Akkus sind das Herzstück unserer modernen Geräte, von Smartphones bis hin zu Kameras und Elektroautos. Insbesondere Lithium-Ionen-Akkus haben sich aufgrund ihrer hohen Energiedichte durchgesetzt. Doch haben Sie sich jemals gefragt, warum viele dieser Akkus drei Kontakte statt der erwarteten zwei (Plus und Minus) besitzen? Und was, wenn Sie unterwegs feststellen, dass Ihr Kameraakku leer ist und das Ladegerät fehlt? Dieser Artikel beleuchtet diese beiden wichtigen Aspekte der Akkutechnologie, die für jeden Nutzer, insbesondere für Fotografen, von Bedeutung sind.

Beginnen wir mit einem oft übersehenen Detail: dem dritten Kontakt bei Lithium-Ionen-Akkus.
Das dritte Kabel: Mehr als nur Plus und Minus
Die meisten elektrischen Geräte benötigen einen positiven und einen negativen Pol, um Strom zu beziehen. Bei Lithium-Ionen-Akkus finden wir jedoch häufig einen dritten Kontakt. Dieses zusätzliche Kabel ist nicht für die reine Stromübertragung im Sinne des Gerätestroms oder Ladestroms zuständig, sondern spielt eine zentrale Rolle für die Sicherheit, Leistung und Langlebigkeit des Akkus.
Grundlagen der Lithium-Ionen-Technologie
Lithium-Ionen-Akkus nutzen die Bewegung von Lithium-Ionen zwischen einer positiven (Kathode) und einer negativen (Anode) Elektrode durch einen Elektrolyten. Dieser Prozess ermöglicht das Speichern und Freisetzen elektrischer Energie. Ihre Popularität verdanken sie ihrer Fähigkeit, viel Energie auf kleinem Raum zu speichern.
Die Rolle der Anschlüsse
Die zwei offensichtlichen Anschlüsse sind der positive (+) und der negative (-) Pol. Diese sind für den Energiefluss zum und vom Akku verantwortlich. Der dritte Anschluss, oft in der Mitte positioniert, ist der Kommunikationskanal zum BMS (Battery Management System).
Funktion des dritten Kabels: Das BMS im Einsatz
Das dritte Kabel verbindet den Akku direkt mit dem Battery Management System oder zumindest mit einem Punkt im Akkupack, der Informationen für das BMS liefert. Seine Hauptaufgabe ist die Überwachung und Steuerung des Akkubetriebs. Ohne diese Verbindung könnte das BMS seine lebenswichtigen Funktionen nicht erfüllen.
Welche Informationen liefert das dritte Kabel an das BMS?
- Temperaturüberwachung: Lithium-Ionen-Zellen sind empfindlich gegenüber extremen Temperaturen. Überhitzung kann zu irreversiblen Schäden oder sogar zu einem thermischen Durchgehen führen. Das dritte Kabel ermöglicht es dem BMS, die Temperatur im Akkupack präzise zu messen. Bei Überhitzung kann das BMS den Lade- oder Entladevorgang drosseln oder stoppen, um Schäden zu vermeiden.
- Spannungsüberwachung pro Zelle: Moderne Akkupacks bestehen oft aus mehreren in Reihe geschalteten Zellen, um die benötigte Gesamtspannung zu erreichen. Das BMS muss die Spannung jeder einzelnen Zelle überwachen können. Zellen können sich unterschiedlich entladen oder laden ("Drift"). Das BMS nutzt die Informationen, die oft über das dritte Kabel oder interne Verbindungen, die mit diesem verbunden sind, zugänglich gemacht werden, um ein Zell-Balancing durchzuführen. Dies stellt sicher, dass alle Zellen gleichmäßig geladen werden, was die Lebensdauer des gesamten Packs verlängert und Kapazitätsverlust durch ungleichmäßig geladene Zellen verhindert.
- Ladestandsüberwachung: Das BMS kann den genauen Ladezustand (State of Charge, SOC) des Akkus bestimmen, indem es die Zellspannungen misst und andere Daten wie den geflossenen Strom integriert. Diese Information wird dann oft an das Gerät weitergegeben, das den Akku nutzt (z. B. Kamera, Laptop), damit der Nutzer den verbleibenden Akku-Prozentsatz sehen kann.
Sicherheitsaspekte und Schutzmechanismen
Das dritte Kabel ist fundamental für die Sicherheit. Das BMS nutzt die gesammelten Daten, um Schutzmechanismen zu aktivieren:
- Überlade- und Tiefentladeschutz: Das BMS verhindert, dass der Akku über die maximale Spannung geladen oder unter die minimale Spannung entladen wird. Beides kann den Akku dauerhaft schädigen oder gefährlich machen.
- Überstromschutz: Wenn zu viel Strom fließt (z. B. bei einem Kurzschluss), kann das BMS den Stromkreis unterbrechen.
- Temperaturschutz: Wie erwähnt, stoppt das BMS den Betrieb bei gefährlichen Temperaturen.
Ohne das dritte Kabel und das BMS wäre der Betrieb von Lithium-Ionen-Akkus deutlich riskanter und ihre Lebensdauer kürzer. Es ist ein unsichtbarer Held, der im Hintergrund arbeitet, um unsere Geräte sicher und effizient mit Energie zu versorgen.

Kameraakku leer: Laden ohne dediziertes Ladegerät
Nun wechseln wir das Thema zu einer sehr praktischen Herausforderung für Fotografen: Was tun, wenn der Kameraakku leer ist und das spezielle Ladegerät nicht zur Hand ist? Glücklicherweise bieten moderne Kameras und Zubehör oft Alternativen.
Die Notwendigkeit, einen Kameraakku ohne das mitgelieferte Ladegerät aufzuladen, kann in verschiedenen Situationen auftreten: auf Reisen, bei vergessenen Ladegeräten oder einfach in einer Notsituation während eines Shootings. Hier sind drei gängige Methoden, wie Sie Ihren digitalen Kameraakku möglicherweise aufladen können, basierend auf den Möglichkeiten Ihrer Kamera:
Methode 1: Aufladen über USB und Netzteil
Viele moderne Digitalkameras, insbesondere spiegellose Modelle und einige Kompaktkameras, unterstützen das direkte Aufladen des Akkus in der Kamera über einen USB-Anschluss. Dies ist oft der einfachste Weg, wenn kein Ladegerät verfügbar ist, aber ein USB-Kabel und ein Netzteil (z. B. vom Smartphone) vorhanden sind.
Vorgehen:
- Stellen Sie sicher, dass der Akku korrekt in das Batteriefach der Kamera eingelegt ist.
- Schalten Sie die Kamera aus. Das Aufladen funktioniert in der Regel nur, wenn die Kamera ausgeschaltet ist, um Konflikte mit dem normalen Betrieb zu vermeiden.
- Verbinden Sie die Kamera über ein passendes USB-Kabel (oft Mini-USB, Micro-USB oder zunehmend USB-C) mit einem USB-Netzteil, das Sie in eine Steckdose stecken.
- Die Kamera sollte nun anzeigen, dass sie lädt (oft durch eine LED-Leuchte).
Wichtige Hinweise:
- Prüfen Sie das Handbuch Ihrer Kamera, ob diese Funktion unterstützt wird. Nicht alle Kameras können über USB geladen werden.
- Stellen Sie sicher, dass das Netzteil genügend Leistung liefert. Schnelllade-Netzteile für Smartphones funktionieren oft gut, aber die Kamera nimmt nur so viel Leistung auf, wie sie benötigt und verarbeiten kann.
- Das verwendete USB-Kabel muss Daten und Strom übertragen können und die richtigen Stecker haben.
Methode 2: Aufladen über eine Powerbank
Ähnlich wie das Laden über ein Netzteil funktioniert das Laden über eine Powerbank. Dies ist besonders nützlich unterwegs, wo keine Steckdose verfügbar ist.
Vorgehen:
- Legen Sie den Akku in die ausgeschaltete Kamera ein.
- Verbinden Sie die Kamera über das passende USB-Kabel mit dem Ausgang der Powerbank.
- Die Kamera sollte den Ladevorgang anzeigen.
Auswahl einer geeigneten Powerbank:
Nicht jede Powerbank ist geeignet. Achten Sie auf folgende Punkte:
- Kapazität: Die Powerbank sollte genug Energie speichern, um den Kameraakku vollständig zu laden. Vergleichen Sie die mAh-Angabe des Akkus mit der der Powerbank (berücksichtigen Sie Effizienzverluste).
- Kompatible Anschlüsse: Die Powerbank muss über einen passenden Ausgang (z. B. USB-A, USB-C, D-Tap bei größeren Akkus) verfügen, der zum Eingang Ihrer Kamera passt.
- Ausreichende Spannung und Stromstärke: Die Powerbank muss die benötigte Spannung und Stromstärke liefern können. Insbesondere bei Kameras, die USB-C PD (Power Delivery) unterstützen, kann eine PD-fähige Powerbank das Laden beschleunigen. Eine zu niedrige Leistung kann dazu führen, dass die Kamera gar nicht oder nur sehr langsam lädt. Eine zu hohe Spannung kann das Gerät beschädigen (obwohl gute Geräte Schutzschaltungen haben sollten).
Eine Powerbank, die die Ladeanforderungen Ihrer Kamera erfüllt, ist eine ausgezeichnete Notfalllösung und auch praktisch, um während längerer Shootings im Freien Strom zu liefern.
Methode 3: Aufladen über den Computer
Auch ein Computer oder Laptop kann als Stromquelle dienen, um einen Kameraakku über USB aufzuladen. Dies ist oft die langsamste Methode, da die USB-Ports von Computern in der Regel weniger Strom liefern als dedizierte Netzteile oder Powerbanks.
Vorgehen:
- Legen Sie den Akku in die ausgeschaltete Kamera ein.
- Verbinden Sie die Kamera über das passende USB-Kabel mit einem USB-Port des Computers.
- Möglicherweise erscheint auf dem Computerbildschirm eine Abfrage, ob Sie Daten übertragen oder das Gerät laden möchten. Wählen Sie die Ladeoption.
- Die Kamera sollte den Ladevorgang anzeigen.
Wichtige Hinweise:
- Nicht alle Kameras unterstützen das Laden über einen Computer-USB-Port, insbesondere ältere oder solche mit hohem Strombedarf (wie viele DSLRs).
- Manche Kameras laden nur, wenn eine Speicherkarte eingelegt ist, da sie sonst versuchen könnten, eine Datenverbindung herzustellen.
- Das Aufladen kann mehrere Stunden dauern.
Warum ein dediziertes Ladegerät oft immer noch die beste Wahl ist
Obwohl die oben genannten Methoden in einer Notfallsituation sehr hilfreich sind, gibt es gute Gründe, warum das mitgelieferte Ladegerät in vielen Fällen die bevorzugte Methode bleibt:
- Kompatibilität: Das Originalladegerät ist exakt auf den Akku und die Kamera abgestimmt und liefert die optimale Ladespannung und -stromstärke.
- Geschwindigkeit: Dedizierte Ladegeräte laden Akkus oft schneller als USB-Verbindungen über Kamera oder Computer.
- Unabhängigkeit: Sie können den Akku separat laden, während Sie die Kamera mit einem anderen Akku verwenden.
- Funktionalität: Einige Ladegeräte bieten zusätzliche Funktionen wie Entladen, Kapazitätsprüfung oder die Möglichkeit, mehrere Akkus gleichzeitig zu laden.
- Nicht alle Kameras haben USB-Ladefunktionen: Viele ältere oder auch einige neuere professionelle Kameramodelle unterstützen kein USB-Laden.
- Batteriegriffe: Wenn Sie einen Batteriegriff verwenden, ist das Aufladen oft nur über das Ladegerät des Griffs oder der Kamera selbst möglich, nicht aber über USB.
Daher ist es für professionelle oder ambitionierte Fotografen ratsam, immer mindestens einen Ersatzakku vollständig geladen und das Originalladegerät dabei zu haben.

Umgang mit Kameraakkus und Ladegeräten: 8 Tipps
Unabhängig davon, wie Sie Ihre Akkus laden, die richtige Pflege verlängert ihre Lebensdauer:
- Halten Sie die Kontakte von Akku und Ladegerät stets sauber und trocken.
- Schalten Sie die Kamera immer aus, bevor Sie den Akku wechseln oder ihn zum Laden einsetzen.
- Setzen Sie Akkus und Ladegeräte keiner extremen Hitze, Kälte oder direkter Sonneneinstrahlung aus.
- Halten Sie sie fern von starken Magnetfeldern.
- Verwenden Sie möglichst Original-Ladegeräte und -Kabel vom Kamerahersteller.
- Ziehen Sie Akku und Ladegerät vom Stromnetz, sobald der Akku vollständig geladen ist. Lassen Sie Akkus nicht unnötig lange am Ladegerät, insbesondere nicht über Nacht, wenn das Ladegerät keine intelligente Ladeelektronik besitzt, die den Ladevorgang beendet.
- Entfernen Sie den Akku aus der Kamera oder dem Ladegerät, wenn diese längere Zeit nicht benutzt werden, und setzen Sie die Schutzkappe auf.
- Verwenden Sie die Originalverpackung oder eine geeignete Tasche für Transport und Lagerung, insbesondere auf Reisen.
Vergleich: Aufladen ohne Ladegerät
Methode | Vorteile | Nachteile | Geeignet für |
---|---|---|---|
USB & Netzteil | Einfach, nutzt vorhandene Smartphone-Netzteile | Nicht von allen Kameras unterstützt, kann langsam sein | Moderne Kameras mit USB-Ladefunktion, Notfälle |
Powerbank | Mobil, keine Steckdose nötig, praktisch unterwegs | Benötigt kompatible Powerbank (Kapazität, Anschlüsse, Leistung), kann langsam sein | Moderne Kameras mit USB-Ladefunktion, Outdoor-Shootings, Notfälle |
Computer-USB | Nutzt vorhandene Geräte (Laptop) | Sehr langsam, nicht von allen Kameras unterstützt, geringe Leistung | Notfälle, wenn keine andere Option verfügbar ist, Kameras mit geringem Strombedarf |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
F: Wofür genau dient das dritte Kabel bei einem Lithium-Ionen-Akku?
A: Das dritte Kabel dient primär der Kommunikation mit dem Battery Management System (BMS), um wichtige Daten wie Temperatur, Zellspannung und Ladestand zu überwachen und Schutzmechanismen zu ermöglichen. Es ist entscheidend für Sicherheit und Lebensdauer des Akkus.
F: Kann ich jeden Kameraakku über USB aufladen?
A: Nein, nicht jede Kamera unterstützt das direkte Aufladen des Akkus über USB. Prüfen Sie immer das Handbuch Ihrer Kamera, ob diese Funktion vorhanden ist.
F: Warum lädt meine Kamera nicht über USB, obwohl sie es unterstützen sollte?
A: Mögliche Gründe sind: Die Kamera ist eingeschaltet (muss meist aus sein), das USB-Kabel ist defekt oder inkompatibel, das Netzteil/die Powerbank liefert nicht genügend Strom, oder in seltenen Fällen fehlt eine Speicherkarte (manche Modelle verlangen dies).
F: Ist das Laden über Powerbank oder Computer schädlich für den Akku?
A: Wenn die Kamera das Laden über diese Methoden unterstützt und die verwendeten Kabel und Stromquellen den Spezifikationen entsprechen, ist es im Allgemeinen nicht schädlich. Allerdings kann die Ladegeschwindigkeit variieren, und bei inkompatiblen oder defekten Zubehörteilen besteht immer ein Risiko. Die Originallösung ist meist die sicherste und effizienteste.
F: Wie viele Ersatzakkus sollte ich als Fotograf dabei haben?
A: Es wird dringend empfohlen, mindestens einen, besser aber zwei oder mehr voll geladene Ersatzakkus dabei zu haben. Dies stellt sicher, dass Sie auch bei längeren Shootings oder in Situationen ohne Lademöglichkeit einsatzbereit bleiben. Auf Ersatzakkus zu verzichten, wirkt unprofessionell.
Zusammenfassend
Das Verständnis der inneren Funktionsweise unserer Akkus, wie der Bedeutung des dritten Kontakts für das BMS, hilft uns, ihre Technologie und ihre Grenzen besser zu schätzen. Gleichzeitig ist es für Fotografen und andere Nutzer von akkubetriebenen Geräten unerlässlich, praktische Lösungen für Notfallsituationen zu kennen, wie das Aufladen eines Kameraakkus ohne das spezielle Ladegerät. Während USB-Laden über Netzteil, Powerbank oder Computer nützliche Alternativen in der Not darstellen können, bleibt das dedizierte Ladegerät oft die effizienteste und sicherste Methode. Mit der richtigen Pflege und Vorbereitung (sprich: geladene Ersatzakkus!) können Sie die meisten Akku-Krisen vermeiden und sich voll auf das konzentrieren, was wirklich zählt: das Festhalten besonderer Momente.
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