Das direkte Blitzen ist eine grundlegende Technik in der Fotografie, die oft eingesetzt wird, um Motive aufzuhellen oder einzufrieren. Doch hinter der scheinbar einfachen Lichtquelle steckt eine komplexe Technologie, die von der Synchronisation mit dem Kameraverschluss bis hin zu ausgeklügelten Belichtungssteuerungssystemen reicht. Das Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend, um das volle Potenzial des Blitzlichts auszuschöpfen und beeindruckende Ergebnisse zu erzielen, sei es bei Hochzeiten, Porträts oder anderen Anlässen.

Wie funktioniert ein Fotoblitz? Die Grundlagen
Ein elektronischer Fotoblitz erzeugt eine kurze, intensive Lichtentladung, die ausreicht, um ein Motiv während der relativ kurzen Belichtungszeit in der Fotografie zu beleuchten. Damit das Blitzlicht korrekt auf den Sensor oder Film trifft, muss der Zeitpunkt der Blitzauslösung präzise mit der Öffnung des Kameraverschlusses synchronisiert werden. Bei Kameras mit Schlitzverschluss ist dies besonders wichtig: Der Blitz muss genau dann zünden, wenn der Verschluss vollständig geöffnet ist, um das gesamte Bildfeld zu beleuchten.

Die kürzeste Verschlusszeit, bei der ein Schlitzverschluss den Sensor vollständig freigibt, wird als Blitzsynchronzeit bezeichnet. Liegt die Verschlusszeit unter dieser Synchronzeit, bewegt sich der zweite Verschlussvorhang bereits, während der erste noch läuft. Dies erzeugt einen Belichtungsschlitz, und eine Blitzauslösung würde nur einen Teil des Bildes belichten.
Die Lichtfarbe der meisten modernen Blitzgeräte liegt zwischen 5500 K und 6500 K, was neutralem weißem Licht entspricht und gut mit direktem Sonnenlicht harmoniert. Bei Innenaufnahmen mit vorhandenem Glühlampenlicht, das wärmer ist, kann Blitzlicht hingegen kalt wirken und zu unschönem Mischlicht führen. Dieses Problem lässt sich durch das Anbringen von Farbfiltern am Blitz beheben, die die Farbtemperatur an das Umgebungslicht anpassen.
Zwei wichtige Kenngrößen für Blitzgeräte sind die Leitzahl (LZ) und der Leuchtwinkel. Die Leitzahl hilft bei der Berechnung der Kameraeinstellungen (speziell der Blende) in Abhängigkeit von der Entfernung zum Motiv, besonders bei manuellen Blitzeinstellungen. Der Leuchtwinkel gibt an, für welche maximale Objektivbrennweite das Blitzlicht das Bildfeld noch vollständig ausleuchtet.
Die Technik hinter dem Blitz
Die Energie für den Blitz kommt in der Regel aus Batterien oder Akkus, die einen Blitzkondensator auf eine hohe Spannung (ca. 350 V bis 500 V) aufladen. Dieser Ladevorgang benötigt eine gewisse Zeit, die sogenannte Blitzfolgezeit, die je nach Ladezustand der Batterien variieren kann (von wenigen Sekunden bei vollen Akkus bis zu einer Minute bei fast leeren). Sobald der Kondensator geladen ist, ist das Gerät bereit zum Blitzen.
Beim Auslösen der Aufnahme schließt die Kamera über den Synchronkontakt (im Blitzschuh oder extern) einen Stromkreis, der die Zündeinrichtung im Blitzgerät aktiviert. Diese sendet einen Hochspannungsimpuls an die Blitzröhre, der das Gas (meist Xenon) im Inneren ionisiert. Das ionisierte Gas wird leitfähig, und die im Kondensator gespeicherte Energie entlädt sich explosionsartig durch die Röhre, wodurch das intensive Blitzlicht entsteht. Bei ungeregelten Blitzen entlädt sich der Kondensator vollständig, was eine Blitzdauer von etwa 1/1000 Sekunde ergibt.
Evolution der Blitzsteuerung: Vom ungeregelten Blitz zum Computerblitz
Die ersten Elektronenblitzgeräte waren ungeregelt; sie gaben bei jeder Auslösung die volle Energie ab. Dies erforderte manuelle Einstellungen an der Kamera, oft basierend auf der Leitzahl und der Entfernung zum Motiv.
Computerblitzgeräte der ersten Generation
In den 1960er Jahren kamen die ersten Computerblitzgeräte auf den Markt. Der Name war irreführend, da keine komplexen Berechnungen stattfanden. Stattdessen handelte es sich um eine Regelung: Ein Sensor am Blitzgerät maß das vom Motiv reflektierte Licht. Sobald genügend Licht für eine korrekte Belichtung gemessen wurde, schaltete eine Schalteinrichtung (oft ein Thyristor) den Blitzkondensator kurz. Dies führte zum sofortigen Verlöschen des Blitzes. Durch dieses vorzeitige Abschalten konnten sehr kurze Blitzzeiten (bis zu 20 µs) erreicht werden, was sogar Aufnahmen im Bereich der Ultrakurzzeitfotografie ermöglichte, wie z.B. das Einfrieren von schnellen Bewegungen.
Ein Nachteil dieser ersten Generation war, dass die gesamte Energie des Kondensators bei jedem Blitz entladen wurde, auch wenn der Blitz frühzeitig abgeschaltet wurde. Die Blitzkapazität pro Batteriesatz war daher begrenzt.
Computerblitzgeräte der zweiten Generation
Wenige Jahre später erschienen die Computerblitzgeräte der zweiten Generation. Diese ersetzten die Kurzschlusseinrichtung durch eine echte Abschaltvorrichtung des Blitzstroms. Die im Kondensator verbleibende Energie ging nicht mehr verloren, was die Blitzfolgezeiten erheblich verkürzte (unter günstigen Bedingungen unter 1 Sekunde) und die Anzahl der Blitze pro Batteriesatz deutlich erhöhte. Diese Geräte konnten auch eine ausreichende Blitzbelichtung anzeigen. Technisch wurde dies durch schnell abschaltende Thyristoren und elektronische Tricks ermöglicht, die den Blitzstrom unterbrachen.

TTL-Blitzmessung: Licht durch das Objektiv
Da bei indirektem Blitzen (z.B. gegen die Decke) oder der Verwendung von Tele-/Weitwinkelobjektiven der Sensor am Blitz die Lichtsituation nicht korrekt erfassen konnte, entwickelte man die TTL-Blitzmessung (Through The Lens). Hierbei misst ein Sensor in der Kamera hinter dem Objektiv das vom Film oder Sensor reflektierte Licht. Die Messdaten werden über zusätzliche Kontakte im Blitzschuh an das Blitzgerät übertragen, das daraufhin die Blitzleistung regelt.
TTL-Systeme bieten eine präzisere Belichtungssteuerung, besonders bei komplexen Lichtsituationen. Allerdings konnten sich die Hersteller lange nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen, was zur Entwicklung von Systemen wie SCA-300/3000 in Deutschland oder proprietären Systemen wie E-TTL (Canon), i-TTL (Nikon), P-TTL (Pentax) und ADI (Sony/Konica Minolta) führte. Diese Systeme nutzen oft Vorblitze, die vor dem Hauptblitz abgegeben und von der Kamera analysiert werden, um den Motivkontrast zu ermitteln und die Blitzbelichtung noch genauer zu steuern (erstmals vorgestellt 1992 bei der Nikon F90).
Moderne TTL-fähige Blitzgeräte können dank Funkfernauslösern, die TTL-Daten übertragen, auch entfesselt über Distanzen von bis zu 100 m eingesetzt werden, was früher nur mit unhandlichen Kabeln möglich war.
Kameraeinstellungen für direktes Blitzen
Für das direkte Blitzen müssen Kamera und Blitz aufeinander abgestimmt sein. Die Belichtungssteuerung erfolgt hauptsächlich über die eingestellte Blende und die Lichtleistung des Blitzgeräts. Die Verschlusszeit hat, abgesehen von Sonderfällen (wie der Highspeed-Synchronisation), keinen Einfluss auf die eigentliche Belichtung durch den Blitz, da der Blitz viel kürzer leuchtet als die meisten Verschlusszeiten.
Bei der Verwendung von direktem Blitz sollten Sie mit verschiedenen Einstellungen experimentieren. Eine generell empfohlene Vorgehensweise ist die Verwendung einer schnelleren Verschlusszeit (z.B. 1/125 Sekunde oder höher) und einer kleineren Blende (z.B. f/2.8 bis f/9), um das Blitzlicht mit dem Umgebungslicht auszubalancieren. Der ISO-Wert sollte möglichst niedrig gehalten werden (typischerweise ISO 100-400), um Bildrauschen zu minimieren.
Ein praktisches Beispiel für die Kameraeinstellungen bei direktem Blitzen, basierend auf den vorliegenden Informationen, könnte wie folgt aussehen:
- Verschlusszeit: 1/200 Sekunde
- Blende: f/2.8
- ISO: 320 oder 400
- Blitzleistung: Manuell auf die niedrigste Stufe eingestellt (z.B. 1/128), Zoom auf 70mm. (Hinweis: Dies ist ein spezifisches Beispiel aus dem Text für eine bestimmte Entfernung und Situation).
Diese Einstellungen können als Ausgangspunkt dienen, müssen aber je nach Entfernung zum Motiv, gewünschter Tiefenschärfe und Umgebungslicht angepasst werden. Eine integrierte Belichtungsautomatik in der Kamera oder ein Computerblitzgerät mit eigener Lichtsteuerung kann dem Fotografen viel Arbeit abnehmen, indem sie Blitzleistung und/oder Blende automatisch anpassen.
Bei Studio-Blitzgeräten oder besseren Systemblitzen kann der Reflektor oft geschwenkt oder gedreht werden, um nicht direkt, sondern indirekt zu blitzen (z.B. gegen eine weiße Decke), was zu weicherem Licht führt. Auch wenn dieser Artikel den Fokus auf direktes Blitzen legt, ist es wichtig zu wissen, dass dies nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten ist.
Blitzsynchronisation und Highspeed-Synchronisation
Wie bereits erwähnt, ist die Blitzsynchronzeit die kürzeste Verschlusszeit, bei der der Schlitzverschluss vollständig geöffnet ist und das gesamte Bildfeld für den Blitz freigibt. Diese liegt bei den meisten Kameras zwischen 1/125 und 1/250 Sekunde.
Die Verwendung einer kürzeren Verschlusszeit als der Blitzsynchronzeit führt bei einem Standardblitz zu einer Teilbelichtung des Bildes. Um dieses Problem zu umgehen und auch mit sehr kurzen Verschlusszeiten (z.B. 1/1000 Sekunde oder kürzer) blitzen zu können, wurde die sogenannte Highspeed-Synchronisation (HSS) entwickelt. Dabei feuert das Blitzgerät während der Belichtungszeit des Schlitzverschlusses nicht einen einzigen, sondern eine ganze Serie extrem kurzer Einzelblitze ab (ein stroboskopischer Effekt). Dadurch wird sichergestellt, dass das sich bewegende Belichtungsschlitz über die gesamte Bildfläche hinweg ausreichend vom Blitz beleuchtet wird.

HSS ermöglicht das Blitzen bei sehr kurzen Verschlusszeiten, was besonders nützlich ist, um Bewegungen einzufrieren oder bei hellem Umgebungslicht (z.B. Gegenlicht bei Porträts im Freien) die Blende weiter zu öffnen, um eine geringere Tiefenschärfe zu erzielen, ohne das Bild zu überbelichten. Die Voraussetzung für HSS ist die Verwendung eines kompatiblen Systemblitzgerätes, das diese Funktion unterstützt.
Verwendung von Blitzlicht in Digitalkameras
Die TTL-Steuerung in Digitalkameras unterscheidet sich oft von der bei analogen Kameras. Da die Reflexionseigenschaften der digitalen Bildwandler anders sind als die eines Films, kann die Auswertung der Reflexionen vom Sensor zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. Viele Digitalkameras ermitteln die Blitzbelichtung daher über einen Vorblitz, der kurz vor der eigentlichen Aufnahme abgegeben wird. Die Kamera misst das reflektierte Licht dieses Vorblitzes und berechnet daraus die benötigte Leistung für den Hauptblitz.
Systeme wie E-TTL (Canon), i-TTL (Nikon) oder P-TTL (Pentax) nutzen diese Vorblitzmessung. Teilweise fließt auch die am Objektiv eingestellte Entfernung (Autofokus oder manuell) in die Berechnung der Blitzdauer ein, was die Genauigkeit der Blitzbelichtung weiter erhöhen kann.
Häufig gestellte Fragen zum Blitzen
Welche Verschlusszeit sollte ich beim Blitzen verwenden?
Bei Verwendung eines Standardblitzes darf die Verschlusszeit nicht kürzer sein als die Blitzsynchronzeit Ihrer Kamera (meist zwischen 1/125 und 1/250 Sekunde). Wenn Sie kürzere Verschlusszeiten nutzen möchten, benötigen Sie ein Blitzgerät und eine Kamera, die Highspeed-Synchronisation (HSS) unterstützen. Bei HSS können Sie auch Verschlusszeiten von 1/4000 Sekunde oder kürzer verwenden.
Wie bestimme ich die richtige Blitzleistung und Blende bei manuellem Blitzen?
Bei manuellem Blitzen können Sie die Leitzahl des Blitzes und die Entfernung zum Motiv nutzen, um die benötigte Blende zu berechnen (Blende = Leitzahl / Entfernung). Alternativ können Sie die Blitzleistung am Gerät stufenweise reduzieren (z.B. auf 1/2, 1/4, 1/8 etc.) und testen, welche Einstellung zusammen mit Ihrer gewählten Blende und Verschlusszeit die gewünschte Belichtung ergibt. Moderne Digitalkameras mit Histogramm erleichtern die Kontrolle der Belichtung erheblich.
Was passiert, wenn die Verschlusszeit kürzer ist als die Blitzsynchronzeit?
Bei Kameras mit Schlitzverschluss wird nur ein Teil des Bildes vom Blitz beleuchtet. Es entsteht ein dunkler Streifen im Bild, da der Verschlussvorhang einen Teil des Sensors verdeckt, wenn der Blitz zündet. Dies kann nur durch die Verwendung einer Verschlusszeit gleich oder länger als die Blitzsynchronzeit oder durch die Nutzung von Highspeed-Synchronisation vermieden werden.
Kann ich Blitzgeräte verschiedener Hersteller kombinieren?
Grundlegende manuelle Blitze können oft herstellerübergreifend verwendet werden, solange der Mittenkontakt im Blitzschuh vorhanden ist. Für TTL-Funktionen oder Highspeed-Synchronisation benötigen Sie jedoch in der Regel ein Systemblitzgerät, das speziell für Ihre Kameramarke entwickelt wurde oder ein kompatibles System wie SCA nutzt. Die proprietären TTL-Systeme sind untereinander meist nicht kompatibel.
Fazit
Direktes Blitzen ist mehr als nur ein helles Aufleuchten. Es erfordert ein Verständnis der Synchronisation, der Belichtungssteuerung und der technischen Entwicklung von Blitzgeräten. Von den einfachen ungeregelten Blitzen über die ersten Computerblitze bis hin zu modernen TTL-Systemen und Highspeed-Synchronisation hat sich die Technologie stetig weiterentwickelt, um Fotografen präzisere und flexiblere Werkzeuge an die Hand zu geben. Durch das Beherrschen der Kameraeinstellungen und das Wissen um die Grenzen und Möglichkeiten Ihres Equipments können Sie mit direktem Blitz beeindruckende und korrekt belichtete Bilder erstellen.
Hat dich der Artikel Direktes Blitzen: Einstellungen & Technik interessiert? Schau auch in die Kategorie Fotografie rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!