In der modernen Fotografie geht es oft darum, einzigartige Perspektiven einzufangen. Sei es eine Aufnahme vom Boden aus, über eine Menschenmenge hinweg oder ein kreatives Selbstporträt. Herkömmliche Kameras mit fest verbautem Bildschirm erschweren solche Aufnahmen erheblich. Hier kommt das schwenkbare Display ins Spiel, eine Innovation, die die Art und Weise, wie wir fotografieren und filmen, grundlegend verändert hat.

Das schwenkbare Display, auch bekannt unter Namen wie Klappdisplay, Drehdisplay oder Gelenkdisplay, ist ein kleiner elektronischer Bildschirm auf der Rückseite einer Kamera, der nicht fest montiert ist, sondern über ein Gelenk oder einen Drehmechanismus repositioniert werden kann. Diese Flexibilität ermöglicht es Fotografen, ihre Kamera in ungewöhnlichen Winkeln zu halten und dennoch eine klare Sicht auf das Motiv und die Einstellungen zu haben.
Was genau ist ein schwenkbares Display?
Ein schwenkbares Display ist im Wesentlichen der Hauptbildschirm Ihrer Digitalkamera, der durch eine oder mehrere Achsen beweglich gemacht wurde. Im Gegensatz zu einem starren Bildschirm, der immer flach auf der Rückseite der Kamera liegt, kann ein schwenkbares Display gekippt, gedreht oder sogar komplett nach vorne geklappt werden. Diese Technologie findet sich nicht nur in Digitalkameras, sondern auch in Camcordern, Laptops und anderen elektronischen Geräten, aber ihre Anwendung in der Fotografie ist besonders wirkungsvoll.
Die Beweglichkeit des Displays eröffnet eine Welt voller neuer Möglichkeiten. Sie müssen sich nicht mehr auf den Boden legen, um eine Froschperspektive einzunehmen, oder eine Leiter benutzen, um eine Vogelperspektive zu erhalten. Sie können die Kamera einfach entsprechend positionieren und das Display so ausrichten, dass Sie bequem sehen können, was Sie fotografieren. Dies ist nicht nur praktisch, sondern schont auch Ihren Rücken und Ihre Knie!
Verschiedene Arten von schwenkbaren Displays
Nicht alle schwenkbaren Displays sind gleich. Die Art und Weise, wie sich der Bildschirm bewegen kann, unterscheidet sich je nach Modell und Hersteller. Es gibt verschiedene Haupttypen, die sich in ihrer Funktionalität unterscheiden:
- Neigbares Display (Tilting Screen): Dies ist die einfachste Form. Das Display bewegt sich nur entlang einer Achse, meist nach oben und unten. Es ist nützlich für Aufnahmen aus der Hüfte oder über Kopf, aber nicht für Selbstporträts oder Videoaufnahmen, bei denen man das Display von vorne sehen muss.
- Zwei-Achsen-Neigbares Display (Double-Hinged Tilting Screen): Diese Variante ermöglicht das Neigen in zwei Richtungen, horizontal (oben/unten) und manchmal auch vertikal. Dies bietet etwas mehr Flexibilität als das einfache Neigen, aber immer noch keine volle Drehfreiheit.
- Dreh- und schwenkbares Display (Vari-Angle Screen oder Fully Articulating Screen): Dies ist der flexibelste Typ. Das Display ist an einem Gelenk befestigt, das es ermöglicht, den Bildschirm herauszuklappen und dann um 180 Grad oder mehr zu drehen. Man kann das Display zur Seite, nach oben, nach unten oder sogar komplett nach vorne drehen. Dieser Typ ist ideal für Videoaufnahmen, Vlogging und Selbstporträts.
- Neige- und Gelenkdisplay (Tilt-and-Articulating Screen): Eine komplexere Variante, bei der das Display zuerst gekippt und dann über ein zusätzliches Gelenk vom Kameragehäuse wegbewegt werden kann. Dies kann nützlich sein, um Anschlüsse an der Seite der Kamera freizuhalten, während das Display gedreht wird.
- Flex-Neige-Display (Cross-Tilt Screen oder Flex-Tilt Screen): Dieser Typ ermöglicht eine Bewegung in verschiedene Winkel, wobei das Display geneigt und gedreht wird, aber oft nicht vollständig zur Seite oder nach vorne geklappt werden kann, um für Selbstporträts sichtbar zu sein. Es bleibt eher entlang der Objektivachse ausgerichtet.
Die Wahl des Displaytyps hängt stark davon ab, wie Sie die Kamera hauptsächlich nutzen möchten. Für einfache hohe oder tiefe Winkel reicht oft ein neigbares Display. Für maximale Flexibilität bei Video, Vlogging und ungewöhnlichen Kompositionen ist ein voll dreh- und schwenkbares Display (Vari-Angle) am besten geeignet.
Vorteile des schwenkbaren Displays in der Fotografie
Die Vorteile eines schwenkbaren Displays, insbesondere eines voll beweglichen, sind vielfältig und beeinflussen sowohl die Fotografie als auch die Videografie:
- Kreative Perspektiven: Erlaubt einfaches Fotografieren und Filmen aus extrem niedrigen (Froschperspektive) oder hohen (Vogelperspektive) Winkeln, ohne sich verrenken zu müssen.
- Bessere Ergonomie: Macht Aufnahmen aus unbequemen Positionen komfortabler.
- Videoaufnahmen und Vlogging: Ein zur Vorderseite drehbares Display ist unerlässlich für die Selbstaufnahme von Videos oder Fotos.
- Aufnahmen aus der Hüfte (Street Photography): Ermöglicht diskretes Fotografieren, ohne die Kamera ans Auge heben zu müssen.
- Stativnutzung: Wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist, kann das Display so eingestellt werden, dass es bequem von der Seite oder von unten einsehbar ist.
- Scharfstellung und Komposition: Bietet auch bei ungewöhnlichen Winkeln eine klare Sicht auf das Motiv zur präzisen Scharfstellung und Bildgestaltung.
Diese Funktionen fördern die Kreativität und machen das Fotografieren zugänglicher und unterhaltsamer.
Bildschirm versus Sucher: LCD, EVF und OVF
Neben dem schwenkbaren Display, das typischerweise der Haupt-LCD-Bildschirm ist, verfügen viele Digitalkameras auch über einen Sucher. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen diesen Anzeigemethoden zu verstehen:
- LCD-Bildschirm: Dies ist der große Bildschirm auf der Rückseite der Kamera. Er dient zur Menüsteuerung, Bildwiedergabe und bei vielen modernen Kameras auch zur Bildkomposition (Live View). Das schwenkbare Display ist eine bewegliche Version dieses LCDs. Viele moderne LCDs sind auch Touchscreens, was die Bedienung weiter vereinfacht.
- Optischer Sucher (OVF): Traditionell bei Spiegelreflexkameras (DSLRs) zu finden. Man blickt durch das Objektiv über ein Spiegelsystem direkt auf das Motiv. Das, was man sieht, ist das reale Licht, das durch das Objektiv fällt.
- Elektronischer Sucher (EVF): Typisch für spiegellose Kameras. Man blickt auf einen kleinen, hochauflösenden Bildschirm, der das Bild vom Kamerasensor anzeigt.
Während der LCD-Bildschirm (mit oder ohne Schwenkfunktion) vielseitig für Menüs, Wiedergabe und Live View ist, bieten Sucher oft eine stabilere und hellere Ansicht, insbesondere bei starkem Sonnenlicht.
EVF vs. OVF: Ein Vergleich
Die Wahl zwischen einem optischen und einem elektronischen Sucher hat erhebliche Auswirkungen auf das Aufnahmeerlebnis. Beide haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile:
Ein OVF bietet eine natürliche, verzögerungsfreie Sicht auf die Welt. Was Sie sehen, ist das reale Licht in Echtzeit. Dies ist ein großer Vorteil bei der Aufnahme von sich schnell bewegenden Motiven, da es keinerlei Verzögerung gibt. Für Fotografen, die Sport oder Wildtiere fotografieren und auf den Bruchteil einer Sekunde angewiesen sind, kann ein OVF die bevorzugte Wahl sein. Zudem empfinden viele Fotografen den Blick durch einen OVF als angenehmer für die Augen über längere Zeiträume, besonders wenn man lange warten muss, bis die Action passiert.
Ein EVF hingegen zeigt Ihnen das Bild, wie es der Sensor sieht und verarbeitet. Der größte Vorteil dabei ist, dass Sie die Auswirkungen Ihrer Kameraeinstellungen (Belichtung, Weißabgleich, Bildstile wie Monochrom) *direkt* im Sucher sehen können, *bevor* Sie den Auslöser drücken. Wenn Sie beispielsweise den Monochrom-Bildstil anwenden, sehen Sie im EVF ein Schwarz-Weiß-Bild, während ein OVF weiterhin Farbe anzeigen würde. Dies macht die Fotografie intuitiver und hilft, das gewünschte Ergebnis vorherzusagen. Ein EVF kann auch bei schlechten Lichtverhältnissen eine hellere Ansicht des Motivs liefern als ein OVF. Für Anfänger kann ein EVF besonders hilfreich sein, da er sofortiges Feedback zu den Einstellungen gibt.
Allerdings haben EVFs eine gewisse Verzögerung (Lag), da das Bild erst verarbeitet werden muss. Obwohl moderne EVFs sehr hohe Bildraten (z.B. 120 fps) haben und die Verzögerung nur wenige Millisekunden beträgt, kann dies bei sehr schneller Action immer noch spürbar sein. Außerdem blickt man bei einem EVF auf einen kleinen Bildschirm, was für manche über lange Zeiträume weniger komfortabel sein kann als der natürliche Blick durch einen OVF.

Merkmal | Optischer Sucher (OVF) | Elektronischer Sucher (EVF) |
---|---|---|
Sicht | Reales Licht durch das Objektiv | Bild vom Kamerasensor (elektronisch) |
Verzögerung | Keine (Lichtgeschwindigkeit) | Gering (Millisekunden), abhängig von der Bildrate |
Ansicht mit Einstellungen | Nein (zeigt immer das reale Bild) | Ja (zeigt Effekte von Belichtung, WB, Bildstilen) |
Sicht bei wenig Licht | Schwierig (zeigt die tatsächliche Dunkelheit) | Oft heller (kann das Signal verstärken) |
Komfort bei langer Nutzung | Oft als angenehmer empfunden | Kann bei manchen als anstrengender empfunden werden |
Vorteilhaft für | Schnelle Action (Sport, Wildlife), lange Wartezeiten | Sofortiges Feedback auf Einstellungen, wenig Licht, Anfänger |
Die Wahl der richtigen Kamera: Warum ein schwenkbares Display wichtig sein kann
Ob eine Kamera mit schwenkbarem Display die richtige Wahl für Sie ist, hängt von Ihren fotografischen Gewohnheiten und Zielen ab. Wenn Sie häufig aus ungewöhnlichen Winkeln fotografieren, Videos aufnehmen oder Vlogging betreiben, ist ein schwenkbares (insbesondere ein voll dreh- und schwenkbares) Display ein enormer Vorteil. Es verbessert die Ergonomie und erweitert Ihre kreativen Möglichkeiten erheblich.
Wenn Sie hauptsächlich durch den Sucher fotografieren (sei es OVF oder EVF) und selten aus extremen Winkeln arbeiten, ist ein schwenkbares Display vielleicht kein Muss, aber immer noch eine nützliche Funktion für Gelegenheiten, bei denen Live View am LCD-Bildschirm praktischer ist (z.B. Makrofotografie, Produktfotografie auf Stativ). Auch bei Touchscreen-Funktionalität kann ein schwenkbares Display die Bedienung erleichtern, da Sie den Bildschirm in eine bequemere Position bringen können.
Häufig gestellte Fragen
Hier beantworten wir einige gängige Fragen zum Thema schwenkbare Displays bei Kameras:
Brauche ich unbedingt eine Kamera mit schwenkbarem Display?
Nein, für traditionelle Fotografie durch den Sucher oder aus Augenhöhe ist es nicht zwingend erforderlich. Aber für mehr Flexibilität bei Kompositionen, Videoaufnahmen und Aufnahmen aus ungewöhnlichen Winkeln ist es sehr hilfreich.Machen schwenkbare Displays die Kamera größer oder weniger robust?
Sie können die Kamera etwas dicker machen als Modelle mit starrem Display. Die Gelenkmechanismen sind in der Regel robust konstruiert, können aber theoretisch eine zusätzliche Schwachstelle darstellen, wenn sie extremer Belastung ausgesetzt sind.Kann ich den Sucher benutzen, auch wenn die Kamera ein schwenkbares Display hat?
Ja, absolut. Das schwenkbare Display ist eine zusätzliche Option für die Bildkomposition (Live View) und Menübedienung. Der Sucher steht Ihnen weiterhin zur Verfügung.Sind alle schwenkbaren Displays Touchscreens?
Nein, nicht unbedingt. Viele moderne Kameras kombinieren ein schwenkbares Display mit Touchscreen-Funktionalität, aber es gibt auch Modelle mit schwenkbarem Display ohne Touchbedienung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass schwenkbare Displays eine wertvolle Ergänzung für viele Digitalkameras sind. Sie bieten eine beispiellose Bewegungsfreiheit, die es Fotografen und Videografen ermöglicht, ihre Visionen einfacher und effizienter umzusetzen. Ob Sie ein erfahrener Profi oder ein Hobbyist sind, die Fähigkeit, das Display für eine bessere Sichtbarkeit anzupassen, kann Ihre Aufnahmen auf ein neues Level heben.
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