Glutenfreie Lebensmittel sind längst keine Nischenprodukte mehr. Sie sind fest im Sortiment jedes größeren Supermarkts etabliert und bieten Menschen mit Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit eine notwendige Alternative zu herkömmlichen Produkten. Doch die breite Verfügbarkeit bedeutet nicht automatisch makellose Qualität. Eine jüngste Untersuchung des Verbrauchermagazins Öko-Test hat die Reinheit und Zusammensetzung von glutenfreien Lebensmitteln genau geprüft und dabei teils besorgniserregende Ergebnisse zutage gefördert. Es zeigt sich, dass Verbraucher auch bei speziellen Diätprodukten genau hinschauen müssen.

Zöliakie: Eine ernste Autoimmunerkrankung
Für rund ein Prozent der Bevölkerung ist eine glutenfreie Ernährung keine Lifestyle-Entscheidung, sondern eine medizinische Notwendigkeit. Sie leiden unter Zöliakie, einer chronischen Autoimmunerkrankung des Dünndarms. Ausgelöst wird sie durch Gluten, das Klebereiweiß, das in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern, Emmer und Einkorn vorkommt. Bei Zöliakie-Betroffenen führt der Verzehr von Gluten zu einer Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Dies beeinträchtigt die Nährstoffaufnahme und kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter chronischer Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Depressionen, Gewichtsverlust und Nährstoffmängel wie Eisenmangel. Langfristig können unbehandelte Zöliakie schwere Folgen haben, einschließlich Osteoporose, Unfruchtbarkeit und einem leicht erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten. Die einzige wirksame Behandlung ist eine lebenslange, strikt glutenfreie Diät. Das bedeutet, jegliche Spuren von Gluten müssen vermieden werden, was den Griff zu speziell gekennzeichneten glutenfreien Produkten unumgänglich macht.
Der Öko-Test: Unabhängige Prüfung für Verbrauchersicherheit
Angesichts der Notwendigkeit und des wachsenden Angebots hat Öko-Test 13 glutenfreie Lebensmittel – darunter Brot, Nudeln, Mehl, Haferflocken und eine Backmischung – im Labor umfassend analysieren lassen. Geprüft wurden sowohl Produkte mit Bio-Siegel als auch konventionelle Varianten. Im Fokus standen potenzielle Schadstoffe wie Pestizide, Schwermetalle (Arsen, Cadmium) und Rückstände von Mineralölen (MOSH). Das Ergebnis ist alarmierend: Rund die Hälfte der getesteten Produkte wies Mängel auf. Dies zeigt, dass auch in einem Segment, das auf die Bedürfnisse empfindlicher Menschen zugeschnitten ist, Qualitätskontrollen und Transparenz von entscheidender Bedeutung sind.
Schadstoffe im Detail: Die Problemkandidaten
Der Öko-Test identifizierte verschiedene Problemstoffe in den glutenfreien Produkten:
Arsen in Reisprodukten
Besonders auffällig war das Vorkommen von Arsen, vor allem in Produkten, die Reismehl enthalten. Reis nimmt aus dem Boden natürlicherweise mehr Arsen auf als andere Getreidearten. Arsen gilt als krebserregend und kann sich im Körper anreichern. Während die gesetzlichen Grenzwerte in den getesteten Mehlen eingehalten wurden, stufte Öko-Test den erhöhten Arsengehalt als bedenklich ein, insbesondere bei Mehlen, die als Hauptbestandteil für den täglichen Gebrauch gedacht sind. Betroffen waren hier unter anderem die Bio Helle Mehlmischung von Seitz und das 4-Korn-Mehl von Wertz, die beide wegen des Arsengehalts nur die Note „Gut“ erhielten. Auch im Bio Vollkornbrot von Alnavit wurde Arsen nachgewiesen.
Cadmium: Schwermetall mit Folgen
Ein weiteres Schwermetall, das in einigen Broten gefunden wurde, ist Cadmium. Dieses giftige Metall kann ebenfalls über den Boden in Pflanzen gelangen und sich im Körper, insbesondere in Nieren und Knochen, anreichern. Langfristig kann Cadmium zu Knochenschäden führen. Das Glutenfree Baguette von Schnitzer und das Bio Vollkornbrot von Alnavit zeigten Rückstände dieses Schwermetalls, was zu einer Abwertung führte.

Mineralöl-Rückstände: Ein Verpackungsproblem?
In einigen Broten wurden Rückstände von gesättigten Mineralölen (MOSH) festgestellt. Diese können potenziell krebserregend und erbgutschädigend sein. Sie gelangen häufig über die Verpackung, insbesondere aus Recyclingkarton, oder über Schmieröle von Produktionsmaschinen ins Lebensmittel. Betroffen waren hier das 3 Pauly Teff Bauernbrot, das Gluten Free Reisbrot von Schär und das Vitalbrot mit Sonnenblumenkernen von Hammermühle. Positiv hob Öko-Test hervor, dass in den getesteten Bio-Produkten keine Mineralöl-Rückstände gefunden wurden, was auf sauberere Produktions- oder Verpackungsprozesse hindeuten könnte.
Öko-Test Ergebnisse im Überblick
| Produkt | Marke | Kategorie | Öko-Test Note | Auffälligkeiten |
|---|---|---|---|---|
| Bio-Spirelli | Alnavit | Bio-Nudeln | Sehr gut | Keine |
| 3-Korn Waffeln | Bauckhof | Bio-Backmischung | Sehr gut | Keine |
| Bio Helle Mehlmischung | Seitz | Bio-Mehl | Gut | Erhöhter Arsengehalt |
| 4-Korn-Mehl | Wertz | Bio-Mehl | Gut | Erhöhter Arsengehalt |
| Glutenfree Baguette | Schnitzer | Bio-Brot | Befriedigend | Cadmium-Rückstände |
| Bio Vollkornbrot | Alnavit | Bio-Brot | Ausreichend | Cadmium, Arsen |
| Penne Rigate | Barilla | Nudeln | Sehr gut | Keine |
| Enjoy Free Brot Hell | Aldi Süd | Brot | Sehr gut | Keine |
| Goldähren kernig | Aldi Nord | Brot | Sehr gut | Geringe Pestizidspuren |
| Köllnflocken | Kölln | Haferflocken | Sehr gut | Keine |
| Mix it! Universal Mehl | Schär | Mehl | Sehr gut | Keine |
| Teff Bauernbrot | 3 Pauly | Brot | Nicht separat bewertet (Mineralöl) | Erhöhte Mineralöl-Rückstände |
| Gluten Free Reisbrot | Schär | Brot | Nicht separat bewertet (Mineralöl) | Erhöhte Mineralöl-Rückstände |
| Vitalbrot Sonnenblumenkerne | Hammermühle | Brot | Nicht separat bewertet (Mineralöl) | Erhöhte Mineralöl-Rückstände |
Die Marke Schär: Ein Spezialist stellt sich vor
Wenn es um glutenfreie Lebensmittel geht, ist die Marke Schär einer der bekanntesten und führenden Hersteller weltweit. Schär hat sich ausschließlich auf die Entwicklung und Produktion von glutenfreien Produkten spezialisiert. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis ins Jahr 1922 zurück, aber die Fokussierung auf Glutenfreiheit begann in den 1980er Jahren. Der Ursprung des Unternehmens liegt in Südtirol, Italien. Seit 1981 befindet sich die Unternehmenszentrale in Burgstall bei Meran. Hier, im 2017 neu eröffneten Headquarter, sind die zentralen Funktionen gebündelt, und im angrenzenden Werk werden bekannte Produkte wie das Meisterbäcker Brot hergestellt.
Neben dem Hauptsitz in Burgstall betreibt Dr. Schär weitere spezialisierte Produktionsstandorte in Italien. In Leifers, ebenfalls in SÍdtirol, liegt ein Werk, das sich auf die Herstellung von Brötchen, Wraps, Pizzaböden und Piadina spezialisiert hat. Im Trentino, in Borgo Valsugana, befindet sich ein weiterer wichtiger Standort. Dieses Werk, das 2013 von Dr. Schär übernommen wurde (ehemals Gourmet Italia), konzentriert sich auf tiefgekühlte Fertiggerichte. Es wurde kontinuierlich erweitert, unter anderem um ein Pizza Center (seit 2015) und eine Produktionslinie für Brote und Brötchen (seit 2018). Die Forschung und Entwicklung ist zentral im Dr. Schär R&D Centre in Triest angesiedelt, im AREA Science Park, wo das Unternehmen nach eigenen Angaben ideale Bedingungen für seine Innovationsarbeit findet. Diese geografische Konzentration in Norditalien unterstreicht die italienischen Wurzeln des Unternehmens, auch wenn es global agiert.
Die Spezialisierung auf Glutenfreiheit ermöglicht es Schär, strenge Qualitätsstandards und Prozesse zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen zu implementieren. Viele Produkte von Schär sind nicht nur glutenfrei, sondern berücksichtigen auch weitere Unverträglichkeiten oder Ernährungswünsche. Die Produktpalette umfasst oft Optionen wie laktosefrei, hefefrei, ohne Ei, ohne Soja, vegan, bio, ohne Zuckerzusatz und mehr, was das Unternehmen zu einem umfassenden Anbieter für Menschen mit speziellen Ernährungsbedürfnissen macht.
Schär im Öko-Test: Gemischtes Bild
Wie hat sich Schär im aktuellen Öko-Test geschlagen? Zwei Produkte der Marke wurden geprüft, mit unterschiedlichem Ergebnis. Das Mix it! Universal Mehl von Schär erhielt die Bestnote „Sehr gut“. Öko-Test fand hier keine bedenklichen Inhaltsstoffe. Das Mehl, das vorwiegend aus Reismehl, Kartoffelstärke und Zucker besteht, überzeugte in puncto Reinheit. Für Verbraucher, die ein zuverlässiges Mehl für vielseitige Anwendungen suchen, ist dies eine gute Nachricht.

Weniger positiv fiel das Ergebnis für das Schär Gluten Free Reisbrot aus. Dieses Brot wies erhöhte Mineralöl-Rückstände (MOSH) auf. Wie bereits erwähnt, können diese aus der Verpackung oder den Produktionsmaschinen stammen. Obwohl Schär ein Spezialist für glutenfreie Produkte ist und hohe Standards verspricht, zeigt dieses Ergebnis, dass auch bei etablierten Marken Mängel auftreten können, die nicht direkt mit der Glutenfreiheit, sondern mit anderen Aspekten der Produktion oder Verpackung zusammenhängen. Es ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass Verbraucher die Ergebnisse unabhängiger Tests beachten sollten, selbst bei Marken, denen sie vertrauen.
Worauf beim Kauf glutenfreier Produkte achten?
Die Ergebnisse des Öko-Tests liefern wichtige Anhaltspunkte für den bewussten Einkauf:
- Das Glutenfrei-Siegel: Achten Sie auf das Symbol der durchgestrichenen Ähre. Es garantiert, dass das Produkt den Anforderungen der Glutenfrei-Verordnung entspricht (< 20 ppm Gluten).
- Zusammensetzung: Wer Arsen vermeiden möchte, sollte Produkte meiden, bei denen Reismehl der Hauptbestandteil ist. Eine Vielfalt an glutenfreien Mehlen (Mais, Hirse, Buchweizen, Kartoffel, Tapioka) ist oft vorzuziehen.
- Bio-Qualität: Im Test schnitten Bio-Produkte bei Mineralöl-Rückständen besser ab. Sie bieten oft auch Vorteile bei Pestiziden. Allerdings zeigten auch Bio-Produkte Mängel bei Arsen und Cadmium.
- Unabhängige Tests: Informieren Sie sich über aktuelle Testergebnisse von Öko-Test, Stiftung Warentest oder ähnlichen Organisationen.
- Verpackung: Auch wenn es schwierig ist, direkt am Produkt zu erkennen, kann die Art der Verpackung (z.B. Recyclingkarton) eine Quelle für Mineralöl sein.
Herausforderungen der glutenfreien Produktion
Die Herstellung schmackhafter und gut verarbeitbarer glutenfreier Produkte ist technologisch anspruchsvoll. Gluten ist für die Struktur und Elastizität von Teigen entscheidend. Es bindet Wasser, ermöglicht das Aufgehen und sorgt für eine lockere Krume. Ohne Gluten müssen alternative Rohstoffe diese Funktionen übernehmen. Häufig werden Mischungen aus verschiedenen glutenfreien Mehlen (Reis, Mais, Kartoffel, Tapioka, Hirse, Buchweizen) sowie Bindemittel wie Hydrokolloide (Xanthan, Guarkernmehl) oder Flohsamenschalen eingesetzt, um eine vergleichbare Textur zu erzielen. Die Entwicklung erfolgreicher Rezepturen erfordert viel Forschung und Expertise, wie sie beispielsweise das R&D Centre von Schär betreibt. Zudem ist die strikte Trennung von glutenhaltigen und glutenfreien Produktionslinien unerlässlich, um eine Kreuzkontamination zu verhindern, was spezialisierte Hersteller wie Schär oft besser gewährleisten können als Betriebe, die beides herstellen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Gluten und warum ist es für manche Menschen schädlich?
Gluten ist ein Protein, das in Weizen, Roggen, Gerste und verwandten Getreiden vorkommt. Bei Menschen mit Zöliakie löst Gluten eine Autoimmunreaktion aus, die den Dünndarm schädigt. Dies führt zu Verdauungsproblemen und Nährstoffmängeln.
Welche Probleme wurden im Öko-Test bei glutenfreien Produkten gefunden?
Öko-Test fand in vielen Produkten Rückstände von Schadstoffen wie Arsen (oft in Reisprodukten), Cadmium (ein Schwermetall) und Mineralölen (vermutlich aus Verpackungen oder Maschinen). Auch Pestizidspuren wurden vereinzelt gefunden.
Ist die Marke Schär deutsch?
Nein, die Marke Schär hat ihren Ursprung und Hauptsitz in Südtirol, Italien. Sie ist ein italienisches Unternehmen, das sich auf glutenfreie Lebensmittel spezialisiert hat.

Wo produziert Schär seine Produkte?
Schär betreibt mehrere Produktionsstätten in Italien, unter anderem in Burgstall, Leifers und Borgo Valsugana. Auch das Forschungs- und Entwicklungszentrum befindet sich in Italien (Triest).
Sind alle Schär-Produkte laut Öko-Test bedenkenlos?
Der Öko-Test zeigte gemischte Ergebnisse für Schär. Das Mix it! Universal Mehl erhielt die Note „Sehr gut“ und war frei von bedenklichen Stoffen. Das Gluten Free Reisbrot von Schär wies jedoch erhöhte Mineralöl-Rückstände auf.
Warum enthielten einige Produkte Mineralöl-Rückstände?
Mineralöle können aus der Verpackung (insbesondere Recyclingkarton) oder durch Schmieröle von Produktionsmaschinen auf das Lebensmittel gelangen. Im Test waren vor allem konventionelle Brote betroffen.
Fazit
Die Verfügbarkeit glutenfreier Lebensmittel hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert, was für Betroffene eine große Erleichterung darstellt. Der Öko-Test zeigt jedoch eindrücklich, dass nicht alle Produkte die erwartete Reinheit aufweisen. Schadstoffe wie Arsen, Cadmium und Mineralöle sind in einigen Produkten zu finden und geben Anlass zur Sorge. Verbraucher sollten daher die Zutatenlisten genau prüfen, auf unabhängige Testergebnisse achten und eine Vielfalt an glutenfreien Rohstoffen bevorzugen, um beispielsweise die Aufnahme von Arsen über Reis zu minimieren. Marken wie Schär sind zwar Spezialisten auf dem Gebiet der Glutenfreiheit und bieten viele qualitativ hochwertige Produkte (wie das Mix it! Mehl), sind aber nicht völlig immun gegen Probleme wie die Belastung mit Mineralölen. Der Test unterstreicht die Notwendigkeit für Hersteller, ihre Prozesse und Rohstoffe kontinuierlich zu überprüfen, und für Verbraucher, informierte Entscheidungen zu treffen. Eine glutenfreie Ernährung ist für viele Menschen essenziell, und sie sollten sich auf die Sicherheit und Qualität ihrer Lebensmittel verlassen können.
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