicklung vorbereiten.
Wenn Sie den gerissenen Film entwickeln lassen möchten, ist es ratsam, ihn zu einem Fachlabor zu bringen und die Situation zu erklären. Diese Labore können die Patrone oft von Hand öffnen und den Film sicher entnehmen. Wer Filme selbst entwickelt, hat im Wechselsack die volle Kontrolle.
Nützliche Tipps für den Filmwechsel
Ein einfacher Tipp, um den korrekten Filmtransport zu überprüfen, wurde bereits erwähnt: Achten Sie nach dem Schließen der Rückwand und dem Vorspulen auf das erste Bild darauf, dass sich die Rückspulkurbel bei jedem Spannen des Films mitdreht. Wenn sie sich nicht bewegt, wird der Film nicht transportiert.
Gerade für Anfänger kann es hilfreich sein, den Vorgang des Filmwechsels zunächst mit einem alten oder einem speziellen Übungsfilm zu proben. So gewinnen Sie Sicherheit, bevor Sie einen wertvollen, neuen Film einlegen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Frage: Muss ich den Film immer ganz zurückspulen?
Antwort: Ja, unbedingt. Bevor Sie die Rückwand der Kamera öffnen, muss der gesamte Film sicher in der lichtdichten Patrone sein, sonst wird er belichtet und die Bilder sind ruiniert.
Frage: Was passiert, wenn ich die Rückwand versehentlich öffne, obwohl noch Film in der Kamera ist?
Antwort: Der Teil des Films, der Licht ausgesetzt war, ist belichtet und die darauf befindlichen Bilder sind wahrscheinlich unbrauchbar. Schließen Sie die Rückwand sofort wieder und spulen Sie den Film zurück in die Patrone. Die bereits belichteten Bilder auf diesem Filmstück sind verloren, aber der Rest des Films in der Patrone könnte noch intakt sein.
Frage: Wie erkenne ich, ob der Film richtig eingelegt ist?
Antwort: Der beste Weg ist, nach dem Schließen der Rückwand und dem Vorspulen auf das erste Bild darauf zu achten, ob sich die Rückspulkurbel mitdreht, wenn Sie den Spannhebel betätigen. Wenn sie sich nicht mitdreht, wird der Film nicht transportiert.
Frage: Kann ich einen halb belichteten Film entnehmen und später weiternutzen?
Antwort: Bei den meisten modernen Kleinbildkameras ist dies nicht ohne Weiteres möglich, da der Film komplett zurückgespult werden muss. Theoretisch könnten Sie ihn in absoluter Dunkelheit entnehmen und wieder einlegen, müssten aber genau wissen, auf welchem Bild Sie waren. Dies ist kompliziert und birgt ein hohes Risiko, den Film zu ruinieren. Es ist einfacher, den Film bis zum Ende zu belichten.
Frage: Was ist ein Filmwechselsack und wofür brauche ich ihn?
Antwort: Ein Filmwechselsack ist ein lichtdichter Sack, der es Ihnen ermöglicht, eine Kamera oder einen Film in völliger Dunkelheit zu handhaben, z.B. um einen gerissenen Film zu retten oder einen Film in eine Entwicklungstankspule einzufädeln, wenn kein Dunkelraum verfügbar ist.
Fazit
Das Einlegen und Entnehmen eines Kleinbildfilms in eine analoge Kamera mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, ist aber mit etwas Übung ein einfacher und schneller Vorgang. Das Prinzip ist bei den meisten gängigen 35mm Kameras sehr ähnlich. Achten Sie stets auf die korrekte Führung des Films, die sichere Befestigung auf der Aufwickelspule und vor allem auf das lichtdichte Schließen der Kamera, bevor Sie den Film transportieren oder entnehmen. Mit diesen Schritten steht Ihren analogen Fotoabenteuern nichts mehr im Wege!
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