Viele Menschen sehen Regentage als Hindernis für die Fotografie. Doch das Gegenteil kann der Fall sein! Schlechtes Wetter bietet einzigartige Möglichkeiten, Stimmungen einzufangen und Bilder zu gestalten, die sich von sonnigen Aufnahmen abheben. Mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung können Sie auch im Regen fantastische Fotos machen.

Fotografieren bei Regen erfordert zwar etwas mehr Planung und Sorgfalt, belohnt aber oft mit besonderen Lichtverhältnissen, Spiegelungen und einer ganz eigenen Atmosphäre. Anstatt die Kamera im Schrank zu lassen, sollten Sie die Chance nutzen, neue Motive und Perspektiven zu entdecken.
Schutz für Sie und Ihre Ausrüstung
Der wichtigste Aspekt beim Fotografieren im Regen ist der Schutz – sowohl für Sie als auch für Ihre wertvolle Fotoausrüstung. Nässe kann Kameras und Objektive dauerhaft beschädigen. Gleichzeitig wird das Erlebnis schnell unangenehm, wenn Sie selbst durchnässt sind.
Persönlicher Schutz
Sorgen Sie dafür, dass Sie trocken bleiben. Das fängt bei der Kleidung an.

- Eine gute Regenjacke oder ein Poncho sind unerlässlich.
- Eine Regenhose und wasserdichte Schuhe oder Regenstiefel halten Ihre Beine und Füße trocken.
- Ein Regenschirm kann nicht nur Sie, sondern auch einen Teil Ihrer Ausrüstung schützen. Ein kleiner Taschenschirm passt gut in die Kameratasche.
- Nehmen Sie unbedingt Kleidung zum Wechseln mit. Selbst wenn Sie während des Shootings trocken bleiben, ist es angenehm, danach in trockene Sachen schlüpfen zu können. Denken Sie auch an zusätzliche Socken und Schuhe.
- Handtücher sind nützlich, um sich schnell abzutrocknen.
Schutz der Kameraausrüstung
Ihre Kamera ist das Herzstück, das vor Nässe geschützt werden muss. Moderne Kameras und Objektive sind oft wetterfest, aber „wetterfest“ bedeutet nicht „wasserdicht“ und bietet keinen Schutz bei starkem oder anhaltendem Regen.
- Eine wasserdichte Kameratasche oder ein Regenschutz für den Fotorucksack sind die Basis. Alles, was nicht benötigt wird, bleibt sicher verstaut.
- Eine spezielle Regenhülle für die Kamera (oft als „Camera Rain Cover“ bezeichnet) ist eine sehr effektive Lösung. Diese Hüllen sind so konzipiert, dass Sie die Kamera weiterhin bedienen können.
- Ein Regenschirm, den Sie über die Kamera halten (oder den jemand für Sie hält), bietet ebenfalls guten Schutz, besonders wenn Sie gerade fotografieren.
- Eine Gegenlichtblende (Streulichtblende) ist nicht nur bei Sonnenschein nützlich. Sie schützt die Frontlinse auch vor fallenden Regentropfen.
- Ein weiches Mikrofasertuch ist unverzichtbar, um Wassertropfen von der Linse oder dem Kameragehäuse abzuwischen. Nehmen Sie mehrere mit, da sie schnell nass werden.
- Ein Handtuch oder Geschirrtuch kann verwendet werden, um die gesamte Ausrüstung nach dem Gebrauch grob abzutrocknen.
- Ein einfacher, aber effektiver Trick ist die Verwendung eines Frischhaltebeutels. Schneiden Sie ein Loch für das Objektiv hinein und fixieren Sie den Beutel mit einem Gummiband oder Klebeband am Objektiv.
Denken Sie immer daran: Feuchtigkeit ist der Feind der Elektronik. Gehen Sie kein unnötiges Risiko ein.
Schutz von Models oder Motiven
Wenn Sie Menschen oder Tiere fotografieren, denken Sie auch an deren Komfort und Schutz. Informieren Sie Ihre Models im Voraus über die Bedingungen und empfehlen Sie passende Kleidung oder das Mitbringen von Wechselkleidung. Abgestimmte Regenschirme oder Mäntel können sogar stilvolle Elemente im Bild sein. Niemand sollte sich unwohl fühlen oder frieren.
Kreative Möglichkeiten und Herausforderungen bei Regen
Regenwetter ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Quelle einzigartiger Fotomotive und Stimmungen. Der Himmel wird zu einem riesigen, weichen Diffusor, der das Licht gleichmäßig verteilt und harte Schatten minimiert – ideal für Porträts und Makroaufnahmen.

Einzigartige Motive entdecken
Gerade bei schlechtem Wetter zeigen sich Motive von einer anderen Seite:
- Spiegelungen: Pfützen und nasse Oberflächen bieten fantastische Möglichkeiten für Spiegelungen von Gebäuden, Bäumen oder dem Himmel.
- Intensive Farben: Die Farben der Umgebung wirken bei Nässe oft gesättigter und lebendiger, da die feuchten Oberflächen das Licht anders reflektieren.
- Regentropfen: Konzentrieren Sie sich auf die Tropfen selbst – auf Blättern, Fensterscheiben oder anderen Oberflächen. Makroaufnahmen können hier faszinierend sein.
- Bewegungsunschärfe: Nutzen Sie längere Belichtungszeiten, um den fallenden Regen als Streifen darzustellen und dem Bild Dynamik zu verleihen.
- Nebel und Dunst: Oft bringt Regen auch Nebel mit sich, der eine mystische und atmosphärische Stimmung erzeugt.
- Menschen mit Regenschirmen: Bunte Schirme können tolle Farbakzente in einer oft grauen Umgebung setzen.
- Städtische Szenen: Nasse Straßen und Lichter bei Nacht bieten reizvolle Motive.
Herausforderungen meistern
Neben den kreativen Chancen gibt es auch praktische Herausforderungen:
- Lichtverhältnisse: Oft ist das Licht schwach. Dies erfordert Anpassungen bei den Kameraeinstellungen (siehe unten).
- Feuchtigkeit auf der Linse: Regentropfen auf dem Objektiv ruinieren schnell ein Bild. Häufiges Reinigen ist notwendig. Eine Gegenlichtblende hilft, dies zu minimieren.
- Beschlagen der Linse: Beim Wechsel von kalter Außentemperatur zu wärmeren Innenräumen kann die Linse beschlagen. Lassen Sie die Ausrüstung langsam akklimatisieren.
- Komfort: Kälte und Nässe können das Fotografieren unangenehm machen und die Konzentration beeinträchtigen.
Kameraeinstellungen für Regenwetter
Die Wahl der richtigen Kameraeinstellungen hängt stark von der gewünschten Bildwirkung und den aktuellen Lichtverhältnissen ab.
Umgang mit schwachem Licht
Bei bewölktem Himmel und Regen ist das Umgebungslicht oft deutlich reduziert. Hier sind einige Ansätze:
- ISO-Wert erhöhen: Um auch bei wenig Licht noch mit ausreichend kurzen Belichtungszeiten arbeiten zu können (um Verwacklungen zu vermeiden), müssen Sie möglicherweise den ISO-Wert erhöhen. Moderne Kameras liefern oft gute Ergebnisse bis ISO 3200 oder sogar 6400, bevor störendes Bildrauschen auftritt. Testen Sie die Leistung Ihrer Kamera bei verschiedenen ISO-Werten.
- Verwendung eines Stativs: Wenn Sie das Bildrauschen minimieren und mit niedrigen ISO-Werten arbeiten möchten, ist ein Stativ unerlässlich. Es ermöglicht lange Belichtungszeiten, die notwendig sind, um auch bei wenig Licht ausreichend Licht auf den Sensor zu bekommen. Mit einem Stativ können Sie auch kreative Effekte wie die Bewegungsunschärfe des Regens erzielen.
- Offene Blende: Eine größere Blende (kleinere Blendenzahl wie f/2.8 oder f/4) lässt mehr Licht in die Kamera. Dies reduziert die benötigte Belichtungszeit oder den ISO-Wert, verringert aber die Schärfentiefe. Für Landschaftsaufnahmen, bei denen Sie eine größere Schärfentiefe benötigen, sind Blenden wie f/8 bis f/11 oft besser geeignet – hier ist dann fast immer ein Stativ notwendig.
Besondere Effekte erzielen
Regen bietet Möglichkeiten für kreative Einstellungen:
- Regen sichtbar machen: Um einzelne Regentropfen als Striche im Bild zu sehen, benötigen Sie eine etwas längere Belichtungszeit (z.B. 1/30 Sekunde oder länger, je nach Stärke des Regens und gewünschtem Effekt). Hierfür ist oft ein Stativ nötig, es sei denn, Sie können sich gut abstützen oder akzeptieren leichte Bewegungsunschärfe im Rest des Bildes.
- Regentropfen einfrieren: Wenn Sie einzelne Tropfen scharf abbilden möchten, benötigen Sie eine sehr kurze Belichtungszeit (z.B. 1/250 Sekunde oder kürzer). Dies erfordert entweder sehr helles Licht (unwahrscheinlich bei Regen) oder einen hohen ISO-Wert.
- Belichtung anpassen: Manchmal neigt die Kameraautomatik dazu, das Bild bei Regen zu dunkel zu belichten, da die Szene generell dunkel ist. Eine leichte Überbelichtung (z.B. +0.3 bis +0.7 EV) kann helfen, die Stimmung freundlicher zu gestalten und die Farben besser herauszuarbeiten.
Dateiformat
Fotografieren Sie im RAW-Format. Bei schwierigen Lichtverhältnissen wie Regen haben Sie im Nachhinein viel mehr Spielraum bei der Bildbearbeitung, um Belichtung, Farben und Kontraste anzupassen und das Beste aus Ihren Aufnahmen herauszuholen.
Alternativen bei starkem Regen oder unfreundlichen Bedingungen
Nicht jeder Regenschauer ist fotografierbar. Bei starkem Sturm, Hagel oder Gewitter sollten Sie Ihre Sicherheit und die Ihrer Ausrüstung nicht riskieren. In solchen Fällen gibt es Alternativen:
- Shooting verschieben: Die einfachste, wenn auch manchmal enttäuschende Option ist, das Shooting auf einen anderen Tag zu verschieben, wenn das Wetter besser ist.
- Indoor-Locations nutzen: Wenn das Wetter zu schlecht ist, um draußen zu fotografieren, suchen Sie sich einen überdachten Ort oder wechseln Sie komplett nach drinnen.
Ideen für überdachte oder Indoor-Locations
Auch bei Regen finden sich draußen oft Orte, die Schutz bieten:
- Vordächer und Arkaden: Gebäude mit großen Vordächern oder überdachten Gängen bieten Schutz und oft interessante architektonische Hintergründe.
- Markthallen oder überdachte Märkte: Diese bieten oft viel Platz und interessante Motive, können aber bei schlechtem Wetter sehr voll sein.
- Parkhäuser: Klingt ungewöhnlich, aber Parkhäuser bieten oft interessantes Licht (besonders durch die Öffnungen) und trockenen Raum. Die Betonflächen können als Reflektoren wirken.
- Cafés oder Lobbys: Mit Genehmigung können Cafés oder Hotellobbys stilvolle Hintergründe bieten. Prüfen Sie vorher, ob das Fotografieren erlaubt ist.
- Museen oder Galerien: Auch hier ist eine Genehmigung nötig, aber die Atmosphäre kann einzigartig sein.
- Bahnhöfe oder U-Bahn-Stationen: Bieten oft interessante Strukturen und viel Betriebsamkeit.
- Eigene vier Wände oder Studio: Ihr Zuhause oder ein Mietstudio bieten volle Kontrolle über Licht und Umgebung, unabhängig vom Wetter.
- Überdachte Parks oder Pavillons: Manche Parks haben Pavillons oder andere überdachte Bereiche, die sich für Shootings eignen.
Die Wahl einer Indoor-Location erfordert oft spontane Planung, die Klärung von Genehmigungen (manche Orte verlangen eine Erlaubnis oder Gebühren) und Flexibilität, da der Platz begrenzt sein kann, besonders wenn viele Menschen Schutz suchen.
Nach dem Fotoshooting im Regen
Sobald Sie wieder drinnen sind, ist es wichtig, Ihre Ausrüstung richtig zu behandeln, um langfristige Schäden zu vermeiden.

- Trocknen: Nehmen Sie die Kamera und Objektive aus der Tasche. Wischen Sie alles sorgfältig mit einem trockenen Handtuch ab. Lassen Sie die Ausrüstung an einem trockenen Ort bei Raumtemperatur langsam trocknen. Vermeiden Sie direkte Hitze, wie z.B. eine Heizung.
- Kameratasche trocknen: Leeren Sie auch Ihre Kameratasche komplett aus. Öffnen Sie alle Fächer und lassen Sie die Tasche ebenfalls gründlich trocknen. Feuchtigkeit, die in der Tasche verbleibt, kann zu Schimmelbildung führen, die sowohl Ihre Ausrüstung als auch Ihre Gesundheit beeinträchtigen kann.
- Objektive überprüfen: Kontrollieren Sie Objektive auf Feuchtigkeit, besonders unter der Gegenlichtblende oder in den Spalten.
- Akkus: Nehmen Sie den Akku aus der Kamera, während sie trocknet.
Eine sorgfältige Trocknung nach jedem Einsatz bei feuchtem Wetter verhindert Korrosion und Schimmel und stellt sicher, dass Ihre Ausrüstung lange funktionstüchtig bleibt.
Häufig gestellte Fragen zum Fotografieren im Regen
Viele Fotografen haben ähnliche Fragen, wenn es um das Thema Regen geht.
Frage | Antwort |
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Kann jede Kamera im Regen verwendet werden? | Nicht jede Kamera ist gleich gut geschützt. Achten Sie auf die Angaben des Herstellers zur Wetterfestigkeit. Zusätzlicher Regenschutz (Hüllen, Schirm) ist aber immer ratsam. |
Was mache ich, wenn meine Kamera nass geworden ist? | Schalten Sie die Kamera sofort aus, entfernen Sie Akku und Speicherkarte. Wischen Sie die äußere Feuchtigkeit ab und lassen Sie die Kamera an einem trockenen Ort langsam trocknen. Bei starker Durchnässung kann eine professionelle Reinigung notwendig sein. |
Sollte ich bei Regen blitzen? | Blitzen ist möglich, aber Vorsicht ist geboten. Achten Sie darauf, dass der Blitz und die Kamera gut geschützt sind. Der Blitz kann Regentropfen im Vordergrund beleuchten, was zu interessanten Effekten führen kann. |
Welches Objektiv eignet sich am besten für Regen? | Ein Objektiv mit integriertem Wetterschutz ist von Vorteil. Eine Gegenlichtblende ist bei jedem Objektiv hilfreich. Die Brennweite hängt vom Motiv ab (Weitwinkel für Landschaften/Stadtszenen, Tele für Details oder Porträts). |
Wie reinige ich Regentropfen von der Linse? | Verwenden Sie ein sauberes, weiches Mikrofasertuch. Tupfen Sie die Tropfen vorsichtig ab, anstatt zu reiben, um Schlieren zu vermeiden. Wechseln Sie das Tuch, wenn es nass wird. |
Regen muss kein Grund sein, die Kamera wegzupacken. Mit der richtigen Vorbereitung und einer Portion Kreativität können Sie auch bei schlechtem Wetter beeindruckende und einzigartige Bilder schaffen. Sehen Sie den Regen als Chance, Ihre fotografischen Fähigkeiten in neuen Situationen zu testen und die besondere Stimmung einzufangen, die nur Regentage bieten können.
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