In den späten 1990er Jahren schien es wie Magie: Eine Kamera, die keine Filme benötigte, sondern Bilder auf Disketten speicherte, die sich leicht auf den Computer übertragen ließen. Dies war die Ära der Sony Mavica, einer Kamerareihe, die eine entscheidende Rolle beim Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie spielte und vielen Menschen einen ersten Berührungspunkt mit der digitalen Bildgebung ermöglichte, oft durch die Verwendung des damals allgegenwärtigen Speichermediums: der Diskette.
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Die Wurzeln: Von analogem Video zur digitalen Vision
Die Geschichte der Mavica (kurz für Magnetic Video Camera) begann viel früher. Bereits im August 1981 stellte Sony den Prototyp der Mavica als weltweit erste elektronische Still-Video-Kamera vor. Mit einem Gewicht von 0,79 kg und kompakten Abmessungen (ca. 12,7 x 7,6 x 5 cm) wurde sie als die Zukunft der Fotografie gefeiert. Dieser frühe Prototyp konnte sowohl Standbilder als auch Videos (wenn auch nur mit 10 Bildern pro Sekunde) aufnehmen.

Die Qualität der Bilder war im Vergleich zu Filmkameras noch bescheiden. Es handelte sich nicht um eine rein digitale Kamera im modernen Sinne, sondern sie erzeugte ein analoges Videosignal mit einer Auflösung von 570 × 490 Pixeln. Die Bilder wurden auf magnetischen Medien namens Mavipak 2.0" Disks gespeichert, die später als Video Floppies (VF) bekannt wurden. Jede dieser Disketten konnte beeindruckende 50 Standbilder speichern.
Anfangs konnten diese Bilder nicht einfach ausgedruckt werden. Sie konnten stattdessen auf einem Fernseher mit einer speziellen Wiedergabeeinheit betrachtet werden. Trotz der geringeren Bildqualität im Vergleich zum Film war das Interesse, insbesondere in den Medien, sehr hoch. Fachleute in Nachrichten und Rundfunk erkannten, dass selbst diese frühe Kamera gut mit ihren bestehenden Computer- und Telekommunikationsgeräten zusammenarbeiten würde.
Um die Bilder doch auf Papier zu bringen, veröffentlichte Sony den Mavigraph, einen Thermodrucker, der CMYK-Drucke auf Thermopapier erzeugte. Ein Bild zu drucken, dauerte allerdings etwa fünf Minuten.
Der Plan war, die Kamera zunächst in Japan zu veröffentlichen, mit einem geplanten Preis von umgerechnet 646 US-Dollar. Die wiederverwendbaren Disketten sollten 2,60 US-Dollar pro Stück kosten, und das Gerät zur Verbindung mit dem Fernseher etwa 215 US-Dollar.
Die anfängliche Begeisterung führte jedoch nicht zu einem sofortigen Markterfolg. Die geplante Veröffentlichung Ende 1982 verzögerte sich bis weit ins Jahr 1983. Der Hauptgrund war die Bildqualität, die deutlich hinter 35-mm-Film zurückblieb und sogar schlechter war als die eines Fernsehbildes, was die Attraktivität für den Massenmarkt einschränkte. Analysten vermuteten, dass die Ankündigung eher dazu diente, Sonys Image als Innovator zu stärken, während das Unternehmen auf technologische Fortschritte wartete.
In der Zwischenzeit holten andere Unternehmen auf. Canon testete bereits 1984 elektronische Kameras, und bis 1987 zeigten auch Minolta, Konica, Casio und Kodak eigene Still-Video-Kamerasysteme. Casios VS-101 war mit weniger als 1.000 US-Dollar damals die erschwinglichste Option.
Sony reagierte mit der Promotion einer ProMavica, die sich an zahlungskräftige Early Adopter richtete und mit Preisen um die 4.000 US-Dollar für die Kamera und unter 3.000 US-Dollar für den Rekorder weit vom ursprünglichen Traum einer kleinen, erschwinglichen Mavica entfernt war.

Der Durchbruch: Digitale Mavicas mit 3,5-Zoll-Disketten (Die FD-Serie )
Erst 1989 kam mit der Sony Mavica MVC-C1 ein Modell auf den Markt, das dem ursprünglichen Versprechen näherkam. Sie wog 0,68 kg und ähnelte in ihrer horizontalen Form einem Fernglas. Der Preis lag bei etwa 1.000 US-Dollar. Die Bildqualität war auf einem Bildschirm oder auf Videoband beeindruckend. Fotografen begannen, die Bilder über Videodigitalisierer in Computer einzuscannen und dann auszudrucken. Die Zukunft wurde greifbar.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Heimcomputern Mitte der neunziger Jahre wurden die Mavica und andere Digitalkameras auch für Amateure attraktiver. Die Preise sanken, die technischen Spezifikationen verbesserten sich, und die Kameras ähnelten zunehmend herkömmlichen Kameras.
Der entscheidende Schritt für den Massenmarkt kam mit der Einführung der digitalen Mavica Kameras, insbesondere der
Sony entschied sich für die
Das Design der frühen digitalen Mavicas war stark von der Notwendigkeit geprägt, ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk zu integrieren. Die Kameras waren daher eher schwer und von quadratischer Form, da sie buchstäblich um das Laufwerk herum gebaut wurden.
Neben der Speicherung auf Diskette boten die digitalen Mavicas weitere praktische Funktionen. Sie nutzten eine leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterie, die auch in vielen späteren Mavica-Modellen und sogar einigen Digitalkameras anderer Hersteller (wie Fuji) verwendet wurde. Sie verfügten über einen großen 2,5-Zoll-TFT-Bildschirm mit Helligkeitsregelung, VGA-Auflösung, Belichtungsautomatik und einen eingebauten Blitz.
Modelle im Detail: FD5, FD7 und FD91
Die ersten digitalen Mavicas, FD5 und FD7, legten den Grundstein. Der Hauptunterschied zwischen der FD5 und der FD7 war das Objektiv. Die FD5 hatte ein Objektiv mit fester Brennweite (Fixed Focus), während die FD7 über ein 10x Zoomobjektiv mit eingebautem Autofokus verfügte. Dies machte die FD7 vielseitiger für verschiedene Aufnahmesituationen.
Das Speichern eines Bildes auf der Diskette dauerte bei diesen frühen Modellen etwa 10 Sekunden, das Lesen etwa 5 Sekunden – keine Geschwindigkeitswunder, aber für die damalige Zeit akzeptabel.

Ein weiteres wichtiges Modell war die MVC-FD91, die 1998 als Spitzenmodell der zweiten Generation digitaler Mavicas (zusammen mit FD71 und FD81) erschien. Sie zeichnete sich durch einen bemerkenswerten 14x optischen Zoom aus (entspricht ca. 37–518 mm bei 35 mm) und bot eine maximale Auflösung von 1024×768 Pixeln. Obwohl ihre Bildqualität im Vergleich zu einigen Konkurrenten von 1998 bereits hinterherhinkte und das Design eher unhandlich war, machte sie ihr starker Zoom und die Speicherung auf Diskette zu einem interessanten Gerät, das heute oft als Kuriosität gilt.
Die Kapazität einer standardmäßigen 1,44 MB 3,5-Zoll-Diskette limitierte die Anzahl der Bilder, die gespeichert werden konnten. Bei maximaler Auflösung und höchster Qualitätseinstellung passten nur etwa acht Bilder auf eine Diskette. Dies machte den häufigen Wechsel von Disketten erforderlich, insbesondere bei längeren Fotosessions.
Vergleich wichtiger Digitaler Mavica Modelle (FD-Serie)
Modell | Einführung (ca.) | Zoom | Fokus | Max. Auflösung | Speichermedium |
---|---|---|---|---|---|
MVC-FD5 | Angekündigt mit FD7, vermarktet ab ca. 1997 | Kein Zoom (feste Brennweite) | Festfokus | VGA (640x480) | 3,5" Diskette (ca. 8 Bilder/Diskette) |
MVC-FD7 | Angekündigt mit FD5, vermarktet ab ca. 1997 | 10x optisch | Autofokus | VGA (640x480) | 3,5" Diskette (ca. 8 Bilder/Diskette) |
MVC-FD91 | 1998 | 14x optisch | Autofokus | 1024x768 | 3,5" Diskette (ca. 8 Bilder/Diskette bei max. Qual.) |
Evolution der Speichermedien: Von Diskette zu CD und Memory Stick
Mit fortschreitender Technologie und steigenden Anforderungen an Auflösung und Speicherkapazität stieß die Diskette schnell an ihre Grenzen. Zwar entwickelten sich die Mavica-Kameras weiter, fügten größere LCD-Bildschirme und höhere Auflösungen hinzu, doch das Speichermedium musste mithalten.
Spätere Mavica-Modelle der FD-Serie begannen, Memory Sticks zu unterstützen, zunächst über einen Adapter und später mit einem dedizierten Steckplatz. Der wohl größte Sprung erfolgte im Jahr 2000, als Sony die
Die MVC-CD1000 verfügte über einen 10x optischen Zoom und konnte auf CD-R-Discs schreiben. Sie hatte auch eine USB-Schnittstelle, um Bilder von nicht finalisierten CDs zu lesen. Spätere Modelle wurden kompakter, behielten aber die Fähigkeit, auf CD zu schreiben. Einige Versionen kombinierten sogar SLR-Komponenten mit austauschbaren Objektiven.
Das Ende einer Ära und das bleibende Erbe
Leider für Sony und die Mavica-Reihe wurde der Markt für Digitalkameras in den 2000er Jahren zunehmend umkämpft. Viele andere Unternehmen traten in das Geschäft ein und konzentrierten sich auf preisgünstigere Point-and-Shoot-Kameras, die oft ebenso gut oder besser als die Mavica-Modelle waren.
Die Notwendigkeit, ein relativ großes Disketten- oder CD-Laufwerk zu integrieren, machte die Mavicas im Vergleich zu Kameras, die kleinere Speicherkarten nutzten, sperriger und potenziell teurer in der Herstellung, obwohl das Medium selbst günstig war. Es machte einfach weniger Sinn, die Produktion der Mavica-Serie fortzusetzen.
Kurz darauf revolutionierten mobile Kamerahandys den Markt erneut und veränderten die Fotografie dramatisch. Die Ära der dedizierten Digitalkameras begann zu schwinden, und mit ihr die der Mavica.

Trotz ihres Endes hinterließ die Sony Mavica ein bedeutendes Erbe. Insbesondere die digitalen Mavicas mit Disketten (FD-Serie) und später mit CD (CD-Serie) waren Pioniere im Massenmarkt für Digitalkameras. Sie zeigten Millionen von Menschen, wie einfach es sein konnte, Bilder aufzunehmen, anzusehen und auf den Computer zu übertragen, und trugen maßgeblich dazu bei, die
Häufig gestellte Fragen zur Sony Mavica
Was war das Besondere an der Sony Mavica?
Das Besondere an der Sony Mavica war ihre Verwendung von leicht zugänglichen, herausnehmbaren Speichermedien, zunächst Video Floppies und später standardmäßige 3,5-Zoll-Computerdisketten oder 8-cm-CDs, um Bilder zu speichern. Dies ermöglichte eine einfache Übertragung der Bilder auf Computer.
Warum hat die Mavica Disketten verwendet?
Sony wählte 3,5-Zoll-Disketten für die digitalen Mavicas (FD-Serie), weil sie zu dieser Zeit ein sehr kostengünstiges und weit verbreitetes Speichermedium waren. Die meisten PC-Benutzer hatten bereits ein Diskettenlaufwerk, was den Transfer von Bildern ohne zusätzliche Hardware vereinfachte.
Wann kamen die ersten digitalen Mavicas (FD5/FD7) heraus?
Die Modelle MVC-FD5 und MVC-FD7 wurden zusammen als die ersten digitalen Mavicas angekündigt und wurden ab etwa 1997 breit vermarktet.
Was war der Unterschied zwischen FD5 und FD7?
Der Hauptunterschied bestand im Objektiv. Die MVC-FD5 hatte ein Objektiv mit fester Brennweite (Festfokus), während die MVC-FD7 ein 10x Zoomobjektiv mit eingebauter Autofokus-Funktion besaß.
Wann kam die Mavica FD91 heraus?
Die Sony Mavica MVC-FD91 wurde 1998 eingeführt und war das Spitzenmodell der zweiten Generation digitaler Mavicas.
Hat Sony aufgehört, Disketten herzustellen?
Die bereitgestellten Informationen beschreiben den allgemeinen Rückgang der Verwendung von Disketten zugunsten kleinerer Medien wie 3,5-Zoll-Disketten (die dann selbst ab den späten 1980ern/frühen 1990ern von anderen Medien überholt wurden) und später CDs und Speicherkarten. Es gibt jedoch keine spezifische Angabe darüber, wann genau Sony die Herstellung von Disketten eingestellt hat.
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