Das Bauhaus war weit mehr als nur ein architektonischer Stil. Gegründet im Jahr 1919 in Weimar, Deutschland, als Staatliches Bauhaus unter der Leitung des Architekten Walter Gropius, vereinte diese Schule für Gestaltung die ehemalige großherzogliche Kunstgewerbeschule und die Weimarer Akademie der Bildenden Künste. Von Anfang an verfolgte das Bauhaus die Vision, Handwerk und Bildende Kunst zusammenzuführen und dabei Einflüsse der Moderne, der englischen Arts and Crafts-Bewegung sowie des Konstruktivismus aufzugreifen. Ziel war es, eine neue Zunft der Handwerker zu schaffen, die die arroganten Klassenunterschiede zwischen Handwerker und Künstler aufhob. Dieser Artikel beleuchtet die faszinierende Geschichte, die prägenden Prinzipien und den unermesslichen Einfluss, den das Bauhaus bis heute auf Kunst, Design und Architektur ausübt.

Die Entstehung und Geschichte des Bauhaus
Das Staatliche Bauhaus Weimar wurde 1919 gegründet und gilt als eine der einflussreichsten Schulen für Kunst, Design und Architektur der Moderne. Trotz seines nur 14-jährigen Bestehens (bis 1933) wird es als Heimstätte der Avantgarde und der klassischen Moderne betrachtet, dessen Ideen noch heute relevant sind. Walter Gropius, inspiriert von Architekten wie Frank Lloyd Wright sowie dem Expressionismus und Surrealismus, wollte der modernen Welt eine frische und funktionale Ästhetik geben und das Kunsthandwerk wiederbeleben. Kunst und Architektur sollten gesellschaftlichen Aufgaben dienen.
Die Anfänge in Weimar (1919 – 1925)
In Weimar vereinte Gropius die Kunstschule und die Kunstgewerbeschule. Er nivellierte den Unterschied zwischen schönen und angewandten Künsten und wollte Kreativität und Produktion wieder vereinen. Seine Ideale, dass Kunst und Architektur gesellschaftlichen Aufgaben dienen und dem Handwerk mehr Wertschätzung zukommen sollte, galten als visionär. Gropius strebte die Förderung aller künstlerischen Medien an, von bildender Kunst über Industriedesign, Grafikdesign, Typografie bis hin zu Innenarchitektur und Architektur. Ein innovatives Element war der Lehrplan in Form eines Rades. Der äußere Ring war der sechsmonatige Vorkurs, initiiert von Johannes Itten, der das künstlerische Fundament legte und den Umgang mit Materialien lehrte. Die inneren Ringe repräsentierten die Werkstätten (Metall, Möbel, Bühne, Keramik, Weberei), in denen ein Werkmeister (für handwerkliche Fähigkeiten) und ein Formmeister (für ästhetische Aspekte) unterrichteten. Im Zentrum stand die Baulehre, die Grundlagen architektonischen Designs vermittelte. Bedeutende Künstler wie Lyonel Feininger, Gerhard Marcks, Johannes Itten, Paul Klee, Oskar Schlemmer, László Moholy-Nagy und Wassily Kandinsky lehrten hier.
Übersiedlung nach Dessau (1925 – 1932)
Politische Entwicklungen und gekürzte Mittel in Thüringen führten 1925 zum Umzug nach Dessau. Hier wurde ein neuer Architekturbereich geschaffen und die Zusammenarbeit mit der Industrie intensiviert. Der Fokus verlagerte sich von Luxusartikeln auf den Massenmarkt. Viele bekannte Produkte stammen aus dieser Zeit. Gropius trat 1928 zurück und Hannes Meyer übernahm die Leitung. Unter Meyer wurde die industrielle Zusammenarbeit weiter vertieft und die Architektur stärker betont. Meyer bekannte sich zum Funktionalismus. Aufgrund politischer Verbindungen wurde Meyer 1930 entlassen, und Ludwig Mies van der Rohe wurde Direktor.
Die letzten Jahre in Berlin (1932 – 1933)
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Dessau zog das Bauhaus 1932 nach Berlin. Mies van der Rohe hatte mit schlechteren Ressourcen und zunehmendem Druck zu kämpfen. Repressionen und Hausdurchsuchungen behinderten die Arbeit. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 beschloss die Lehrerschaft die Auflösung der Schule. Viele Lehrer und Studenten emigrierten, was zur weltweiten Verbreitung der Bauhaus-Ideen beitrug.

Die Grundprinzipien des Bauhaus
Die Bauhaus-Bewegung basierte auf mehreren Kernprinzipien, von denen viele im Manifest von 1919 formuliert wurden:
- Keine Grenze zwischen Künstler und Handwerker: Ziel war es, die Trennung zwischen bildender Kunst und Handwerk aufzuheben. Der Künstler sollte das Handwerk beherrschen, um seine kreative Fantasie umsetzen zu können.
- Form folgt Funktion: Dieses zentrale Prinzip besagt, dass die Gestaltung eines Objekts oder Gebäudes von seinem Zweck und seiner beabsichtigten Funktion bestimmt werden sollte. Einfache, geometrische Formen, die auf der Funktion basieren, wurden bevorzugt. Funktionalität musste dabei nicht langweilig sein.
- Gesamtkunstwerk: Das Bauhaus strebte eine Synthese verschiedener Kunstformen an. Ein Gebäude wurde als Teil eines umfassenden Konzepts verstanden, das Architektur, Design und bildende Kunst integriert.
- Ehrliche Materialien: Materialien sollten ihre wahre Natur offenbaren und nicht versteckt oder übermäßig verziert werden. Auch grobe Materialien durften sichtbar sein.
- Klare, geometrische Formen: Statt floraler oder kurviger Ornamente bevorzugten Bauhaus-Künstler lineare und geometrische Formen.
- Betonung der Technik und Massenproduktion: In den Werkstätten wurden Prototypen für die industrielle Fertigung entwickelt. Die Möglichkeiten moderner Technologien wurden aktiv genutzt.
- Intelligente Nutzung von Ressourcen: Die Bauhaus-Ideologie war von ökonomischem Denken geprägt: kontrollierte Finanzierung, zeitsparende Projekte, genauer Materialeinsatz, Nutzung freien Raums.
- Einfachheit und Effektivität: Dinge sollten nicht zusätzlich verziert werden, um „schöner“ zu wirken, sondern gut sein, so wie sie sind, basierend auf ihrer Funktion.
- Ständige Entwicklung: Das Bauhaus war offen für neue Techniken, Materialien, Konstruktionsweisen und Haltungen. Innovation stand im Vordergrund.
Wichtige Künstlerinnen und Künstler des Bauhaus
Am Bauhaus lehrten und studierten zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten, die die moderne Kunst und das Design prägten. Zu den berühmtesten Meistern und Dozenten gehörten:
- Walter Gropius (Architekt, Gründer)
- Johannes Itten (Maler, Kunstpädagoge, Vorkurs)
- Ludwig Mies van der Rohe (Architekt, Direktor)
- Wassily Kandinsky (Maler)
- Paul Klee (Maler)
- László Moholy-Nagy (Maler, Fotograf, Typograf, experimentelle Kunst)
- Josef Albers (Maler, Designer, Vorkurs, Farbtheorie)
- Anni Albers (Textilkünstlerin)
- Marcel Breuer (Möbeldesigner)
- Gunta Stölzl (Textilkünstlerin)
- Oskar Schlemmer (Maler, Bildhauer, Bühnenbildner)
- Lucia Moholy (Fotografin)
Bauhaus in den Künsten und im Design
Der Bauhaus-Stil wird oft als Kombination der britischen Arts-and-Crafts-Bewegung mit der Moderne beschrieben. Die Betonung liegt auf der Funktion und der Verbindung von Kunst mit dem Alltag. Überschwängliche Ornamente wurden vermieden; stattdessen dominierten ausgewogene, abstrakte und geometrische Gestaltungen.
Architektur und Produktdesign
Die Architektur des Bauhaus zeichnet sich durch klare Linien, einfache Kuben und die Verwendung von Stahl, Glas und Beton aus. Das Prinzip „Form folgt Funktion“ ist hier am deutlichsten erkennbar. Gebäude und Objekte sollten ihren Zweck optimal erfüllen. Die Entwicklung von Prototypen für die Massenproduktion, wie Möbel und Leuchten, war ein zentrales Anliegen. Das Konzept der modularen Möbel, wie wir sie heute kennen, wurde stark von Bauhaus-Ideen inspiriert, beispielsweise beim bekannten Wassily Chair von Marcel Breuer.
Malerei und Bildende Kunst
In der Malerei am Bauhaus, vertreten durch Künstler wie Wassily Kandinsky und Paul Klee, zeigte sich die Betonung der Funktion in ausgewogenen, oft geometrischen Kompositionen. Von der Architektur beeinflusst, nutzten die Gemälde flache Ebenen und überlappende Formen, um Dimensionalität zu suggerieren. Die Auseinandersetzung mit Farbe, Form und Linie stand im Vordergrund.
Fotografie am Bauhaus
Die Fotografie fand am Bauhaus zunächst im Zusammenhang mit der Dokumentation von Objekten und Gebäuden ihren Platz. Lucia Moholy war maßgeblich an der Einführung des Mediums beteiligt. Ihre Herangehensweise war sachlich, klar und realistisch. Um 1927 entwickelte sich am Bauhaus eine lebendige Fotoszene, die nicht nur Architektur und Objekte, sondern auch Alltagsszenen und Porträts festhielt. László Moholy-Nagy experimentierte zudem stark mit den gestalterischen Möglichkeiten des Mediums.
Der globale Einfluss und das Erbe
Die Schließung des Bauhaus durch die Nationalsozialisten zwang viele seiner Lehrer und Studenten zur Emigration. Dies führte dazu, dass die Ideen des Bauhaus weltweit verbreitet wurden, insbesondere in den USA. Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Josef Albers setzten ihre Arbeit in Amerika fort und prägten dort Architektur, Kunst und Kunstpädagogik. Das Bauhaus beeinflusste direkt jüngere amerikanische Künstler und Bewegungen wie die Minimal Art der 1960er Jahre. Auch spätere Künstlergruppen wie ZERO oder Fluxus griffen Bauhaus-Ideen wieder auf. Der Einfluss des Bauhaus ist in modernem Design, Architektur und Kunst bis heute spürbar und seine Prinzipien sind weiterhin relevant für die Gestaltung unserer Umwelt.

Bauhaus auf dem Kunstmarkt
Werke von Bauhaus-Künstlern sind auf dem internationalen Kunstmarkt sehr gefragt. Gemälde und Arbeiten auf Papier von Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy, Lyonel Feininger und Josef Albers erzielen hohe Preise. Designobjekte aus der Bauhaus-Zeit gelten als Klassiker und werden teilweise noch heute nach Originalentwürfen produziert. Für Käufer ist es ratsam, auf eine umfassende Provenienz und eine Echtheitsbestätigung zu achten, da viele Werke eine bewegte Geschichte haben.
Ein Blick auf einige Auktionsergebnisse für Arbeiten auf Papier aus der Bauhaus-Zeit zeigt die Wertschätzung:
Künstler | Werk | Zuschlagspreis |
---|---|---|
Wassily Kandinsky | Ohne Titel (1923) | 4,5 Mio. EUR |
Paul Klee | Heiliger Bezirk (1932) | 1,7 Mio. EUR |
Paul Klee | Gespenster, Abgang (1931) | 1,6 Mio. EUR |
Wassily Kandinsky | Ohne Titel (1922) | 1,6 Mio. EUR |
Wassily Kandinsky | Ineinander (1928) | 1,6 Mio. EUR |
Häufig gestellte Fragen zum Bauhaus
Was ist das Bauhaus-Prinzip in einfachen Worten?
Das Kernprinzip ist die Vereinigung von Kunst und Handwerk sowie die Idee, dass die „Form der Funktion folgt“. Es geht um Funktionalität, Einfachheit und die Verbindung von Gestaltung und Produktion.
Wann und wo wurde das Bauhaus gegründet?
Das Bauhaus wurde 1919 in Weimar, Deutschland, gegründet.
Wurde Fotografie am Bauhaus gelehrt?
Ja, Fotografie wurde am Bauhaus gelehrt und praktiziert, maßgeblich eingeführt von Lucia Moholy um 1927.

Welche berühmten Künstler lehrten am Bauhaus?
Zu den berühmten Lehrenden gehören Walter Gropius, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Ludwig Mies van der Rohe, László Moholy-Nagy, Josef Albers und viele andere.
Was macht den Bauhaus-Stil visuell aus?
Der Stil zeichnet sich durch Minimalismus, die Verwendung von klaren, geometrischen Formen, den Verzicht auf Ornamente und die ehrliche Darstellung von Materialien aus.
Welchen Einfluss hat das Bauhaus heute noch?
Der Einfluss ist enorm. Bauhaus-Ideen prägen modernes Design, Architektur, Möbeldesign und die Kunstpädagogik weltweit. Prinzipien wie Funktionalität und Einfachheit sind nach wie vor aktuell.
Fazit
Obwohl das Bauhaus nur wenige Jahre existierte, revolutionierte es das Verständnis von Kunst, Handwerk und ihrer Rolle in der Gesellschaft. Seine Prinzipien wie die Einheit von Kunst und Handwerk, das Diktat „Form folgt Funktion“ und das Streben nach dem Gesamtkunstwerk haben eine globale Wirkung entfaltet. Die Ideen des Bauhaus leben in der modernen Architektur, im Produktdesign und in der Kunstpädagogik weiter und machen es zu einer der bedeutendsten Bewegungen des 20. Jahrhunderts, deren Erbe bis heute lebendig ist.
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