Welches ist ein unmittelbarer Vorläufer der Fotografie im 19. Jahrhundert?

Fotografie im 19. Jahrhundert: Eine Revolution

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Das 19. Jahrhundert war eine Ära tiefgreifender technologischer und sozialer Veränderungen, und mittendrin entwickelte sich eine neue Kunstform, die die Art und Weise, wie wir die Welt festhalten und uns selbst sehen, revolutionieren sollte: die Fotografie. Was heute mit einem Fingertipp auf dem Smartphone möglich ist, war damals ein mühsames, kostspieliges und oft gefährliches Unterfangen, das nur wenigen Spezialisten vorbehalten war. Die Anfänge waren geprägt von klobiger Ausrüstung, giftigen Chemikalien und der Notwendigkeit extremer Geduld – sowohl für den Fotografen als auch für das Motiv.

Wer war die am häufigsten fotografierte Person im 19. Jahrhundert?
Als meistfotografierter Mann Amerikas im 19. Jahrhundert war es kein Zufall, dass Frederick Douglass mehr als 160 Fotografien und Porträts zusammentrug.

Die ersten Kameras waren weit entfernt von den handlichen Geräten der Neuzeit. Sie waren unhandlich, teuer und erforderten umfassendes Wissen über die Funktionsweise der Apparate sowie über die komplexen und oft gefährlichen Chemikalien, die für die Entwicklung der Bilder benötigt wurden. Prozesse wie die Daguerreotypie oder die Ferrotypie basierten auf chemischen Reaktionen, die giftige Dämpfe freisetzen konnten und daher idealerweise in einer kontrollierten Umgebung durchgeführt wurden. Für eine Daguerreotypie, die zwischen 1840 und 1860 sehr populär war, wurde beispielsweise eine mit Silber beschichtete Kupferplatte Joddämpfen ausgesetzt und dann in die Kamera gelegt. Nach der Belichtung wurde das Bild mit Quecksilberdampf sichtbar gemacht und anschließend mit Salz fixiert. Der Umgang mit Substanzen wie Quecksilber machte den Prozess riskant.

Die ersten Verfahren: Von Heliographie bis Ferrotypie

Lange vor den bekannten fotografischen Verfahren des 19. Jahrhunderts gab es Vorläufer wie die Camera Obscura. Dieses optische Gerät, das schon in der Renaissance bekannt war, projizierte ein Bild auf eine Oberfläche, sodass es abgezeichnet werden konnte. Das Problem bestand jedoch darin, das Bild dauerhaft festzuhalten.

Der Durchbruch gelang in den 1820er Jahren. Joseph Nicéphore Niépce führte das erste fotomechanische Verfahren ein, die Heliographie. Er reproduzierte eine Gravur, indem er Bitumen verwendete, das sich unter Lichteinfluss verhärtete. 1827 gelang ihm die erste semi-permanente Fotografie. Später tat sich Niépce mit Louis Daguerre zusammen, der Niépces Technik verbesserte und das Verfahren entwickelte, das seinen Namen tragen sollte: die Daguerreotypie.

Die Daguerreotypie, in den späten 1830er Jahren eingeführt, war das erste weit verbreitete fotografische Verfahren. Eine mit Silbernitrat beschichtete Kupferplatte wurde mit Joddämpfen sensibilisiert, in der Kamera belichtet, mit Quecksilberdämpfen entwickelt und mit Natriumthiosulfat („Hypo“) fixiert. Jede Daguerreotypie war ein Unikat, das nur durch Abfotografieren reproduziert werden konnte. Aufgrund der Empfindlichkeit der Silberbeschichtung gegenüber Anlaufen wurden Daguerreotypien meist unter Glas in Klappetuis aufbewahrt. Das spiegelnde Bild konnte je nach Lichteinfall positiv oder negativ erscheinen.

Die Belichtungszeiten waren anfangs extrem lang – zwischen fünf Minuten und einer halben Stunde. Das Posieren für ein Porträt war eine anstrengende und oft erfolglose Angelegenheit. Innovationen in den 1840er Jahren erhöhten die Empfindlichkeit der Platten und reduzierten die Belichtungszeit auf unter eine Minute. Dies trug erheblich zur Popularität der Daguerreotypie bei, da Porträts schneller und einfacher erhältlich wurden. Die Daguerreotypie blieb bis in die 1850er Jahre populär.

Anfang der 1850er Jahre entwickelte Frederick Scott Archer das Nasskollodium-Verfahren. Kollodium, eine Mischung aus Schießbaumwolle in Alkohol und Ether, wurde mit Kaliumjodid gemischt und auf Glas aufgetragen. Die so sensibilisierte Platte wurde in Silbernitrat getaucht und musste belichtet und entwickelt werden, solange sie noch nass war. Das entstandene Bild war ein Negativ. Wenn es jedoch vor einen schwarzen Hintergrund (wie mit schwarzem Lack hinterlegtes Glas) gelegt wurde, erschien dieses Bild positiv. Diese als Ambrotypien bezeichneten Bilder waren von 1855 bis etwa 1865 populär und wurden wie Daguerreotypien meist in Schutzetuis aufbewahrt.

Die 1856 von Hamilton L. Smith erfundenen Ferrotypien (auch Tintypes oder Melainotypien genannt) verwendeten ebenfalls das Nasskollodium-Verfahren. Der Unterschied lag im Trägermaterial: Statt auf Glas wie bei Ambrotypien, wurden Ferrotypien auf geschwärztem Eisen gedruckt. Mehrere Belichtungen konnten auf einer einzigen Platte gemacht und später zerschnitten werden. Ferrotypien waren billiger und haltbarer als Daguerreotypien und Ambrotypien, boten aber weniger Detailreichtum. Sie waren in Amerika sehr populär und wurden bis ins 20. Jahrhundert hergestellt.

Wie war die Fotografie im 19. Jahrhundert?
Für die Daguerreotypie, die zwischen 1840 und 1860 beliebt war, legte der Fotograf eine mit Silber beschichtete und Joddampf ausgesetzte Kupferplatte in die Kamera . Nachdem die Platte während der Aufnahme dem Licht ausgesetzt worden war, brachte der Fotograf das Bild mit Quecksilberdampf zum Vorschein und fixierte es anschließend mit Salz.

Revolution der Reproduktion: Die Ära des Negativs

Die Verfahren wie Daguerreotypie und Ambrotypie lieferten Unikate oder schwierig zu reproduzierende Bilder. Eine entscheidende Wende brachte die Entwicklung von Verfahren, die ein Negativ erzeugten, von dem beliebig viele Positive erstellt werden konnten. Das Nasskollodium-Verfahren nach Archer lieferte zwar Negative auf Glas, aber die Notwendigkeit, die Platte nass zu halten, machte es im Freien umständlich.

Die Einführung des Albumenpapiers im Jahr 1850 durch Louis Blanquart-Evrard, das mit Nasskollodium-Negativen verwendet wurde, revolutionierte die Herstellung von Abzügen. Albumen (Eiweiß) wurde mit Ammoniumchlorid gemischt und auf Papier aufgetragen. Dieses Papier konnte getrocknet und gelagert werden. Vor Gebrauch wurde es mit Silbernitrat sensibilisiert, über das Negativ gelegt und dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das entwickelte Bild wurde gewaschen, in Goldchlorid getönt, fixiert, erneut gewaschen und getrocknet. Albumenpapier war für Fotografen sehr praktisch, da es günstig in großen Mengen gekauft und gelagert werden konnte. Diese Methode wurde schnell zum Standard für die Herstellung fotografischer Abzüge und blieb es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Carte de Visite, 1854 von André Adolphe-Eugène Disdéri eingeführt, nutzte die Möglichkeit der Reproduktion von Negativen. Es handelte sich um kleine Porträts (ca. 10 x 6,5 cm), die auf Karton geklebt wurden. Mit Kameras, die mehrere Belichtungen auf einer Platte ermöglichten, konnten acht oder mehr Porträts gleichzeitig aufgenommen und später zerschnitten werden. Von einem Negativ konnten viele Abzüge gemacht werden. Die Carte de Visite war billiger, schneller herzustellen, weniger zerbrechlich und leichter zu transportieren als Daguerreotypien und Ambrotypien. Sie wurde während und nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg in den USA extrem populär. Das Sammeln von Cartes de Visite von Familie, Freunden und Prominenten in speziellen Alben wurde zu einem beliebten Hobby der Mittelklasse.

In den 1870er Jahren folgte die Cabinet Card, eine größere Version der Carte de Visite (ca. 16,5 x 10,8 cm), ebenfalls ein Albumenabzug auf Karton. Sie bot durch ihre Größe mehr Detailreichtum und wurde ebenfalls häufig in Alben gesammelt.

Fotografie im Amerikanischen Bürgerkrieg

Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865) war der erste große und langwierige Konflikt, der umfassend fotografisch dokumentiert wurde. Dutzende von Fotografen, sowohl private als auch Angestellte der Regierungen, fotografierten Zivilisten, militärisches Personal, Ausrüstung, Aktivitäten sowie die Orte und Nachwirkungen von Schlachten. Aufgrund der langen Belichtungszeiten des Nassplatten-Kollodium-Verfahrens (5 bis 20 Sekunden) gibt es jedoch keine Action-Fotos der Kämpfe.

Der Name Mathew B. Brady ist fast ein Synonym für die Fotografie des Bürgerkriegs. Obwohl Brady selbst wahrscheinlich nur wenige Aufnahmen machte, beschäftigte er viele der bekanntesten Fotografen der Zeit, darunter Alexander Gardner, James F. Gibson, Timothy O'Sullivan, James Gardner und Egbert Guy Fox. Diese Fotografen reisten mit umfangreicher Ausrüstung, einschließlich tragbarer Dunkelkammern und Chemikalien, um die Schauplätze des Krieges festzuhalten.

Die Aufnahmen dokumentieren das Lagerleben, militärische Einheiten, Kavallerie, Zivilisten und Flüchtlinge, Kommunikation und Aufklärung (Ballons, Telegrafenbau), Kriegsratsitzungen, Ingenieurarbeiten (Brücken, Kanäle), ausländische Beobachter, Generäle im Feld (Grant, Meade, Sheridan), medizinische Versorgung (Lazarette, Amputationen), Marineeinheiten und Schiffe, Artillerie und Befestigungen. Besonders eindringlich sind die Bilder von Schlachtfeldern nach der Schlacht, die die Toten und die Zerstörung zeigten – etwas, das die Öffentlichkeit zuvor noch nie so direkt gesehen hatte.

Ein Großteil der Bürgerkriegsfotografien, die heute erhalten sind, stammt aus Sammlungen wie der von Mathew B. Brady, die später von der US-Regierung angekauft wurden, oder von anderen Fotografen und privaten Spendern. Diese Aufnahmen sind eine unschätzbare historische Quelle und im National Archives and Records Administration (NARA) verfügbar. Sie zeigen uns das harte Leben der Soldaten, die Zerstörung durch den Krieg und die Gesichter der daran Beteiligten – von einfachen Soldaten bis zu hochrangigen Generälen und Politikern wie Abraham Lincoln.

Wie war die Fotografie im 19. Jahrhundert?
Für die Daguerreotypie, die zwischen 1840 und 1860 beliebt war, legte der Fotograf eine mit Silber beschichtete und Joddampf ausgesetzte Kupferplatte in die Kamera . Nachdem die Platte während der Aufnahme dem Licht ausgesetzt worden war, brachte der Fotograf das Bild mit Quecksilberdampf zum Vorschein und fixierte es anschließend mit Salz.

Die Entwicklung der Platten: Von Nass- zu Trockenplatten

Das Nasskollodium-Verfahren stellte Fotografen vor große Herausforderungen. Die Glasplatten mussten unmittelbar vor der Belichtung mit Kollodium beschichtet und sensibilisiert und danach sofort entwickelt werden, solange die Schicht noch nass war. Dies erforderte eine mobile Dunkelkammer und den Umgang mit Chemikalien im Feld – ein schmutziges und umständliches Verfahren.

In den 1860er und 1870er Jahren suchten verschiedene Personen nach einer Methode, die den Fotografen von diesem Zwang befreien würde. Der Durchbruch gelang 1871 Richard Maddox mit der Gelatin-Trockenplatte. Maddox' Technik wurde von anderen perfektioniert und fand um 1880 weite Verbreitung. Im Gegensatz zur Nassplatte, die sofort nach dem Sensibilisieren belichtet werden musste, war die Trockenplatte mit einer Schicht aus Gelatinebromid beschichtet, die trocknete und im trockenen Zustand verwendet werden konnte. Fotografen konnten kommerziell hergestellte Trockenplatten in großen Mengen kaufen, sie in die Kamera einlegen und belichten, ohne mit Chemikalien hantieren zu müssen. Die Entwicklung konnte später im Studio erfolgen. Dies war ein riesiger Fortschritt, der die Fotografie zugänglicher und flexibler machte. Die Trockenplatte blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts populär.

Fotografie und Gesellschaft: Wer wurde fotografiert?

Aufgrund der anfänglichen Kosten und Komplexität war die Fotografie im 19. Jahrhundert zunächst hauptsächlich professionellen Fotografen und wohlhabenden Kunden vorbehalten. Permanente Fotostudios etablierten sich in größeren Städten, aber für Kunden außerhalb der Städte mussten Fotografen ihre gesamte Ausrüstung, einschließlich Kamera, Platten, Chemikalien und Dunkelkammer, mit Pferdewagen transportieren.

Die langen Belichtungszeiten hatten auch Auswirkungen auf das Aussehen der Porträts. Da die Modelle lange Zeit (anfangs Minuten, später Sekunden) völlig stillhalten mussten, um ein scharfes Bild zu erhalten, war das Posieren eine ernste Angelegenheit. Kinder, die sich nicht ruhig verhielten, wurden manchmal sogar fixiert. Aus diesem Grund ist auf frühen Fotos selten ein Lächeln zu sehen; die Praxis, für die Kamera zu lächeln, wurde erst in den 1920er Jahren mit schnelleren Belichtungszeiten üblich.

Mit der Einführung der Carte de Visite und der Cabinet Card wurde die Fotografie erschwinglicher und für die Mittelklasse zugänglich. Dies führte zu einer Explosion der Porträtfotografie, da Menschen Bilder von sich und ihren Lieben haben wollten. Das Sammeln von Porträts, sowohl von Bekannten als auch von Prominenten, wurde zu einem wichtigen sozialen und kulturellen Phänomen.

Frederick Douglass: Der meistfotografierte Mann

In den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts nutzte eine bemerkenswerte Persönlichkeit die aufkommende Macht der Fotografie auf strategische Weise: Frederick Douglass. Als Abolitionist, Redner, Schriftsteller und Bürgerrechtler verstand Douglass die visuelle Kommunikation und ihren Einfluss. Er war kein Zufall, dass er zum meistfotografierten Mann Amerikas im 19. Jahrhundert wurde, mit über 160 bekannten Porträts.

Douglass erkannte, dass Fotografien ihm erlaubten, sich als eine Person darzustellen, die Respekt und Würde verdiente, gleichwertig mit jedem weißen Mann. Seine Porträts, oft in Anzug und Krawatte, mit ernstem Blick und geballten Fäusten, waren eine bewusste Herausforderung an die rassistischen Stereotypen und sozialen Normen der Zeit. Er nutzte seine Bilder aktiv, indem er sie oft Briefen beilegte. Andere schwarze Persönlichkeiten wie die Abolitionistin Sojourner Truth nutzten die Fotografie ebenfalls, um ihre Sache zu unterstützen und für Freiheit und Gleichheit einzutreten („Selling the Shadow to Support the Substance“).

Wer war der Fotograf des 19. Jahrhunderts, der Fotos vom Bürgerkrieg machte?
Der Name Mathew B. Brady ist fast ein Synonym für die Fotografie des Bürgerkriegs. Obwohl Brady selbst tatsächlich nur wenige Fotos vom Krieg gemacht haben mag, beschäftigte er vor und während des Krieges viele andere bekannte Fotografen. Alexander Gardner und James F.

Frederick Douglass (geboren 1818 in die Sklaverei, entkommen 1838) verbrachte sein Leben im Kampf für Emanzipation und Gleichheit. Er lebte an verschiedenen Orten im Norden, ließ sich aber schließlich in Washington, D.C. nieder. Dort pflegte er Beziehungen zu einflussreichen Persönlichkeiten, einschließlich Präsident Abraham Lincoln. Sein Haus, Cedar Hill, das er 1877 kaufte, ist voller Porträts, Bücher und Büsten von Freunden aus der Abolitionistenbewegung – ein Beleg für seine Überzeugung von der Bedeutung der Repräsentation.

Vergleich der frühen fotografischen Verfahren

VerfahrenErfinder / JahrTrägermaterialBildtypReproduzierbarkeitHaltbarkeitPopularitätszeitraum (ca.)
HeliographieNiépce / 1820erZinnplatte / BitumenPositiv (direkt)Schwierig (Unikat)Semi-permanentSehr früh
DaguerreotypieDaguerre / späte 1830erVersilberte KupferplattePositiv (direkt, spiegelnd)Nein (Unikat)Empfindlich (Anlaufen), in Etuis1840 - 1860
AmbrotypieArcher / frühe 1850erGlas (mit schwarzem Hintergrund)Positiv (scheinbar)Nein (Unikat)Empfindlich (Glasbruch), in Etuis1855 - 1865
Ferrotypie (Tintype)Smith / 1856Geschwärztes EisenblechPositiv (scheinbar)Nein (Unikat, aber multiple auf einer Platte)Robust1860er - 1900er (bes. in USA)
AlbumenprintBlanquart-Evrard / 1850Papier (beschichtet mit Eiweiß)Positiv (vom Negativ)Ja (vom Negativ)Empfindlich (Verblassen)1850er - Ende 19. Jh.
Carte de VisiteDisdéri / 1854Albumenprint auf KartonPositiv (vom Negativ)Ja (vom Negativ)Relativ robust (auf Karton)1860er - 1870er
Cabinet Card1870erAlbumenprint auf Karton (größer)Positiv (vom Negativ)Ja (vom Negativ)Relativ robust (auf Karton)1870er - 1900er
Gelatin-TrockenplatteMaddox / 1871Glas (beschichtet mit Gelatinebromid)NegativJa (für Prints)Relativ stabilAb ca. 1880 - frühes 20. Jh.

Häufig gestellte Fragen zur Fotografie im 19. Jahrhundert

Warum lächelten die Menschen auf alten Fotos nicht?
Das lag hauptsächlich an den sehr langen Belichtungszeiten, die anfangs Minuten, später aber immer noch mehrere Sekunden betrugen. Um ein scharfes Bild zu erhalten, mussten die Personen absolut stillhalten. Ein Lächeln über so lange Zeit aufrechtzuerhalten, war unpraktisch oder unmöglich. Das ernste oder neutrale Gesicht war einfacher zu halten.

Wer war Mathew B. Brady und welche Rolle spielte er?
Mathew B. Brady war einer der bekanntesten amerikanischen Fotografen des 19. Jahrhunderts. Er ist besonders berühmt für seine Dokumentation des Amerikanischen Bürgerkriegs. Obwohl er selbst nicht alle Fotos machte, beschäftigte er ein Team talentierter Fotografen, die in seinem Namen arbeiteten und einen Großteil der ikonischen Bilder des Krieges schufen. Seine Studios in New York und Washington D.C. waren wichtige Zentren der Porträtfotografie.

Warum gibt es keine „Action“-Fotos vom Amerikanischen Bürgerkrieg?
Die damals verfügbaren fotografischen Verfahren, wie das Nasskollodium-Verfahren, erforderten Belichtungszeiten von mehreren Sekunden. Bewegungen während der Belichtung führten zu Unschärfe. Daher konnten nur statische Szenen wie Lagerleben, Porträts, Orte oder die Nachwirkungen von Schlachten dokumentiert werden, aber keine dynamischen Kampfhandlungen.

Was war die Camera Obscura?
Die Camera Obscura (lateinisch für „dunkle Kammer“) war ein optisches Prinzip, das lange vor der Erfindung der Fotografie bekannt war. Es handelte sich um einen abgedunkelten Raum oder Kasten mit einem kleinen Loch oder einer Linse auf einer Seite. Licht von außen fiel durch das Loch und projizierte ein auf dem Kopf stehendes Bild der Außenwelt auf die gegenüberliegende Wand oder Fläche im Inneren. Sie wurde oft von Künstlern verwendet, um Perspektiven und Details abzuzeichnen, aber das Bild konnte nicht dauerhaft festgehalten werden, bis die chemischen Prozesse der Fotografie entwickelt wurden.

Wer war die am häufigsten fotografierte Person im 19. Jahrhundert in Amerika?
Laut historischen Aufzeichnungen war Frederick Douglass, der berühmte Abolitionist und Bürgerrechtler, die am häufigsten fotografierte Person in Amerika im 19. Jahrhundert. Er nutzte die Fotografie bewusst als Werkzeug, um sein Image zu kontrollieren, rassistische Stereotypen zu widerlegen und für die Gleichheit der Schwarzen zu kämpfen.

Das 19. Jahrhundert war somit eine Zeit des Experimentierens, der Herausforderungen und des rapiden Fortschritts in der Fotografie. Von den giftigen Dämpfen der Daguerreotypie bis zur Bequemlichkeit der Trockenplatte, von exklusiven Studio-Porträts bis hin zu Sammelalben mit Cartes de Visite – die Fotografie entwickelte sich von einer wissenschaftlichen Kuriosität zu einem wichtigen Werkzeug der Dokumentation, der Kunst und des sozialen Austauschs. Sie veränderte unsere Beziehung zur Erinnerung, zur Geschichte und zueinander und legte den Grundstein für die visuelle Kultur, in der wir heute leben.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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