In der schnelllebigen Welt der Mode, wo Ästhetik und Image oft über alles andere gestellt werden, hat sich eine Stimme etabliert, die nicht zögert, die Branche kritisch zu hinterfragen. Diet Prada, ein Phänomen auf Instagram, hat sich von einem anonymen Witz zu einer der einflussreichsten und gefürchtetsten Kräfte in der Mode entwickelt. Auf einer visuell geprägten Plattform wie Instagram nutzen sie die Macht des Bildes, um auf Missstände hinzuweisen und die Großen der Branche zur Rechenschaft zu ziehen. Ihre Reise begann im Geheimen und führte sie bis hin zu einem aufsehenerregenden Rechtsstreit, der die Grenzen der Meinungsfreiheit in der Modeindustrie neu definieren könnte.
Diese Plattform ist mehr als nur ein Ort für visuelle Inspiration; sie ist zu einem kritischen Forum geworden, in dem Designentscheidungen, Marketingkampagnen und das Verhalten von Branchenakteuren unter die Lupe genommen werden. Diet Prada hat dabei eine einzigartige Position eingenommen, indem sie die oft glanzvolle Fassade der Modebranche durchbrechen und auf die Realitäten dahinter aufmerksam machen.
Wer steckt hinter Diet Prada?
Hinter dem Namen Diet Prada verbergen sich Tony Liu und Lindsey Schuyler. Beide trafen sich, während sie beim Hutmacher Eugenia Kim arbeiteten. Dort begannen sie, Runway-Shows und die Geschehnisse in der Modewelt zu kommentieren – zunächst nur untereinander. Aus diesen privaten Beobachtungen entstand im Dezember 2014 der anonyme Instagram-Account @diet_prada. Zu dieser Zeit arbeiteten Liu und Schuyler noch bei Eugenia Kim, wo Liu Designdirektor war und Schuyler im Bereich Design und Produktentwicklung tätig war. Sie verließen das Unternehmen im Jahr 2015. Liu startete später seine eigene Menswear-Linie namens You As, die unter anderem bei Opening Ceremony und Mr Porter verkauft wird, während Schuyler als Beraterin arbeitete. Die Identität von Liu und Schuyler wurde im Oktober 2017 von 'The Fashion Law' öffentlich gemacht, nachdem sie zuvor lange anonym geblieben waren.
Der anonyme Charakter des Accounts in den ersten Jahren ermöglichte es ihnen wahrscheinlich, unbefangen und direkt zu sein, ohne unmittelbare persönliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Dies trug sicherlich zu ihrer anfänglichen Glaubwürdigkeit bei, da ihre Kritik als unparteiisch wahrgenommen werden konnte, bevor ihre Namen bekannt wurden.
Von der Kopienjagd zur Branchenkritik
Die ersten Posts auf Diet Prada widmeten sich vor allem dem Aufdecken von Designern, die sich gegenseitig kopierten. Sie stellten visuelle Vergleiche an, die oft frappierende Ähnlichkeiten zwischen den Kollektionen verschiedener Marken zeigten. Diese anfängliche Fokussierung auf Plagiate und Ähnlichkeiten im Design war der erste Schritt. Der Account wuchs zunächst langsam und erreichte zwei Jahre nach seiner Gründung, also Ende 2016, 1.000 Follower. Ein signifikanter Wendepunkt kam jedoch, als Liu und Schuyler nach der 'Harvey Weinstein'-Enthüllung in der New York Times einen ernsteren Ton anschlugen. Ab dem vierten Quartal 2017 begannen sie, sich breiteren und brisanteren Themen zuzuwenden: Missbrauch von Models, Rassendiskriminierung, kulturelle Aneignung und andere industry-weite Probleme. Sie nutzten ihre Plattform, um Geschichten von Betroffenen zu teilen und Fehlverhalten anzuprangern.
Diese thematische Erweiterung führte zu einem explosionsartigen Wachstum der Interaktionen auf dem Account. Innerhalb eines Jahres stiegen die Interaktionen auf über 500.000 – eine Verzehnfachung. Aktuell zählt der Account über 1,2 Millionen Follower, darunter prominente Namen aus der Branche wie Redakteure wie Edward Enninful und Sarah Mower sowie Designer wie Pierpaolo Piccioli und Alessandro Michele. Ihre Reichweite und ihr Einfluss wurden so groß, dass sie im November 2017 sogar bei der neu gegründeten Agentur Estate Five unter Vertrag genommen wurden. Diese Entwicklung zeigt, wie Diet Prada sich von einem reinen Design-Watchdog zu einer disruptiven Medienquelle wandelte, die leidenschaftliche Kommentare zu einer Vielzahl von Themen liefert und dabei eine enorme Anhängerschaft generierte, die an diesen kritischen Diskussionen interessiert ist.
Die Macht von Diet Prada: Einfluss und Kontroversen
Die Kritik von Diet Prada hat Gewicht und wird in der Branche ernst genommen. Im Mai 2018 beschrieb 'The Business of Fashion' den Account als 'den meistgefürchteten Instagram-Account' aufgrund der Auswirkungen, die ihre Kritik auf Marken haben konnte. Ihre Posts konnten zu erheblicher öffentlicher Aufmerksamkeit und Reputationsschäden führen. Ein Jahr später nannte 'Fast Company' Diet Prada 'eine der einflussreichsten Stimmen in der Modebranche'. Diese Einflussnahme ist jedoch nicht ohne Kontroversen. GQ berichtete, dass einige Leser Diet Prada als nicht mehr zeitgemäß empfinden, da niemand Diet Prada selbst zur Rechenschaft ziehe – ein Vorwurf, der oft im Zusammenhang mit einflussreichen anonymen oder semi-anonymen Online-Persönlichkeiten erhoben wird.
Eine Hauptkritik, die laut dem uns vorliegenden Text geäußert wird, ist der Vorwurf der Bevorzugung von Marken, mit denen sie kooperiert haben oder von denen sie bezahlt wurden. Solche Vorwürfe können die Glaubwürdigkeit eines kritischen Accounts untergraben. Marken und Personen, die von Diet Prada kritisiert wurden, berichten zudem von langen Phasen wütender und manchmal bedrohlicher Kommentare von den Followern des Accounts. Diese Reaktionen der Community können extrem sein und verdeutlichen die Macht, die Diet Prada über ihre Anhängerschaft ausübt. Diet Prada wird in diesem Zusammenhang auch als Beispiel für die sogenannte 'Cancel Culture' genannt, bei der öffentliche Anprangerung zu weitreichenden negativen Konsequenzen für die betroffene Person oder Marke führen kann.
Trotz der Kontroversen haben sie Wege gefunden, ihren Einfluss zu monetarisieren. Ein Großteil der Einnahmen stammt aus dem Verkauf von Merchandise, oft bedruckt mit ihren eigenen, unverblümten Kommentaren oder Anspielungen auf ihre Kritiken. Sie arbeiten auch mit Marken und Institutionen wie Museen zusammen, um über Modeausstellungen zu berichten – eine Form der bezahlten Partnerschaft. Zudem haben sie Instagram-Accounts anderer Marken, wie zum Beispiel Gucci, für 'Takeovers' übernommen, was ebenfalls eine Einnahmequelle darstellen kann. Diese Monetarisierungsstrategien zeigen, wie aus einem kritischen Hobby ein geschäftstüchtiges Medienunternehmen geworden ist.
Der Rechtsstreit mit Dolce & Gabbana
Einer der bekanntesten und folgenreichsten Konflikte für Diet Prada ist der Rechtsstreit mit dem italienischen Luxuslabel Dolce & Gabbana. Dieser Fall verdeutlicht den Mut von Diet Prada, sich auch mit mächtigen Akteuren anzulegen, und ihren Einsatz für Meinungsfreiheit und gegen Diskriminierung. Der Streit begann im Jahr 2018, als Diet Prada eine Werbekampagne von Dolce & Gabbana auf Weibo, einer chinesischen Social-Media-Plattform, kritisierte. Die Kampagne zeigte eine chinesische Frau auf eine Weise, die viele als stereotypisch und sexistisch empfanden.
Zusätzlich deckte Diet Prada anti-asiatische Kommentare auf, die scheinbar von Stefano Gabbanas Instagram-Account stammten. Diese Nachrichten, deren Herkunft von D&G zunächst Hackern zugeschrieben wurde, enthielten Beleidigungen und bezeichneten China als 'Land von [fünf Kack-Emojis]' und seine Bevölkerung als 'ignorante, dreckige, stinkende Mafia'. Diet Prada veröffentlichte Screenshots dieser Kommentare, was zu einem riesigen Aufruhr führte. Die massive negative Reaktion auf die Kampagne und Gabbanas Äußerungen, insbesondere in China, führte dazu, dass viele chinesische Models und Gäste ihre Teilnahme an einer geplanten Modenschau in Shanghai absagten. Dolce & Gabbana musste die Show absagen und veröffentlichte ein öffentliches Entschuldigungsvideo mit den Gründern, Domenico Dolce und Stefano Gabbana.
Trotz der Entschuldigung reichte die Marke Anfang 2019 eine Klage wegen Verleumdung ein. Sie forderten von Tony Liu und Lindsey Schuyler Schadensersatz in Höhe von 3 Millionen Euro für Dolce & Gabbana und 1 Million Euro für Stefano Gabbana – insgesamt 4 Millionen Euro. Die Klage wurde vor einem Gericht in Mailand eingereicht, was darauf hindeutet, dass die Kläger möglicherweise ein Forum gewählt haben, das sie als vorteilhaft für ihre Klage ansahen.
Diet Prada hat sich entschieden, diesen Kampf anzunehmen und ihre Meinungsfreiheit zu verteidigen. Sie erhalten dabei pro bono rechtliche Unterstützung vom Fashion Law Institute an der Fordham Law School in New York, das mit der italienischen Kanzlei AMSL Avvocati zusammenarbeitet. Diese rechtliche Unterstützung unterstreicht die Bedeutung des Falls für die Frage der Meinungsfreiheit im digitalen Raum und in Bezug auf mächtige Unternehmen.
Tony Liu, als Asian-American, betonte in einem Statement seine persönliche Verbindung zu dem Thema. Er sei Teil einer Gemeinschaft, die oft falsch dargestellt wird, und Stereotypen könnten zu Rassismus und Gewalt führen. Er sei stolz darauf, mit Diet Prada eine Plattform geschaffen zu haben, die Stereotypen aufdeckt und den Stimmen der BIPOC (Black, Indigenous, and People of Color)-Gemeinschaft Gehör verschafft. Er habe die Last der Klage zwei Jahre lang getragen, aber die globalen Ereignisse wie die 'Black Lives Matter'-Bewegung und der Anti-Asien-Rassismus im Zusammenhang mit COVID-19 hätten die Bedeutung des Eintretens für Gerechtigkeit und der Solidarität gezeigt. Diet Prada, so Liu, werde weiterhin eine Plattform sein, um diese wichtigen Themen hervorzuheben.
Lindsey Schuyler äußerte sich als Verbündete ihrer asiatischen Freunde und der Gemeinschaft. Sie sei nicht nur von den Karikaturen Chinas und chinesischer Menschen beleidigt gewesen, sondern auch von den damit verbundenen Frauenfeindlichen Bildern. Sie hält es für wichtig, dass Medien sich gegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus aussprechen und nicht durch rechtliche Drohungen zum Schweigen gebracht werden. Die Untergrabung und Verurteilung der Presse, Vorwürfe von 'Fake News' und eine allgemeine bedrohliche Haltung gegenüber Journalisten schaffe einen Nährboden für Gefahren und sei ein gefährlicher Weg in Richtung Extremismus.
Die Leiterin des Fashion Law Institute, Professor Susan Scafidi, erklärte, dass die Unterstützung von Diet Prada Teil der Mission sei, Fachleuten der Branche pro bono rechtliche Hilfe zu leisten, insbesondere solchen, die sich für hohe ethische Standards, Meinungsfreiheit sowie Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion einsetzen, indem sie anti-asiatische Karikaturen kritisieren. Obwohl sich das italienische und US-amerikanische Verleumdungsrecht in Details unterscheiden, sei sie zuversichtlich, dass Diet Prada sowohl rechtlich als auch historisch auf der richtigen Seite stehe. Sie seien geehrt, Diet Prada zu helfen zu demonstrieren, dass schädliche Stereotypen niemals in Mode seien.
Marco Amorese von AMSL Avvocati in Italien betonte, dass Meinungsfreiheit und Kritik fundamentale Werte einer offenen Gesellschaft seien und einen wichtigen Anreiz für Geschäftsgebaren darstellten, das Vielfalt in Geschlecht, Ethnizität und sexueller Orientierung respektiert. Die Kritik an als unzureichend empfundenen kulturellen Paradigmen solle Wandel fördern und nicht zu Gerichtsverfahren führen, die darauf abzielen, sie zum Schweigen zu bringen. Er sei überzeugt, dass die italienischen Gerichte diese bürgerlichen Freiheiten schützen werden.
Dieser Rechtsstreit ist ein Präzedenzfall, der zeigen wird, inwieweit Social-Media-basierte Kritik an mächtigen Akteuren der Modeindustrie rechtlich geschützt ist, insbesondere wenn es um sensible Themen wie Diskriminierung geht. Diet Prada verteidigt nicht nur sich selbst, sondern auch das Recht auf öffentliche Kritik und die Möglichkeit, mächtige Marken für ihr Verhalten zur Rechenschaft zu ziehen.
Was bedeutet der Name "Diet Prada"?
Die genaue Bedeutung oder Herkunft des Namens 'Diet Prada' wird in den uns vorliegenden Informationen nicht erklärt. Es scheint, dass die Gründer den Namen ursprünglich eher als Witz oder interne Referenz wählten, möglicherweise in Anlehnung an andere Accounts oder Phänomene mit ähnlichen Namensstrukturen im Internet.
Häufig gestellte Fragen zu Diet Prada
Im Folgenden beantworten wir einige oft gestellte Fragen zu Diet Prada, basierend auf den uns vorliegenden Informationen.
Wer sind die Gründer von Diet Prada?
Die Gründer von Diet Prada sind Tony Liu und Lindsey Schuyler. Sie lernten sich kennen, während sie beide für den Hutmacher Eugenia Kim arbeiteten.
Womit begann Diet Prada ursprünglich?
Diet Prada begann ursprünglich damit, Designer auf Instagram zu entlarven, die sich gegenseitig kopierten oder Designs anderer nachahmten.
Warum ist Diet Prada so einflussreich geworden?
Diet Prada wurde einflussreich, indem sie sich brisanten Themen wie Missbrauch, Diskriminierung und kultureller Aneignung in der Modeindustrie zuwandten und dabei eine große Reichweite und engagierte Anhängerschaft auf Instagram aufbauten.
Welche Kritikpunkte werden häufig gegen Diet Prada erhoben?
Zu den Kritikpunkten gehören Vorwürfe der Bevorzugung von Marken, mit denen sie zusammenarbeiten, das aggressive Verhalten einiger ihrer Follower und die Beschreibung ihrer Methoden als Teil der 'Cancel Culture'.
Worum ging es im Gerichtsverfahren mit Dolce & Gabbana?
Dolce & Gabbana verklagte Diet Prada wegen Verleumdung, nachdem Diet Prada eine Werbekampagne von D&G sowie angebliche anti-asiatische Äußerungen von Stefano Gabbana kritisiert hatte. Diet Prada verteidigt sich mit dem Argument der Meinungsfreiheit und des Kampfes gegen Rassismus.
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