Was ist ein OIS?

OIS vs. EIS: Welches System ist besser?

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In der Welt der Fotografie und Videografie ist kaum etwas frustrierender als eine großartige Aufnahme, die durch unerwünschtes Verwackeln ruiniert wird. Ob es das leichte Zittern der Hand, die Bewegung während des Gehens oder einfach nur eine längere Belichtungszeit bei schwachem Licht ist – Kamerabewegungen können die Schärfe und Klarheit eines Bildes erheblich beeinträchtigen. Glücklicherweise haben moderne Kameras und Smartphones Technologien entwickelt, um diesem Problem entgegenzuwirken: die Bildstabilisierung. Die zwei prominentesten Methoden sind die Optische Bildstabilisierung (OIS) und die Elektronische Bildstabilisierung (EIS). Beide verfolgen das Ziel, Ihre Aufnahmen ruhig zu halten, arbeiten aber auf grundlegend unterschiedliche Weise. Dieser Artikel taucht tief in die Funktionsweise, Vor- und Nachteile von OIS und EIS ein, um Ihnen zu helfen, zu verstehen, welche Technologie wann am besten geeignet ist.

Was ist besser, EIS oder OIS?
Was ist also besser? Das hängt von Ihren Anforderungen ab. Wenn Sie bei schwachem Licht filmen oder die höchstmögliche Bildqualität benötigen, ist OIS möglicherweise die richtige Wahl . Wenn Sie jedoch eine kostengünstige, vielseitige Lösung suchen, die einfach zu bedienen ist und in den meisten Situationen gut funktioniert, ist eine EIS-Kamera kaum zu schlagen.

Die Notwendigkeit der Bildstabilisierung wird umso größer, je länger die Brennweite eines Objektivs ist oder je länger die Belichtungszeit gewählt wird. Bei Teleobjektiven verstärkt sich selbst das kleinste Zittern der Hand enorm. Bei Aufnahmen in Innenräumen oder bei Dämmerung müssen oft längere Belichtungszeiten verwendet werden, um genügend Licht einzufangen, was die Anfälligkeit für Verwacklungen erhöht. Hier kommen OIS und EIS ins Spiel, um die negativen Auswirkungen dieser Bewegungen zu minimieren.

Was ist Optische Bildstabilisierung (OIS)?

Die Optische Bildstabilisierung, kurz OIS, ist eine Hardware-basierte Methode zur Kompensation von Kamerabewegungen. Sie arbeitet, indem sie physische Komponenten innerhalb des Kamerasystems bewegt, um die erfasste Bewegung auszugleichen, bevor das Licht auf den Sensor trifft.

Wie funktioniert OIS?

Das Kernstück der OIS sind kleine Gyroskopsensoren, die winzige Bewegungen und Vibrationen der Kamera in Echtzeit erkennen. Diese Sensoren können die Richtung und Stärke des Verwackelns – typischerweise Neigung (Pitch) und Gieren (Yaw) sowie in fortgeschrittenen Systemen auch Verschiebung (Shift) auf X- und Y-Achse und Rotation (Roll) – messen. Basierend auf diesen Messungen sendet ein Prozessor Signale an kleine Motoren, die entweder ein Linsenelement innerhalb des Objektivs oder den gesamten Bildsensor selbst bewegen. Diese Bewegung erfolgt präzise und blitzschnell in die entgegengesetzte Richtung der Kamerabewegung. Das Ergebnis ist, dass das Licht, das auf den Sensor fällt, stabilisiert wird, was zu einem schärferen Bild führt.

Man unterscheidet hauptsächlich zwei Arten von OIS:

  • Linsenbasierte OIS: Hier wird eine spezielle Linsengruppe innerhalb des Objektivs bewegt. Dies ist bei Wechselobjektivkameras und hochwertigen Kompaktkameras verbreitet. Der Vorteil ist, dass die Stabilisierung speziell für das jeweilige Objektiv optimiert werden kann.
  • Sensorbasierte OIS (IBIS - In-Body Image Stabilization): Hier wird der Bildsensor selbst bewegt. Dies ist in vielen spiegellosen Kameras und einigen DSLRs zu finden. Der Vorteil ist, dass die Stabilisierung mit jedem angebrachten Objektiv funktioniert (obwohl die Effektivität je nach Objektiv variieren kann) und oft auch Rotationsbewegungen (Roll) stabilisieren kann. Moderne IBIS-Systeme bieten oft 5-Achsen-Stabilisierung.

Vorteile von OIS

  • Effektivität bei geringem Licht: OIS ist besonders nützlich bei schlechten Lichtverhältnissen, da es längere Belichtungszeiten ohne Stativ ermöglicht. Dies reduziert die Notwendigkeit, die ISO-Empfindlichkeit zu erhöhen, was wiederum Bildrauschen minimiert.
  • Kein oder minimaler Bildzuschnitt: Da OIS die Bewegung optisch korrigiert, bevor das Bild aufgezeichnet wird, gibt es in der Regel keinen oder nur einen sehr geringen Beschnitt des Bildfeldes. Sie erhalten die volle Auflösung und den vollen Bildwinkel Ihres Objektivs.
  • Vorschau im Sucher/Display: Bei vielen Kamerasystemen mit OIS (insbesondere bei sensorbasierter Stabilisierung) sehen Sie bereits im Sucher oder auf dem Display ein stabilisiertes Bild, was die Bildkomposition erleichtert.
  • Potenziell höhere Bildqualität: Indem OIS schärfere Bilder bei längeren Belichtungszeiten ermöglicht, trägt es direkt zur Verbesserung der wahrgenommenen Bildqualität bei, insbesondere bei Freihandaufnahmen.

Nachteile von OIS

  • Hardware-abhängig: OIS erfordert spezielle, bewegliche Komponenten, was die Geräte komplexer, größer und teurer macht.
  • Weniger effektiv bei schnellen, großen Bewegungen: Bei sehr schnellen oder ruckartigen Bewegungen kann OIS an seine Grenzen stoßen.
  • Stromverbrauch: Die beweglichen Teile und Sensoren benötigen Energie, was den Akkuverbrauch erhöhen kann.
  • Kann bei Stativnutzung Probleme verursachen: Wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist, sollte OIS in der Regel deaktiviert werden, da die Stabilisierung versuchen könnte, nicht vorhandene Bewegungen zu korrigieren, was zu Unschärfe führen kann.

Was ist Elektronische Bildstabilisierung (EIS)?

Die Elektronische Bildstabilisierung, kurz EIS, ist eine Software-basierte Methode. Sie analysiert das aufgenommene Bildmaterial *nach* der Aufnahme durch den Sensor und korrigiert Verwacklungen digital.

Wie funktioniert EIS?

EIS nutzt die Bilddaten selbst zur Stabilisierung. Der Sensor nimmt einen größeren Bereich auf, als das endgültige Bild oder Video tatsächlich zeigt. Die Software analysiert dann von Frame zu Frame die Bewegung des Bildinhalts (z. B. anhand von markanten Punkten oder Mustern). Wenn eine Bewegung erkannt wird, verschiebt die Software den sichtbaren Bildausschnitt innerhalb des größeren, vom Sensor erfassten Bereichs in die entgegengesetzte Richtung, um die Bewegung zu kompensieren. Man kann sich das wie einen virtuellen Rahmen vorstellen, der sich auf dem Sensorbild bewegt, um ein stabiles Endbild zu erzeugen.

Vorteile von EIS

  • Kostengünstiger und einfacher zu implementieren: Da EIS hauptsächlich auf Software basiert, erfordert es keine komplexen oder teuren beweglichen Hardwarekomponenten. Dies macht es ideal für Smartphones und kostengünstigere Kameras.
  • Vielseitigkeit: EIS kann leicht in fast jedes digitale Gerät mit Kamera integriert werden.
  • Sehr effektiv für Video: EIS kann bei Videoaufnahmen sehr flüssige Ergebnisse liefern, insbesondere bei gleichmäßigen Bewegungen wie Schwenks oder beim Gehen (oft in Kombination mit Rollender Verschluss-Korrektur).
  • Keine zusätzlichen physischen Komponenten: EIS fügt dem Gerät kein Gewicht oder keine Größe hinzu, da es rein digital arbeitet.

Nachteile von EIS

  • Bildzuschnitt (Crop): EIS erfordert immer einen Bildzuschnitt, da ein Teil des Sensorbereichs als Puffer für die digitalen Verschiebungen benötigt wird. Dies reduziert den Bildwinkel und kann die effektive Auflösung verringern.
  • Reduzierung der Bildqualität: Die digitale Verarbeitung kann theoretisch zu einem geringfügigen Verlust an Schärfe oder Detail führen, insbesondere am Rand des sichtbaren Bildausschnitts.
  • Weniger effektiv für Standbilder: EIS ist in erster Linie für Video konzipiert. Obwohl einige Implementierungen auch bei Standbildern helfen können, ist OIS hier oft überlegen, besonders bei sehr langen Belichtungszeiten.
  • Artefakte: Unter bestimmten Umständen (z. B. bei schnellen, ruckartigen Bewegungen oder in Kombination mit dem Rolling-Shutter-Effekt vieler Sensoren) kann EIS unnatürliche Verzerrungen oder den sogenannten „Wobble“- oder „Jello“-Effekt erzeugen, bei dem das Bild gummiartig oder wellenförmig erscheint.
  • Abhängigkeit von Rechenleistung: Die Effektivität von EIS hängt stark von der Leistungsfähigkeit des Prozessors und der Qualität des Algorithmus ab.

OIS vs. EIS: Ein Vergleich

Um die Unterschiede zwischen OIS und EIS deutlicher zu machen, werfen wir einen Blick auf einen direkten Vergleich:

MerkmalOptische Bildstabilisierung (OIS)Elektronische Bildstabilisierung (EIS)
FunktionsweiseHardware-basiert (bewegt Linsen oder Sensor)Software-basiert (verschiebt Bildausschnitt digital)
Effektivität (Standbilder)Sehr effektiv, besonders bei geringem Licht / langen BelichtungszeitenWeniger effektiv als OIS, primär für Video
Effektivität (Video)Gut, aber kann bei schnellen Bewegungen oder Jello-Effekt anfällig seinSehr effektiv für flüssige Bewegungen (Gehen, Schwenken), kann aber Artefakte erzeugen
BildqualitätBehält die volle optische Qualität, ermöglicht schärfere Bilder bei wenig LichtKann durch Zuschnitt und digitale Verarbeitung leicht reduziert werden
Bildwinkel / CropKein oder minimaler ZuschnittImmer ein deutlicher Zuschnitt
Kosten & KomplexitätTeurer, erfordert spezielle HardwareGünstiger, basiert auf Software
Größe & GewichtKann Gerät größer/schwerer machenKeine Auswirkungen auf Größe/Gewicht
StromverbrauchVerbraucht mehr Strom durch bewegliche TeileVerbraucht Rechenleistung, Energiebedarf kann variieren
ArtefakteSelten, evtl. leichter Jello-Effekt bei VideoKann Jello-Effekt, Wobble oder Verzerrungen verursachen
AnwendungHigh-End-Kameras, Objektive, einige SmartphonesSmartphones, Action-Kameras, Drohnen, Webcams, einige Digitalkameras

Hybride Stabilisierung: Das Beste aus beiden Welten?

Viele moderne Geräte, insbesondere Smartphones und einige spiegellose Kameras, verwenden eine Kombination aus OIS und EIS, oft als „Hybride Stabilisierung“ bezeichnet. Diese Systeme nutzen die Stärken beider Technologien, um eine maximale Stabilisierungsleistung zu erzielen.

Dabei kann OIS die größeren, langsameren Bewegungen auf Hardware-Ebene korrigieren, während EIS die verbleibenden feineren Vibrationen digital glättet. Insbesondere bei Videoaufnahmen kann diese Kombination zu sehr beeindruckend stabilen und flüssigen Ergebnissen führen, die mit einer einzelnen Technologie allein schwer zu erreichen wären. Der Hybrid-Ansatz versucht, den Crop von EIS zu minimieren, indem OIS die Hauptarbeit leistet, und gleichzeitig die digitale Glätte von EIS für Video zu nutzen.

Fazit: Welche Technologie ist die richtige für Sie?

Die Frage, ob OIS oder EIS besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Wie das anfängliche Zitat andeutet: Es hängt stark von Ihren spezifischen Anforderungen und Prioritäten ab.

Wenn Ihre Hauptanwendung die Fotografie bei geringem Licht ist, Sie Wert auf höchste Bildqualität legen und bereit sind, dafür mehr auszugeben (und potenziell ein etwas größeres Gerät in Kauf zu nehmen), dann ist OIS in der Regel die überlegene Wahl. Es ermöglicht Ihnen, schärfere Fotos mit längeren Belichtungszeiten ohne Stativ aufzunehmen und bewahrt den vollen Bildwinkel und die Auflösung.

Wenn Ihr Fokus jedoch auf Videoaufnahmen liegt (insbesondere Freihand, beim Gehen oder Vlogging), Sie eine kostengünstige und vielseitige Lösung suchen, die in vielen Situationen gut funktioniert und wenig zusätzlichen Platz benötigt, dann ist EIS (oft in Kombination mit Software-Verbesserungen) eine ausgezeichnete Option. Es liefert oft beeindruckend flüssige Videoergebnisse, auch wenn dies mit einem gewissen Bildzuschnitt einhergeht.

Für viele Nutzer bietet die Hybride Stabilisierung, die die Vorteile von OIS und EIS kombiniert, die beste Leistung. Sie ist in der Lage, sowohl Fotos als auch Videos effektiv zu stabilisieren und die Schwächen der einzelnen Technologien auszugleichen. Wenn Sie ein Gerät mit Hybrid-Stabilisierung finden, könnte dies die ideale Allround-Lösung sein.

Letztendlich hängt die Entscheidung davon ab, was Sie am meisten fotografieren oder filmen und welches Budget Sie haben. Beide Technologien haben die Art und Weise, wie wir Bilder aufnehmen, revolutioniert und ermöglichen schärfere und stabilere Ergebnisse als je zuvor.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Reduziert EIS die Auflösung meiner Bilder oder Videos?
Ja, da EIS einen Teil des Sensorbereichs als Puffer verwendet und das Bild digital zuschneidet, ist die effektive Auflösung des endgültigen Bildes oder Videos geringer als die maximale Auflösung des Sensors. Auch der Bildwinkel wird kleiner.

Ist OIS bei Stativaufnahmen nützlich?
Normalerweise nicht. Wenn die Kamera auf einem stabilen Stativ montiert ist, gibt es keine oder nur minimale Bewegungen, die korrigiert werden müssten. OIS sollte in diesem Fall oft deaktiviert werden, da es sonst versuchen könnte, nicht vorhandene Bewegungen auszugleichen, was paradoxerweise zu Unschärfe führen kann.

Kann ich OIS und EIS gleichzeitig verwenden?
Ja, in Systemen mit Hybrider Stabilisierung werden beide Technologien kombiniert, um die bestmögliche Stabilisierung zu erzielen.

Welche Stabilisierung ist besser für Teleobjektive?
Bei langen Brennweiten ist selbst das kleinste Zittern stark vergrößert. OIS (oft linsenbasiert bei Teleobjektiven oder sensorbasiert bei IBIS) ist hier in der Regel unerlässlich und effektiver als EIS, da es die optische Achse stabilisiert, bevor das Bild digital verarbeitet wird.

Verbraucht OIS mehr Akku als EIS?
OIS verwendet bewegliche mechanische Teile, die Strom benötigen. EIS benötigt Rechenleistung. Der tatsächliche Energieverbrauch kann je nach Implementierung variieren, aber OIS hat oft einen spürbareren Einfluss auf die Akkulaufzeit, wenn es aktiv ist.

Kann EIS den Rolling-Shutter-Effekt korrigieren?
EIS-Algorithmen können oft versuchen, den Rolling-Shutter-Effekt zu minimieren, indem sie die digitale Verschiebung des Bildausschnitts Frame für Frame anpassen. Dies ist eine wichtige Funktion für flüssige Videoaufnahmen, kann aber unter ungünstigen Bedingungen auch zu Verzerrungen führen.

Funktioniert OIS auch bei Video?
Ja, OIS funktioniert sowohl für Fotos als auch für Videos. Es ist besonders nützlich, um das grundsätzliche Verwackeln zu reduzieren, was bei Video zu einem ruhigeren Bild führt.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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