Im April 2017 betrat das LG G6 die Bühne der Smartphone-Welt. Positioniert als eine etwas erschwinglichere Alternative zu den High-End-Smartphones von Samsung, versuchte LG, nach dem experimentellen Ansatz des G5 wieder auf einen traditionelleren Pfad zurückzukehren. Das modulare Design des Vorgängers wurde aufgegeben zugunsten eines schlanken, wasserdichten Gehäuses, dessen Display einen beachtlichen Teil der Vorderseite einnahm. Doch war das LG G6 wirklich ein vollwertiges Flaggschiff, insbesondere im Vergleich zu den etablierten Platzhirschen?

Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung war das G6 zweifellos ein beeindruckendes Gerät mit einigen herausragenden Merkmalen. Doch die Zeit schreitet im Technologiebereich schnell voran. Bereits 2018, mit der Einführung neuerer Modelle wie dem LG V30, V30S ThinQ und G7 ThinQ, die alle verbesserte Kameras, größere Displays mit schmaleren Rändern und schnellere Prozessoren boten, schien das G6 fast überholt. LG selbst benannte das Telefon in LG G6 ThinQ um, was die Verwirrung noch verstärkte. Heute stellt sich die Frage: Was zeichnete das LG G6 aus, und hat es im Rückblick seinen Flaggschiff-Status behalten?
Design und Display: Ein markanter Auftritt
Das LG G6 war zum Zeitpunkt seiner Markteinführung zweifellos das am schönsten designte Flaggschiff von LG seit langem. Nach dem etwas ungewöhnlichen, modularen Look des G5 präsentierte sich das G6 mit einer stromlinienförmigen Ästhetik und einem glatten Unibody-Design. Es fühlte sich solide und hochwertig an, wenn auch etwas schwer in der Hand. Der Fingerabdrucksensor war, wie bei früheren LG-Modellen, in den Home-Button auf der Rückseite integriert, direkt unter der Kamera platziert – eine Position, die viele Nutzer als ergonomischer empfanden als die seitliche Platzierung bei einigen Konkurrenten. Erfreulicherweise behielt das G6 auch den 3,5-mm-Kopfhöreranschluss bei, ein Feature, das zu dieser Zeit bei vielen Flaggschiffen zu verschwinden begann.
Ein herausragendes Merkmal war das scharfe 5,7-Zoll-Display, das beeindruckende 80 Prozent der Vorderseite einnahm und somit sehr schmale Ränder aufwies. Was es wirklich einzigartig machte, war das ungewöhnliche 18:9-Seitenverhältnis (auch bekannt als 2:1), während die meisten anderen Telefone zu dieser Zeit noch auf 16:9 setzten. Dieses längere Format ließ das Telefon beim Scrollen durch Webseiten oder Social-Media-Feeds „hoch“ und weitläufig wirken. Allerdings nutzten nicht alle Apps und Spiele das neue Format voll aus, was zu schwarzen Balken an den Seiten (Pillarboxing) führen konnte. LG bot eine App-Skalierungsfunktion in den Einstellungen an, um dies bei einigen Anwendungen zu beheben. Trotz dieser anfänglichen Kompatibilitätsprobleme bot das längere Display mehr Bildfläche bei ähnlicher Gerätebreite, was ein klarer Vorteil war.

Neben seinem ansprechenden Design und dem innovativen Bildschirm war das G6 auch staub- und wasserdicht nach IP68-Zertifizierung. Dies bedeutete, dass es bis zu 30 Minuten in einer Tiefe von bis zu 1,5 Metern Wasser überstehen konnte. Für den alltäglichen Gebrauch war dies ein wichtiger Pluspunkt, der das Telefon vor versehentlichem Fallenlassen ins Wasser oder verschüttetem Kaffee schützte. Im Test hielt das G6 mehreren Wasserexpositionen problemlos stand.
Die Kameras: Weitwinkel-Vielfalt
Das LG G6 setzte, ähnlich wie das V20 und G5, auf eine Dual-Kamera auf der Rückseite. Diese war jedoch nicht für Porträts mit Bokeh-Effekt wie beim iPhone 7 Plus gedacht. Stattdessen ermöglichte sie den Wechsel zwischen einer Standard-13-Megapixel-Linse und einer 120-Grad-Weitwinkel-Linse. Letztere erlaubte es, deutlich mehr Inhalt in einem einzigen Bild festzuhalten – ideal für Landschaftsaufnahmen, Gruppenfotos oder Architektur. Auch die 5-Megapixel-Frontkamera bot eine Weitwinkel-Option für breitere Selfies.
Eine besonders gelungene Neuerung war die Benutzeroberfläche der Kamera-App, die eine Vorschau der letzten fünf aufgenommenen Fotos als Galerie-Stream zeigte. Zusätzlich führte LG eine separate App namens „Square Camera“ ein. Diese richtete sich speziell an Nutzer von Instagram und bot verschiedene Werkzeuge für quadratische Fotos, die direkt für die Plattform optimiert waren. Funktionen wie „Guide“, die eine Vorlage für die Bildkomposition einblendete, waren nützlich, während andere, wie „Match Shot“, anfangs etwas verwirrend sein konnten. Insgesamt bot die Kamera-Software des G6 eine gute Mischung aus Standardfunktionen und kreativen Spielereien.
Bei Weitwinkelaufnahmen, insbesondere mit der Frontkamera, konnte es zu Verzerrungen an den Rändern kommen, die Objekte oder Gesichter strecken. Die Frontkamera lieferte zudem bei schlechten Lichtverhältnissen etwas matschige Bilder. Im Vergleich zur Konkurrenz wie dem Pixel XL, OnePlus 3T und Galaxy S8 lag die Bildqualität des G6 insgesamt auf einem guten Niveau. Das Pixel XL hatte bei schlechtem Licht leichte Vorteile, und das S8 bot einen etwas reicheren Kontrast. Dennoch lieferte das G6 scharfe und lebendige Bilder, und die Dual-Kamera-Konfiguration bot eine Vielseitigkeit, die viele schätzten.
Leistung und Akku: Genügend Power?
Im Inneren des LG G6 arbeitete der Qualcomm Snapdragon 821 Prozessor. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des G6 war dies der Chip des Vorjahres, da neuere Flaggschiffe wie das Samsung Galaxy S8 bereits mit dem leistungsstärkeren Snapdragon 835 (oder Samsungs eigenem Exynos-Chip in einigen Märkten) ausgestattet waren. Der Snapdragon 835 war auf dem Papier kleiner, schneller und effizienter beim Aufladen.

In Benchmark-Tests schnitt der Snapdragon 835, wie erwartet, deutlich besser ab als der 821 im G6. Das S8 übertraf das G6 in synthetischen Leistungstests konsequent.
Tabelle: Benchmark-Vergleich (ungefähre Werte basierend auf Quelle)
Benchmark | LG G6 (Snapdragon 821) | Samsung Galaxy S8 (Snapdragon 835) | Google Pixel XL (Snapdragon 821) | OnePlus 3T (Snapdragon 821) |
---|---|---|---|---|
Antutu v6.2.7 | ~140.000 | ~164.000 | ~142.000 | ~155.000 |
Geekbench v.4.0 Single-Core | ~1.700 | ~1.800 | ~1.550 | ~1.900 |
Geekbench v.4.0 Multi-Core | ~4.000 | ~6.300 | ~4.200 | ~4.300 |
3DMark Ice Storm Unlimited | ~28.000 | ~37.000 | ~28.000 | ~32.000 |
Man sollte diese Benchmark-Ergebnisse jedoch mit Vorsicht betrachten. Im Alltag waren die Unterschiede zwischen einem sehr schnellen Prozessor und einem etwas neueren, noch schnelleren Prozessor oft kaum wahrnehmbar. In der Praxis fühlte sich das G6 schnell und flüssig an. Apps starteten und schlossen zügig, die Kamera reagierte schnell und das Display war reaktionsschnell. Der Snapdragon 821 bot für die meisten Aufgaben im Jahr 2017 und darüber hinaus absolut ausreichende Leistung.
Ein Wermutstropfen für langjährige LG-Fans war die nicht wechselbare Akku-Einheit. Nach dem LG G2 im Jahr 2013 war LG einer der wenigen Hersteller, die bei ihren Flaggschiffen noch austauschbare Akkus anboten, was den schnellen Wechsel eines leeren Akkus gegen einen vollen ermöglichte. Mit dem G6 gab LG diese Tradition auf, was teilweise der neu gewonnenen Wasserdichtigkeit geschuldet war. LG versuchte, diesen Nachteil durch eine erhöhte Akkukapazität (3.300 mAh im G6 gegenüber 2.800 mAh im G5) und die Einführung von kabellosem Laden (nur in den USA) auszugleichen. Im Test der kontinuierlichen Videowiedergabe im Flugmodus erreichte das G6 eine durchschnittliche Laufzeit von 13 Stunden und 21 Minuten, eine Verbesserung gegenüber dem G5 (12,5 Stunden), aber kürzer als die rund 16 Stunden des Galaxy S8 (3.000 mAh Akku).
Vergleich mit der Konkurrenz
Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung stand das LG G6 im direkten Wettbewerb mit anderen Top-Smartphones. Wie schlug es sich gegen die wichtigsten Rivalen?
- LG G6 vs. Samsung Galaxy S8: Das S8 hatte den neueren, leistungsstärkeren Prozessor und eine längere Akkulaufzeit. Abgesehen von der etwas umständlichen Platzierung des Fingerabdrucksensors neben der Kamera wirkte das Design des S8 mit seinen gebogenen Kanten eleganter. Wer absolute Spitzenleistung und den neuesten Chip suchte und bereit war, mehr auszugeben, war mit dem S8 besser bedient. Das G6 bot jedoch eine solide Alternative, oft zu einem deutlich niedrigeren Preis.
- LG G6 vs. Google Pixel XL: Das Pixel XL, ebenfalls mit dem Snapdragon 821 ausgestattet, hatte eine bessere Kamera, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Allerdings war es teurer, nicht wasserdicht und bot keinen erweiterbaren Speicherplatz per microSD-Karte, im Gegensatz zum G6. Wer die beste Kamera priorisierte und auf Wasserdichtigkeit sowie Speichererweiterung verzichten konnte, entschied sich vielleicht für das Pixel XL.
- LG G6 vs. OnePlus 3T: Das OnePlus 3T bot ebenfalls den Snapdragon 821 und bestach vor allem durch sein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es war oft deutlich günstiger als das G6. Dafür war das 3T nicht wasserdicht und seine Kamera bot nicht annähernd so viele Funktionen und Vielseitigkeit wie die des G6. Für preisbewusste Käufer war das 3T eine starke Wahl, aber das G6 rechtfertigte seinen höheren Preis durch zusätzliche Features wie Wasserdichtigkeit und die vielseitigere Kamera.
Lohnt sich das LG G6 heute noch?
Wie bereits erwähnt, wurde die Relevanz des LG G6 durch die schnelle Entwicklung im Smartphone-Markt und die Einführung leistungsfähigerer Nachfolgemodelle von LG selbst schnell relativiert. Zum Update-Zeitpunkt im Jahr 2018 wurde das G6 als immer noch ordentliches Telefon eingestuft, aber nur, wenn man es zu einem sehr günstigen Preis finden konnte. Modelle wie das V30, V30S ThinQ oder G7 ThinQ boten deutliche Verbesserungen in wichtigen Bereichen.
Heute, Jahre nach seiner Markteinführung, ist das LG G6 technisch weit hinter den aktuellen Top-Smartphones zurückgefallen. Sein Prozessor, obwohl damals noch gut, kann mit modernen Chips nicht mithalten. Die Kameraqualität wurde von neueren Modellen übertroffen, und die Software-Updates wurden eingestellt. Als Neugerät ist es kaum noch relevant, es sei denn, es wird zu einem extrem niedrigen Preis angeboten. Als gebrauchtes Gerät könnte es für Nutzer interessant sein, die ein günstiges, wasserdichtes Smartphone mit ordentlichem Display und vielseitiger Kamera für grundlegende Aufgaben suchen und keine hohe Leistung oder die neuesten Features benötigen. Sein ursprünglicher Status als potenzielles Flaggschiff ist heute eher eine historische Einordnung.

Häufig gestellte Fragen zum LG G6
Hier beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zum LG G6.
Wann kam das LG G6 raus?
Das LG G6 wurde im April 2017 weltweit auf den Markt gebracht.
Wie alt ist das LG G6-Telefon?
Da das LG G6 im April 2017 veröffentlicht wurde, ist es Stand Ende 2023/Anfang 2024 über 6 Jahre alt.
Ist das LG G6 ein Flaggschiff-Telefon?
Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung im Jahr 2017 wurde das LG G6 von LG als ihr Flaggschiff-Smartphone positioniert und trat in direkten Wettbewerb mit anderen High-End-Geräten dieser Zeit. Obwohl es einige Kompromisse (wie den älteren Prozessor) im Vergleich zur absoluten Spitze einging, verfügte es über viele Merkmale eines Flaggschiffs dieser Ära, wie ein hochwertiges Design, Wasserdichtigkeit, ein innovatives Display und eine vielseitige Dual-Kamera. Rückblickend und im Vergleich zu späteren Modellen und heutigen Standards würde man es jedoch eher als ein ehemaliges Flaggschiff oder ein High-End-Gerät seiner Zeit bezeichnen.
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