Apple hat sich über die Jahre hinweg zu einem der führenden Unternehmen im Bereich der Fotografie entwickelt, nicht nur unter Smartphone-Herstellern, sondern im Vergleich zu etablierten Kamerafirmen. Die „Shot with iPhone“-Kampagne unterstreicht diesen Anspruch deutlich. Mit jedem neuen iPhone-Modell macht Apple bedeutende Fortschritte bei der Kamera, und das iPhone XS stellt hier keine Ausnahme dar. Während viele andere Aspekte des iPhone XS im Vergleich zum Vorgänger, dem iPhone X, eher Evolutionen darstellen, ist die Kamera ein Bereich, in dem ein dramatischer Sprung nach vorne gemacht wurde. Für viele Nutzer, die vom iPhone X auf das XS umsteigen, ist die Kamera das entscheidende Argument.

Die Hardware-Grundlagen: Dual-Kamera-System
Das iPhone XS ist mit einem Dual-Kamera-System auf der Rückseite ausgestattet, bestehend aus einer Weitwinkel- und einer Teleobjektiv-Kamera. Beide Kameras verfügen über eine Auflösung von 12 Megapixeln. Dies ist die gleiche Auflösung wie beim Vorgänger, aber die Verbesserungen liegen nicht primär in der Anzahl der Pixel, sondern in deren Qualität und der zugrundeliegenden Hardware.
Das Teleobjektiv der iPhone XS Kamera ist identisch mit dem des iPhone X. Es hat eine Offenblende von ƒ/2,4 und die Pixelgröße beträgt 1,0 μm. Es bietet einen optischen Zoom von 2x.
Die Weitwinkelkamera hingegen hat eine neue Linse und einen deutlich verbesserten Sensor. Die maximale Offenblende beträgt ƒ/1,8, was für eine Smartphone-Kamera sehr lichtstark ist. Die Größe der Pixel wurde von 1,22 μm beim iPhone X auf 1,4 μm beim iPhone XS vergrößert. Diese größeren Pixel sind entscheidend, da sie mehr Licht einfangen können, was insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen zu besseren Ergebnissen führt.
Beide hinteren Kameras profitieren von einer optischen Bildstabilisierung, die hilft, Verwacklungen bei Fotos und Videos zu reduzieren.
Die Frontkamera des iPhone XS hat eine Auflösung von 7 Megapixeln und eine maximale Offenblende von ƒ/2,2. Sie unterstützt Videoaufnahmen mit bis zu 1080p bei 60 Bildern pro Sekunde.
Das Gehirn hinter der Kamera: A12 Bionic und Neural Engine
Die beeindruckenden Fortschritte bei der Bildqualität des iPhone XS sind nicht allein auf verbesserte Hardware zurückzuführen. Ein wesentlicher Teil der Magie geschieht durch die Computational Photography, die durch den leistungsstarken A12 Bionic Chip und dessen verbesserte Neural Engine ermöglicht wird. Die Neural Engine ist darauf spezialisiert, maschinelles Lernen extrem schnell auszuführen.
Im Gegensatz zu traditionellen Bildverarbeitungsmethoden, die auf ein bereits erstelltes Bild (z.B. eine JPEG-Datei) angewendet werden, verarbeitet die Neural Engine die Daten direkt von den Sensoren. Dies geschieht in Echtzeit während der Aufnahme eines Fotos oder Videos. Diese Fähigkeit, Rohdaten von den Sensoren blitzschnell zu analysieren und zu verarbeiten, ist für die Bildqualität entscheidend und ein Bereich, in dem Apple seinen Wettbewerbern voraus ist.
Smart HDR: Mehr Details in Lichtern und Schatten
Eine der offensichtlichsten Verbesserungen ist das neue Feature namens Smart HDR. HDR (High Dynamic Range) ist seit langem ein Bestandteil der iPhone-Fotografie, um in Szenen mit hohem Kontrast, wie Gegenlichtaufnahmen, sowohl Details in den hellsten als auch in den dunkelsten Bereichen zu erhalten. Frühere HDR-Implementierungen waren oft nicht konsistent, weshalb viele Nutzer die Funktion deaktivierten oder die zusätzliche, nicht-HDR-Version des Bildes behielten.
Smart HDR auf dem iPhone XS nutzt schnellere Sensoren, einen verbesserten Bildsignalprozessor (ISP) und fortschrittliche Algorithmen der Neural Engine. Es nimmt mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung auf – nicht nur drei wie früher, sondern wohl deutlich mehr, einschließlich Zwischenbildern und Langzeitbelichtungen für Schatten – und kombiniert sie intelligent zu einem einzigen Bild. Das Ergebnis ist eine deutlich verbesserte Detailzeichnung sowohl in den Lichtern als auch in den Schatten.
Ein Beispiel, das die Leistungsfähigkeit von Smart HDR eindrucksvoll demonstriert, sind Gegenlichtaufnahmen. Wo ein iPhone X bei starkem Gegenlicht oft überbelichtete Bereiche (ausgebrannte Lichter) oder unterbelichtete Schatten aufwies, kann das iPhone XS mit Smart HDR eine Balance finden, die Details in beiden Extremen bewahrt. Selbst in Szenen mit sehr hellem Scheinwerferlicht und dunkler Umgebung kann Smart HDR das Motiv korrekt belichten, ohne dass die hellen Bereiche ausbrennen.
Smart HDR wird vom iPhone XS bei nahezu jeder Aufnahme angewendet, in unterschiedlichem Ausmaß je nach Bedarf. Nur bei extremen Unterschieden wird das Bild in der Fotos-App als „HDR“ gekennzeichnet.
Die Bedeutung des größeren Sensors
Wie bereits erwähnt, verfügt die Weitwinkelkamera des iPhone XS über einen neuen, größeren Sensor. Apple gibt an, dass dieser Sensor 32 Prozent größer ist als der des iPhone X. Zusammen mit den größeren Pixeln (1,4 μm vs. 1,22 μm) kann dieser Sensor 50 Prozent mehr Licht einfangen. Das ist ein entscheidender Faktor für die Bildqualität, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Mehr Licht bedeutet weniger Bildrauschen und eine bessere Detailwiedergabe.
Interessanterweise hat sich auch die äquivalente Brennweite der Weitwinkelkamera leicht verändert. Während das iPhone X eine äquivalente Brennweite von 28 mm hatte, bietet das iPhone XS eine etwas weitere 26 mm äquivalente Brennweite. Das bedeutet, dass das iPhone XS einen etwas größeren Bildausschnitt erfassen kann.
Was zunächst verwirrend erscheinen mag, ist, dass die *tatsächliche* optische Brennweite des Weitwinkelobjektivs beim iPhone X 4,0 mm und beim iPhone XS 4,25 mm beträgt. Eine längere tatsächliche Brennweite führt normalerweise zu einem engeren Bildwinkel, aber da der Sensor gleichzeitig erheblich vergrößert wurde, ergibt sich insgesamt ein weiterer Bildwinkel (26 mm äquivalent). Dies ist ein physikalisches Zusammenspiel zwischen Brennweite und Sensorgröße.
Die Notwendigkeit eines größeren Sensors, der weiter von der Linse entfernt sein muss, ist auch ein Grund dafür, warum das iPhone XS mit 7,7 mm etwas dicker ist als Modelle wie das iPhone 6 (6,9 mm). Dieser Kompromiss bei der Dicke ermöglicht nicht nur größere Sensoren, sondern auch größere Akkus.
Trotz des weiteren Bildwinkels scheint die neue Linse des iPhone XS weniger Verzeichnung (Fisheye-Effekt) aufzuweisen als beim Vorgänger, was auf die längere tatsächliche Brennweite zurückzuführen sein könnte.

Apples Entscheidung, die deutliche Vergrößerung des Sensors (32%) nicht stärker zu bewerben, mag daran liegen, dass Kamerasensoren oft von Drittanbietern stammen und bald auch in Konkurrenzprodukten auftauchen könnten. Dennoch ist dies für jeden Fotografie-Enthusiasten ein sehr bedeutendes Upgrade.
Porträtmodus und Tiefenkontrolle
Der Porträtmodus, der ein scharfes Motiv vor einem unscharfen Hintergrund (Bokeh) erzeugt, wurde ebenfalls verbessert. Dank der Neural Engine kann das iPhone XS die Konturen des Motivs, selbst feine Haarsträhnen, präziser erkennen und vom Hintergrund isolieren. Eine bemerkenswerte Funktion ist die Möglichkeit, die Stärke des Bokeh-Effekts (die Tiefenschärfe) *nach* der Aufnahme in der Fotos-App zu bearbeiten. Diese Funktion wurde mit iOS 12 eingeführt und ist nicht exklusiv für das XS/XR; sie funktioniert auch auf anderen iPhones, die Porträtfotos aufnehmen können, und sogar in der Fotos-App unter macOS Mojave.
Videoaufnahmen mit Stereo-Ton und Auto Low Light FPS
Das iPhone XS ist eines der ersten Apple-Smartphones, das Videos mit Stereo-Tonspur aufzeichnet, was die immersive Qualität der Aufnahmen verbessert.
Eine weitere nützliche Funktion für Videografen ist „Auto Low Light FPS“, verfügbar in den Kameraeinstellungen für Videoaufnahmen bei 30 fps. Ist diese Option aktiviert, kann das iPhone XS die Bildrate automatisch auf 24 fps reduzieren, wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind, um eine bessere Belichtung pro Einzelbild zu erzielen. Dieser Wechsel der Bildrate kann sogar mitten während einer laufenden Videoaufnahme erfolgen.
Weitere Verbesserungen
Auch wenn der Fokus auf der Kamera liegt, tragen andere Aspekte des iPhone XS zum Gesamterlebnis bei. Das Glas auf Vorder- und Rückseite ist laut Apple das widerstandsfähigste in einem Smartphone, was sowohl Bruch- als auch Kratzfestigkeit betrifft. Die kabellose Ladefunktion wurde ebenfalls verfeinert. Dank einer strafferen Spulenkonstruktion ist das iPhone XS weniger empfindlich gegenüber der genauen Positionierung auf einem Qi-Ladepad und hat einen größeren „Sweet Spot“ für effizientes Laden.
Das iPhone XS und XS Max sind in Space Grau, Silber und erstmals auch in Gold erhältlich. Sie sind nach IP68 wassergeschützt (bis zu 2 Meter Tiefe für 30 Minuten), eine Verbesserung gegenüber der IP67-Zertifizierung des iPhone X.
Die Dual-SIM-Unterstützung per Nano-SIM und eSIM (außer in bestimmten Regionen wie China) ist eine weitere praktische Neuerung für Vielreisende.
Vergleich iPhone XS vs. iPhone X (Kamera-relevante Specs)
| Feature | iPhone X | iPhone XS |
|---|---|---|
| Auflösung (Rückkamera) | 12 MP Weitwinkel + 12 MP Tele | 12 MP Weitwinkel + 12 MP Tele |
| Weitwinkel Blende | ƒ/1.8 | ƒ/1.8 |
| Weitwinkel Pixelgröße | 1.22 μm | 1.4 μm |
| Weitwinkel Sensorgröße | Standard | 32% größer |
| Weitwinkel Äquivalente Brennweite | 28 mm | 26 mm |
| Weitwinkel Tatsächliche Brennweite | 4.0 mm | 4.25 mm |
| Teleobjektiv Blende | ƒ/2.4 | ƒ/2.4 |
| Teleobjektiv Pixelgröße | 1.0 μm | 1.0 μm |
| Prozessor / Neural Engine | A11 Bionic / Standard | A12 Bionic / deutlich verbessert |
| HDR | HDR | Smart HDR |
| Video Audio | Mono | Stereo |
Häufig gestellte Fragen zur iPhone XS Kamera
Welche Auflösung hat die Kamera des iPhone XS?
Das iPhone XS verfügt über eine Dual-Kamera auf der Rückseite, die jeweils eine Auflösung von 12 Megapixeln haben (ein Weitwinkelobjektiv und ein Teleobjektiv). Die Frontkamera hat eine Auflösung von 7 Megapixeln.
Wie groß ist die Brennweite des Objektivs des iPhone XS?
Das iPhone XS hat zwei rückseitige Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten. Das Weitwinkelobjektiv hat eine äquivalente Brennweite von 26 mm (die tatsächliche Brennweite beträgt 4,25 mm). Das Teleobjektiv hat eine äquivalente Brennweite von 52 mm (die tatsächliche Brennweite beträgt 6 mm). Die äquivalente Brennweite bezieht sich auf das 35-mm-Kleinbildformat und gibt den Bildwinkel an.
Was ist Smart HDR und wie funktioniert es?
Smart HDR ist eine Funktion, die mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung sehr schnell kombiniert, um ein Bild mit verbesserter Detailzeichnung in hellen und dunklen Bereichen zu erzeugen. Es nutzt den schnelleren Sensor, den verbesserten ISP und die Neural Engine des A12 Bionic Chips, um dies in Echtzeit und sehr effektiv zu tun, insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen wie starkem Gegenlicht.
Welche Rolle spielt die Neural Engine für die Fotografie?
Die Neural Engine ist ein spezialisierter Teil des A12 Bionic Chips, der für maschinelles Lernen optimiert ist. Für die Fotografie bedeutet das, dass komplexe Bildverarbeitungsalgorithmen, wie sie für Smart HDR und die verbesserte Porträtmodus-Erkennung benötigt werden, extrem schnell und direkt auf den Sensordaten ausgeführt werden können, was zu besseren Ergebnissen in Echtzeit führt.
Ist die Kamera des iPhone XS besser bei schlechten Lichtverhältnissen als die des iPhone X?
Ja, das iPhone XS ist dank seines neuen Weitwinkel-Sensors, der 32 Prozent größer ist und Pixel von 1,4 μm Größe hat (im Vergleich zu 1,22 μm beim iPhone X), deutlich besser bei schlechten Lichtverhältnissen. Dieser Sensor kann 50 Prozent mehr Licht einfangen, was zu weniger Rauschen und mehr Details in dunklen Umgebungen führt.
Kann ich die Tiefenschärfe im Porträtmodus nach der Aufnahme ändern?
Ja, mit dem iPhone XS (und anderen kompatiblen iPhones mit Porträtmodus unter iOS 12 oder neuer) können Sie die Stärke des Bokeh-Effekts im Porträtmodus nachträglich in der Fotos-App anpassen.
Sind die Kameras des iPhone XS und iPhone XS Max identisch?
Ja, das iPhone XS und das größere iPhone XS Max verfügen über exakt die gleichen Kamerasysteme auf der Vorder- und Rückseite.
Fazit
Das iPhone XS mag in vielen Bereichen eine Verfeinerung des iPhone X sein, aber im Bereich der Fotografie stellt es einen signifikanten Fortschritt dar. Die Kombination aus verbesserter Hardware – insbesondere dem größeren Weitwinkel-Sensor mit größeren Pixeln – und der leistungsstarken Computational Photography, die durch den A12 Bionic Chip und die Neural Engine ermöglicht wird, führt zu einer deutlich verbesserten Bildqualität. Smart HDR liefert beeindruckende Ergebnisse in schwierigen Lichtsituationen, der Porträtmodus ist präziser und die Leistung bei schlechtem Licht ist spürbar besser.
Für Nutzer, die von älteren iPhones umsteigen, ist das iPhone XS in jeder Hinsicht ein gewaltiges Upgrade. Für Besitzer eines iPhone X ist die verbesserte Kamera das überzeugendste Argument für ein Upgrade. Apples Fähigkeit, Hardware-Innovationen (wie den Sensor) mit fortschrittlicher Software und kundenspezifischem Silizium (A12, Neural Engine) zu verbinden, hebt die mobile Fotografie auf ein neues Niveau. Obwohl traditionelle Kameras in Bezug auf reine Optik und Sensorgröße weiterhin Vorteile haben, ist die Geschwindigkeit, Intelligenz und ständige Verfügbarkeit des iPhone XS ein starkes Argument für die Zukunft der Fotografie in der Hosentasche.
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