Adobe Photoshop ist heute weit mehr als nur eine Software; es ist ein kulturelles Phänomen und der Goldstandard in der digitalen Bildbearbeitung. Millionen von Kreativen weltweit nutzen es täglich, um Bilder zu manipulieren, zu verbessern und völlig neue visuelle Welten zu erschaffen. Doch wie hat alles begonnen? Die Geschichte von Photoshop ist eine Reise von einer kleinen Idee zu einem globalen Giganten, geprägt von Innovation, technologischem Fortschritt und einer stetig wachsenden Bedeutung in unterschiedlichsten Lebensbereichen.

Die Ursprünge von Photoshop reichen zurück ins Jahr 1987. Damals begannen die amerikanischen Brüder Thomas und John Knoll mit der Entwicklung einer Anwendung zur Bearbeitung digitaler Bilder. Thomas Knoll, der eine Leidenschaft für Fotografie hatte und in der Dunkelkammer seines Vaters viel über Farbe, Balance und Kontrast gelernt hatte, verwandelte dieses Hobby in ein Softwareprojekt. Er sah es damals einfach als etwas an, das sie „zum Spaß“ machten – im Grunde ein Hobby. John Knoll erkannte das Potenzial der Entwicklung seines Bruders und brachte eine Beta-Version des Programms im Jahr 1988 zu Adobe Systems Incorporated. Adobe erwarb daraufhin die Vertriebslizenz für das noch junge Programm.
Von 'Image Pro' zum Industriestandard
Ursprünglich wurde das Programm der Knoll-Brüder unter dem Namen 'Image Pro' entwickelt. Adobe sah es zunächst als eine Art Untergruppe oder Ergänzung zur beliebten Design-Software Adobe Illustrator. Die Erwartungen an den kommerziellen Erfolg waren eher verhalten; Adobe rechnete lediglich mit einem bescheidenen Verkauf von einigen hundert Kopien pro Monat. Diese vorsichtige Einschätzung war auch durch die technischen Beschränkungen von Personal Computern (PCs) Anfang der 1990er Jahre bedingt. Photoshop benötigte mehr Arbeitsspeicher, als die meisten PCs standardmäßig hatten oder überhaupt aufnehmen konnten. Doch entgegen den Erwartungen verkaufte sich die Software gut.
Tatsächlich trieb der Erfolg von Photoshop den Verkauf neuerer PCs mit mehr Arbeitsspeicher voran. Es wurde schnell als eine der ersten „Killer-Apps“ bekannt – eine Anwendung, die so begehrt ist, dass sie den Verkauf der benötigten Hardware ankurbelt. Trotz seiner Komplexität und seines anfänglich hohen Preises, insbesondere im Vergleich zu anderer vorhandener Bildbearbeitungssoftware, etablierte sich Photoshop allmählich als der Industriestandard für Fotografen und Grafikdesigner.
Adobe veröffentlichte die erste offizielle Version von Photoshop im Jahr 1990. Bereits in dieser frühen Phase ermöglichte die Software eine breite Palette von Bildänderungen, die zuvor mühsam oder unmöglich waren. Dazu gehörten grundlegende Bearbeitungen wie das Zuschneiden oder Klonen von Bildteilen, das Ändern von Farben sowie das Anpassen von Schärfe und Kontrast. Revolutionär war die Fähigkeit, mehrere Bilder zu einem einzigen zusammenzuführen und Objekte oder Personen einfach hinzuzufügen oder zu entfernen.
Im Jahr 1995 erkannte Adobe das volle Potenzial und die wachsende Bedeutung des Programms und kaufte die vollständigen Rechte an Photoshop von den Knoll-Brüdern für stolze 34,5 Millionen US-Dollar. Dies war ein entscheidender Moment in der Geschichte der Software.
Expansion und Zugänglichkeit
Mit der stetigen Verbesserung der Computertechnologie und dem Fortschritt der digitalen Fotografie stieg die Nachfrage nach Photoshop weiter an. Die Leistungsfähigkeit der Hardware holte die Anforderungen der Software ein, und immer mehr Anwender konnten das Programm effektiv nutzen. Der immense Erfolg von Photoshop führte auch zur Entstehung zahlreicher Unternehmen, die sich auf die Entwicklung von Zusatzprogrammen und Plug-ins spezialisierten, die speziell für die Kompatibilität mit Photoshop entwickelt wurden.
Im Laufe der Jahre wurde Photoshop auch für Nicht-Profis zugänglicher. Adobe entwickelte leichtere und kostengünstigere Versionen der Software, um einem breiteren Publikum die Welt der digitalen Bildbearbeitung zu eröffnen. Zu diesen Versionen gehören:
- Photoshop Elements (oft für Hobbyfotografen und Einsteiger konzipiert)
- Photoshop Express (typischerweise eine einfachere, oft kostenlose Version für mobile Geräte oder den Webbrowser)
- Photoshop Lightroom (spezialisiert auf die Verwaltung und Entwicklung von großen Mengen an Fotos)
Diese verschiedenen Versionen sowie eine Vielzahl anderer Bildbearbeitungssoftware haben die Welt der Bildbearbeitung für fast jeden geöffnet, der sich damit beschäftigen möchte.
Meilensteine und neue Funktionen
Im Jahr 2003 integrierte Adobe Photoshop in seine Adobe Creative Suite, ein Software-Bundle, das neben Photoshop auch Programme wie Illustrator, InDesign und Acrobat enthielt. Im folgenden Jahr benannte Adobe das Programm in Photoshop CS um. Seit der Veröffentlichung von Adobe Photoshop CS3 im Jahr 2007 bot das Programm Funktionen, die den Benutzern eine noch größere Kontrolle über ihre digitalen Bilder ermöglichten.
Ein herausragendes Beispiel ist die nicht-destruktive Bearbeitung. Diese Funktion erlaubt es dem Benutzer, verschiedene Bearbeitungsstrategien auszuprobieren, ohne das Originalbild unwiderruflich zu verändern. Änderungen werden auf separaten Ebenen oder Masken gespeichert und können jederzeit rückgängig gemacht oder angepasst werden. Eine weitere wichtige Funktion, die erweiterte Komposition (Advanced Compositing), ermöglicht das automatische Ausrichten ähnlicher Bilder, um eine einzige, verbesserte Darstellung aus mehreren Fotos zu erstellen.

Photoshop bietet eine schier unendliche Vielfalt an Werkzeugen, Filtern und Farboptionen, die den Benutzern immense kreative Möglichkeiten eröffnen. Die Software wurde kontinuierlich weiterentwickelt und um neue Features erweitert, um den sich ändernden Anforderungen der digitalen Welt gerecht zu werden.
Der Übergang zur Creative Cloud und die Zukunft
Ein bedeutender Wandel in der Vertriebsstrategie erfolgte im Jahr 2013. Adobe kündigte an, dass zukünftige Versionen von Photoshop und anderen Softwareprodukten des Unternehmens ausschließlich über einen Internet-Abonnementdienst namens Adobe Creative Cloud (CC) erhältlich sein würden. Dieser Schritt markierte das Ende der klassischen Kauflizenzen und führte zu einem Modell, bei dem Benutzer eine monatliche oder jährliche Gebühr zahlen, um Zugang zur Software und ihren Updates zu erhalten.
Der Erfolg von Photoshop war so durchschlagend, dass der Name des Programms Eingang in die Alltagssprache fand. Mitte der 2000er Jahre war Photoshop so bekannt, dass das Wort „photoshoppen“ zu einem Verb wurde. Es wurde 2008 sogar in das Online-Wörterbuch Merriam-Webster aufgenommen. „Photoshoppen“ bedeutet heute allgemein jede Art von Fotobearbeitung, oft im Sinne einer starken oder täuschenden Manipulation. Der Begriff wird sogar verwendet, um Bearbeitungen in anderen Kontexten zu beschreiben, beispielsweise wenn die Wahrheit einer Situation oder Geschichte durch die Art der Darstellung verzerrt wird.
Kontroverse und die Wahrnehmung von Bildern
Mit der zunehmenden Verbreitung und den leistungsstarken Manipulationsmöglichkeiten wurde das „Photoshoppen“ auch zu einem kontroversen Thema. Es gab viele Beispiele für bearbeitete Bilder von Prominenten und in der Modefotografie, die Bedenken aufwarfen, dass Fans und Anhänger dazu verleitet werden könnten, Standards nachzueifern, die in der Realität gar nicht existieren. Auch auf der globalen politischen Bühne gab es Fälle, in denen bearbeitete Bilder für falsche Darstellungen verwendet wurden, wie beispielsweise ein Bericht der New York Times über ein manipuliertes Bild eines iranischen Raketentests.
Dies führte zu der Erkenntnis, dass das alte Sprichwort „Die Kamera lügt nie“ in der heutigen digitalen Ära nicht mehr uneingeschränkt gilt. Ein Bild kann sehr wohl „gephotoshoppt“ sein und Dinge zeigen, die nie passiert sind.
Die Zukunft der Bildbearbeitung scheint zweigeteilt zu sein. Einerseits gibt es einen wachsenden Trend zum „No-Edit Edit“ oder zu sehr subtilen Änderungen. Hierbei geht es darum, die Qualität des Bildes zu verbessern, ohne den Bildinhalt künstlich zu manipulieren oder zu verfälschen. Dieser Trend könnte mit einem Wunsch nach mehr Authentizität und Natürlichkeit zusammenhängen.
Andererseits wird es weiterhin eine Nachfrage nach kreativem, offensichtlichem Photoshoppen geben. Hier sind die Effekte bewusst sichtbar und ein integraler, oft kunstvoller Bestandteil des Bildstils. Professionelle Fotografen und Künstler nutzen die fortschrittliche Software, um einzigartige und ausdrucksstarke Bilder zu schaffen, die über die reine Dokumentation hinausgehen.
Die Vision der Knoll-Brüder
Thomas und John Knoll, die Knoll-Brüder, schufen mit Photoshop eine Anwendung, die die Art und Weise, wie die Welt Design, Fotografie und Kunst schafft, für immer verändern sollte. Ohne sie wäre die visuelle Kommunikation im digitalen Zeitalter sicherlich ganz anders und weniger aufregend. Thomas Knoll, der Mann hinter dem Code, bleibt trotz seines monumentalen Erfolgs unglaublich bescheiden. Für ihn war das Schreiben von Photoshop einfach etwas, das sie zum Spaß taten – im Grunde ein Hobby, das aus seiner Leidenschaft für die Fotografie entstand.
Sein Bruder John ist weiterhin in der Welt der digitalen Bilder tätig, wenn auch aus einem anderen Blickwinkel. Heute ist John Knoll ein Visual Effects Supervisor bei Industrial Light and Magic, einem führenden Unternehmen für Spezialeffekte, das an zahlreichen berühmten Filmen wie „Star Trek“ und „Mission Impossible“ gearbeitet hat.

Vergleich: Photoshop vs. leichtere Versionen
Um die verschiedenen Bedürfnisse der Benutzer zu erfüllen, hat Adobe verschiedene Versionen von Photoshop auf den Markt gebracht. Hier ist ein einfacher Vergleich:
Merkmal | Adobe Photoshop (CC) | Adobe Photoshop Elements / Express / Lightroom |
---|---|---|
Zielgruppe | Professionelle Fotografen, Designer, Künstler | Hobbyfotografen, Einsteiger, Gelegenheitsnutzer |
Komplexität | Sehr hoch, volle Kontrolle über alle Details | Geringer, vereinfachte Benutzeroberfläche und Werkzeuge |
Funktionsumfang | Umfassendste Palette an Werkzeugen, Filtern, 3D, Video etc. | Kernfunktionen zur Bildbearbeitung, teils spezialisiert (Lightroom: Verwaltung) |
Kostenmodell | Abonnement (Creative Cloud) | Oft einmaliger Kauf (Elements) oder kostenlos/Freemium (Express) / Abonnement (Lightroom CC) |
Anwendungsbereiche | Professionelle Retusche, Grafikdesign, digitale Malerei, Webdesign, Film | Fotoverbesserung, einfache Fotobearbeitung, Alben, Social Media |
Dieser Vergleich zeigt, wie Adobe versucht hat, unterschiedliche Marktsegmente mit angepassten Versionen der Software anzusprechen.
Häufig gestellte Fragen zur Geschichte von Photoshop
Im Zusammenhang mit der Geschichte dieser ikonischen Software tauchen oft ähnliche Fragen auf. Hier sind einige Antworten auf die häufigsten:
Wer hat Photoshop erfunden?
Entwickelt wurde Photoshop von den Brüdern Thomas und John Knoll. Thomas war der Hauptentwickler, inspiriert von seinem Fotografie-Hobby, während John eine wichtige Rolle bei der Vermarktung und dem Verkauf an Adobe spielte.
Wann wurde Photoshop veröffentlicht?
Die Entwicklung begann 1987. Adobe erwarb 1988 eine Lizenz und veröffentlichte die erste offizielle Version, Adobe Photoshop 1.0, im Jahr 1990.
Warum ist Photoshop so wichtig geworden?
Photoshop war eine der ersten leistungsstarken und zugänglichen Softwarelösungen für die digitale Bildbearbeitung. Es revolutionierte zahlreiche Industrien, indem es neue kreative und technische Möglichkeiten eröffnete und den Workflow professionalisierte. Es wurde schnell zum Marktführer und de facto Standard.
Was bedeutet der Begriff „photoshoppen“?
Ursprünglich bezog sich der Begriff auf die Bearbeitung von Bildern mit der Adobe Photoshop Software. Heute wird er umgangssprachlich als Verb für jede Form der digitalen Bildbearbeitung oder -manipulation verwendet, unabhängig davon, welche Software tatsächlich genutzt wurde.
Gibt es nur eine Version von Photoshop?
Nein. Neben der professionellen Vollversion (heute Teil der Creative Cloud) hat Adobe im Laufe der Jahre verschiedene, oft vereinfachte oder spezialisierte Versionen veröffentlicht, wie Photoshop Elements, Photoshop Express und Photoshop Lightroom, um unterschiedliche Bedürfnisse und Zielgruppen anzusprechen.
Wie hat sich das Geschäftsmodell von Photoshop geändert?
Ursprünglich wurde Photoshop als Software mit einer einmaligen Kauflizenz verkauft. Seit 2013 ist die Hauptversion nur noch im Rahmen eines Abonnements über die Adobe Creative Cloud erhältlich.
Fazit
Die Geschichte von Adobe Photoshop ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Was als Hobbyprojekt begann, entwickelte sich schnell zu einem unverzichtbaren Werkzeug, das die Art und Weise, wie wir Bilder betrachten, erstellen und manipulieren, grundlegend verändert hat. Von seinen Anfängen als „Killer-App“ bis hin zur Integration in die Creative Cloud hat Photoshop immer wieder neue Maßstäbe in der digitalen Bildbearbeitung gesetzt. Es hat nicht nur professionelle Arbeitsabläufe revolutioniert, sondern auch die digitale Kreativität für Millionen von Menschen zugänglich gemacht. Trotz der Kontroversen, die durch die Macht der digitalen Manipulation entstanden sind, bleibt Photoshop ein Symbol für Innovation und die unendlichen Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn Technologie auf menschliche Kreativität trifft.
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