Die Romantik war eine Epoche tiefgreifender Umbrüche. Sie war eine Reaktion auf die rasanten gesellschaftlichen, politischen und technologischen Veränderungen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, geprägt von Ereignissen wie der Französischen Revolution, den Koalitionskriegen und der beginnenden Industrialisierung. Während sich die Welt um die Menschen herum beschleunigte und veränderte, suchten Künstler, Dichter und Musiker der Romantik Zuflucht in der Natur, im Traum, in der Fantasie und im Inneren des Individuums. Sie idealisierten das Mittelalter und setzten der zunehmenden Technisierung ein starkes Gefühl für Subjektivität, Emotionen und Sehnsucht entgegen. Doch wie jede Epoche erreichte auch die Romantik einen Punkt, an dem neue Ideen und Stile aufkamen, die sie ablösten oder veränderten. Die Frage, die sich stellt, ist: Welche Ära oder welcher Stil folgte auf diese gefühlsbetonte und oft weltflüchtige Periode?
Die direkte Antwort auf die Frage, was nach der Romantik kam, ist nicht so einfach wie die Nennung einer einzelnen, klar abgegrenzten Epoche. Vielmehr handelt es sich um eine Übergangsphase, die von verschiedenen Strömungen und Entwicklungen geprägt war. Eine dieser Entwicklungen, die sich direkt an die Romantik anschloss und ihre Einflüsse weitertrug, war die Postromantik.

Das Zeitalter des Postromantik
Postromantik bezieht sich auf eine Reihe kultureller Bestrebungen und Haltungen, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auf die Periode der Romantik folgten. Es handelt sich nicht immer um eine völlig neue Richtung, sondern oft um eine Weiterentwicklung, Intensivierung oder auch eine Art Nachhall romantischer Themen und Formen, die jedoch bereits Elemente zukünftiger Stilrichtungen aufnehmen.
Diese Übergangszeit war gekennzeichnet durch eine Vielfalt, die es schwierig macht, sie unter einem einzigen Begriff zu fassen. Während die Romantik oft von einer gewissen Einheitlichkeit in ihren zentralen Motiven und Idealen geprägt war, zeigten die nachfolgenden Perioden eine zunehmende Diversifizierung der Ausdrucksformen in Kunst, Musik und Literatur.
Postromantik in der Musik
In der Musik bezieht sich die Postromantik speziell auf Komponisten, die klassische Sinfonien, Opern und Lieder in einem Übergangsstil schrieben. Dieser Stil stellte eine Mischung aus spätromantischen und frühmodernen musikalischen Sprachen dar. Es war eine Zeit, in der die emotionalen und expressiven Mittel der Romantik oft noch verstärkt wurden, gleichzeitig aber auch neue harmonische Wege beschritten und traditionelle Formen neu interpretiert wurden.
Postromantische Komponisten schufen Musik, die traditionelle Formen verwendete, diese aber mit fortgeschrittener Harmonik kombinierte. Dies führte zu Klängen, die für das damalige Publikum oft neu und herausfordernd waren, aber dennoch auf dem Fundament der romantischen Musiksprache aufbauten. Ein Beispiel ist die Mystik von La Jeune France, die eher als postromantisch denn als neoromantisch beschrieben wurde. Kaikhosru Shapurji Sorabji schuf postromantische Nocturnes, die eine unkonventionelle harmonische Sprache nutzten. Auch Béla Bartók kann in bestimmten Werken, wie zum Beispiel in seinen von Strauss beeinflussten Stücken wie „Herzog Blaubarts Burg“, als Komponist beschrieben werden, der Dissonanzen (wie Intervalle wie Quarten und Septimen) in traditionellen Musikformen für postromantische Ausdruckszwecke verwendete, nicht nur als reiner Appell an die ursprüngliche Kunst des Klangs. Dies zeigt, wie die Postromantik bestehende musikalische Mittel aufgriff und sie durch erweiterte Harmonik und oft eine Intensivierung des Ausdrucks weiterentwickelte, bevor die Musik in vollständig moderne, teils atonale oder experimentelle Richtungen abbog.
Postromantik in der Dichtung
Die Periode der Postromantik in der Dichtung wird als Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts definiert. Sie schließt jedoch auch deutlich frühere Dichtung von Letitia Elizabeth Landon und Tennyson mit ein. Dies deutet darauf hin, dass die Übergänge fließend waren und Elemente der Postromantik bereits in Werken auftauchen konnten, die noch oft der späten Romantik zugeordnet werden. In der Dichtung könnte sich die Postromantik in einer Fortsetzung romantischer Themen wie Natur, Gefühl und Subjektivität äußern, diese jedoch möglicherweise mit einer kritischeren Distanz, einer komplexeren Sprache oder der Einbeziehung realistischerer Elemente verband. Es war eine Zeit, in der die idealisierte Welt der Romantik hinterfragt wurde oder die Ausdrucksmittel verfeinert und individualisiert wurden.
Andere Entwicklungen: Realismus und Moderne
Während die Postromantik die Einflüsse der Romantik aufgriff und weiterentwickelte, entstanden parallel oder kurz danach andere bedeutende Strömungen, die sich teils bewusst von der Romantik abgrenzten. In der Kunst folgte auf die Romantik (oft datiert von 1800–1850) die Periode des Realismus (oft datiert von 1850–1900 oder 1940er Jahre). Der Realismus war eine künstlerische Bewegung, die versuchte, ihre Subjekte wahrheitsgetreu und genau darzustellen. Diese Bewegung war eine Reaktion gegen die Romantik und die Industrielle Revolution und konzentrierte sich auf das Alltagsleben, auch auf die unangenehmen Seiten des Lebens. Während die Romantik oft das Idealisierte suchte, wandte sich der Realismus dem Unverklärten und Gegenwärtigen zu.
In der Musik, die oft in die Epochen Renaissance, Barock, Klassik und Romantik unterteilt wird, folgt auf die Romantik (oft datiert 1830–1914) die „Neue Musik“ des 20. und 21. Jahrhunderts. Diese Neue Musik umfasst eine Vielzahl von Kompositionsstilen, die gleichzeitig oder nacheinander existieren. Darunter fallen Strömungen wie Impressionismus, Expressionismus, Zwölftonmusik, Neoklassizismus, Elektronische Musik sowie später Jazz, Rockmusikstile und Schlager/Popmusik. Viele dieser Stile, insbesondere der Impressionismus und Expressionismus, können als direkte Nachfolger oder Gegenbewegungen zur Spätromantik und Postromantik betrachtet werden. Der Impressionismus in der Musik (ähnlich wie in der Malerei) löste sich von den strengen Formen und der überbordenden Emotionalität der Romantik und suchte nach neuen Klängen, Farben und Stimmungen. Der Expressionismus hingegen verstärkte die emotionale Intensität, brach aber radikal mit traditionellen Harmonien und Formen, um innere Zustände auszudrücken – eine extreme Fortführung des romantischen Drangs nach subjektivem Ausdruck, die jedoch die traditionellen Mittel verließ.
Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Epochen und Bewegungen oft überlappen und sich gegenseitig beeinflussen. Die Grenzen sind fließend, und Künstler arbeiteten oft in Übergangsstilen oder entwickelten sich im Laufe ihres Lebens von einer Strömung zur nächsten. Die Postromantik kann somit als eine Brücke betrachtet werden, die die üppige Welt der Romantik mit den vielfältigen und oft experimentellen Wegen der Moderne verband.

Der historische Kontext der Romantik
Um den Übergang nach der Romantik vollständig zu verstehen, ist es hilfreich, sich kurz an den historischen Kontext zu erinnern, aus dem die Romantik selbst entstand. Die Epoche der Romantik entwickelte sich vor dem Hintergrund tiefgreifender gesellschaftlicher und politischer Umbrüche in ganz Europa sowie zahlreicher technischer und wissenschaftlicher Neuerungen. Die Französische Revolution 1789 und die anschließenden Kriege unter Napoleon führten zu gravierenden Veränderungen und einem neuen Selbstbewusstsein des Bürgertums. Forderungen nach Mitspracherecht und Demokratie wuchsen. Die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806 zog Reformen nach sich, wie die Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit. Doch der Wiener Kongress 1815 versuchte, die alte Ordnung wiederherzustellen, was zur Aufhebung vieler demokratischer Rechte führte. Gleichzeitig ließ die Industrialisierung die Städte wachsen, verursachte Landflucht und schuf eine neue Arbeiterklasse, die in oft unwirtlichen Ballungszentren lebte. Die Unterschiede zwischen den Schichten nahmen zu, und der Mensch entfernte sich von der Natur. Technische Erfindungen wie die Webmaschine und die Eisenbahn veränderten Arbeitsweisen und schufen eine Leistungsgesellschaft mit mehr Arbeit und weniger Freizeit. Vor diesem Hintergrund übten die Romantiker Kritik an der zunehmenden Technisierung und der Entfremdung. Sie empfanden die Umwelt und die Städte als feindselig und schufen Traumwelten, besannen sich auf die Natur und idealisierten das Mittelalter. Das Menschenbild der Romantik betonte das Individuum, seine Gefühle, Sehnsucht, Freiheit, Emotionen und Fantasie – oft als Rückzug ins Innere als Reaktion auf die äußere Welt. Die nachfolgenden Epochen reagierten auf diese romantische Weltanschauung auf unterschiedliche Weise: Der Realismus konfrontierte sich direkt mit der äußeren Welt, während die frühe Moderne neue Wege des Ausdrucks jenseits der romantischen Gefühlswelt suchte oder diese auf radikale Weise steigerte.
Vergleich: Romantik und die Zeit danach
Merkmal | Romantik (ca. 1800-1850/1914) | Postromantik (spätes 19. / frühes 20. Jh.) | Realismus (ca. 1850-1900ff) | Frühe Moderne (spätes 19. / frühes 20. Jh.) |
---|---|---|---|---|
Fokus | Gefühl, Fantasie, Natur, Mittelalter, Subjektivität, Sehnsucht, Inneres | Weiterentwicklung rom. Themen, Übergang zu Neuem, oft intensivierter Ausdruck | Wahrheit, Genauigkeit, Alltagsleben (auch unangenehme Aspekte), soziale Realität | Experiment, neue Formen/Harmonien, subjektiver Ausdruck (oft radikal), Bruch mit Tradition |
Grundstimmung | Oft weltflüchtig, idealisierend, emotional | Übergangsweise, oft melancholisch, intensiv, manchmal mystisch | Nüchtern, beobachtend, kritisch | Vielfältig: experimentell, dissonant, stimmungsvoll (Impressionismus), expressiv (Expressionismus) |
Musik (Beispiele) | Schubert, Schumann, Brahms | La Jeune France, Sorabji, Bartók (in best. Werken) | - (Eher in Kunst/Literatur prominent) | Debussy, Strawinsky (frühe Werke), Schönberg (beginnend) |
Dichtung (Beispiele) | Eichendorff, Novalis | Landon, Tennyson | - (Eher in Kunst/Literatur prominent) | Baudelaire (Wegbereiter), Symbolisten |
Kunst (Beispiele) | Friedrich, Delacroix | - (Oft Übergang zu Symbolismus, Impressionismus) | Courbet, Millet | Impressionisten, Post-Impressionisten, Fauvisten, Expressionisten |
Diese Tabelle dient als grobe Orientierung, da die Übergänge, wie erwähnt, fließend sind und die Einordnung von Künstlern und Werken komplex sein kann.
Häufig gestellte Fragen
Welche Epoche folgte direkt auf die Romantik?
Es gab nicht eine einzelne, klar definierte Epoche, die die Romantik schlagartig ablöste. Eine wichtige Übergangsphase war die Postromantik, die romantische Elemente weiterführte und mit neuen Entwicklungen verband. Parallel dazu entstanden Strömungen wie der Realismus in der Kunst und Literatur, und in der Musik begann der Übergang zur „Neuen Musik“ mit Stilen wie Impressionismus und Expressionismus.
Was versteht man unter Postromantik?
Postromantik bezeichnet eine kulturelle Übergangsphase im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nach der Romantik. Sie umfasst Bestrebungen in Musik, Dichtung und anderen Künsten, die spätromantische Elemente mit frühmodernen Ansätzen verbinden, oft durch eine Intensivierung des Ausdrucks oder die Nutzung fortgeschrittener Harmonik in traditionellen Formen.
Wie unterschied sich die Musik nach der Romantik?
Die Musik nach der Romantik, insbesondere in der Postromantik und der frühen Moderne, entwickelte die expressive Sprache der Romantik weiter, nutzte aber zunehmend fortgeschrittene Harmonik und brach schließlich auch mit traditionellen Formen. Stile wie Impressionismus und Expressionismus führten zu neuen Klangfarben, Rhythmen und Strukturen, die sich deutlich von der spätromantischen Musik unterschieden.
Gab es nur die Postromantik nach der Romantik?
Nein. Neben der Postromantik gab es auch andere wichtige Entwicklungen wie den Realismus in der bildenden Kunst und Literatur, der sich bewusst vom Idealismus der Romantik abwandte und das Alltagsleben darstellte. Auch die Anfänge der Moderne fallen in diese Zeit des Übergangs.
Welche Rolle spielte der historische Kontext beim Übergang von der Romantik?
Der historische Kontext war entscheidend. Die gleichen gesellschaftlichen, politischen und technologischen Veränderungen, die zur Romantik als Fluchtbewegung führten, entwickelten sich weiter. Die Konfrontation mit der industriellen Realität, der urbanen Entwicklung und den sozialen Fragen führte zu Strömungen wie dem Realismus. Gleichzeitig suchten Künstler und Musiker weiterhin nach neuen Ausdrucksformen in einer sich wandelnden Welt, was zur Postromantik und den vielfältigen Stilen der Moderne führte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit nach der Romantik keine einheitliche Epoche war, sondern ein komplexes Geflecht aus Weiterentwicklungen, Reaktionen und neuen Anfängen. Die Postromantik trug das Erbe der Romantik in das 20. Jahrhundert, während gleichzeitig der Realismus eine nüchternere Perspektive etablierte und die vielfältigen Strömungen der Moderne begannen, die Kunstwelt radikal zu verändern. Es war eine Zeit des Übergangs, des Experimentierens und der Diversifizierung, die den Weg für die Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts ebnete.
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